Drachensonne. Thomas Strehl

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Drachensonne - Thomas Strehl

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und Legenden.«

      Kalil lächelte breit. »Also ehrlich«, sagte er. »Man kann doch gar nicht anders, als vor Ehrfurcht zu erstarren, wenn man all dies sieht. Schließlich bewahrt das Drachenfeuer den Frieden Karma´neahs und seine Wärme auch unser aller Leben.«

      Er wollte mit seiner lockeren Art die Bedenken der Freunde und seine eigene Unsicherheit zerstreuen, doch bei Tyk biss er auf Granit.

      »Das ist es doch«, sagte der Junge. »Das Feuer bannt mit seiner Wärme die eisigen Truppen in den Sturmfelsen.« Er deutete aufs Feuer. »Welche Wärme?«, fragte er höhnisch.

      Jonaas und Kalil blickten automatisch in die Flammen, und sie wussten, das Tyk recht hatte.

      Das Feuer war nicht heiß, nicht einmal lauwarm, also wie konnte es ihrer ganzen Welt Wärme schenken, wenn es nicht einmal in der Lage war, diese Höhle zu beheizen?

      »Vielleicht ist alles nur ein Symbol«, begann Kalil, doch Tyk fiel ihm ins Wort. »Oder vielleicht ist auch alles nur Quatsch, reine Zeitverschwendung, völliger Unsinn.« Er wurde immer lauter, und Jonaas blickte sich unbehaglich um. Irgendwie hatte er Angst, dass das Feuer ihnen Tyks Anfall übelnahm.

      »Langsam, langsam, Tyk«, sagte Kalil. »Hier, trink erst mal ‘nen Schluck, und dann beruhige dich.«

      Der Angesprochene zögerte kurz, dann nahm er den dargebotenen Krug und setzte ihn an die Lippen.

      »Ich weiß gar nicht, warum du dich jetzt noch so aufregst. Schließlich kann uns ab morgen dieses Feuerchen gestohlen bleiben«, beschwichtigte Kalil. »Morgen ist all dies hier vorbei.«

      Tyk setzte den Krug so hart ab, dass er in zwei Teile zersprang. Wasser lief über die Felsen und benässte die Decke, auf der er saß.

      »Aber das ist es ja gerade«, sagte er frustriert. »Morgen kehren wir ins Dorf zurück und feiern ein riesiges Fest. Aber übermorgen muss jeder seinen Platz in der Gemeinschaft einnehmen.« Er sah Jonaas an. »Du wirst die Heilkünste deiner Mutter erlernen.« Dann blickte er zu Kalil. »Und du wirst mit deinem Vater eure Felder bestellen und deine Hütte mit Duniah teilen. Und ich...«

      Er sprang auf und trat die Scherben des Kruges durch die Höhle. »Ich hab einfach keine Lust, den Rest meines Lebens an einem Schmiedefeuer zu verbringen.«

      Kalil und Jonaas sahen sich an, dann stand der Blonde auf und legte Tyk die Hand auf die Schulter. Natürlich wussten sie, dass ihr Freund das Schmiedekunstwerk seines Vaters nicht mit Begeisterung betrachtete, doch dass der Stachel so tief saß, hatten sie nicht geahnt.

      »Wenn dich das so belastet, dann sprich mit deinem Vater und erkläre ihm, dass du etwas anderes machen möchtest.«

      »Pah.« Tyk schüttelte die Hand seines Freundes ab. »Als ob das so einfach wäre. Meinst du, ich hätte etwas Derartiges nicht schon versucht?«

      »Und?«

      »Völlig zwecklos.« Er nahm ein Stück Dörrobst aus einem der Behälter und kaute darauf herum. Sein Blick ging ins Leere. »Mein Vater beruft sich auf die Traditionen«, sagte er leise. »Und die stehen in unserem Dorf doch beinahe über allem. Der Sohn eines Bauern wird Bauer, der eines Jägers Jäger, und jemand, der aus einer Hirtenfamilie kommt, wird Hirte, also bleibt für mich nur ...« Er brach ab.

      »Aber was ist so schlimm daran?« Kalil wickelte sich in eine Decke. »Die Traditionen sorgen für Ordnung im Dorf. Jede Familie übernimmt eine Aufgabe, füllt sie gut aus und sorgt damit für das Gemeinwohl.«

      »Pah, Gemeinwohl«, brach es aus Tyk hervor. »Und wo bleibt der Einzelne? Was ist mit mir? Bin ich dazu verurteilt, ein unglückliches Leben zu leben, nur damit es anderen gut geht?«

      Er blickte aufs Feuer, und seine Augen blinzelten herausfordernd.

      »Manchmal glaube ich, der Goon hatte recht«, sagte er trotzig und ließ sich zu Boden sinken.

      Kalil und Jonaas zogen hörbar die Luft ein.

      Der Goon. Es war verboten, über ihn zu sprechen, verboten, auch nur an ihn zu denken, der Goon war aus ihrer aller Leben verschwunden.

      Und doch dachte Jonaas gerade deswegen oft an ihn, und er wusste, dass es vielen anderen genauso erging.

      Eigentlich hieß der Goon Mykiel und war ein Junge wie jeder andere. Und obwohl er drei Jahre älter als Jonaas und seine Freunde war, hatten sie als Kinder viel Zeit miteinander verbracht.

      Dann, im jugendlichen Alter, hatte Mykiel angefangen, sich zu verändern. Erst wurde er ruhig und verschlossen, beinahe grüblerisch, dann brach es immer öfter aus ihm heraus.

      Sein Kopf war voller Ideen und Visionen, und er mischte sich oft in die Gespräche der Männer ein und wollte Dinge grundlegend ändern.

      Erst ignorierte man ihn, dann, als Mykiel immer aufdringlicher und ungeduldiger wurde, wurden die Männer böse, und manchmal hagelte es Schläge für das aufmüpfige Kind.

      Doch Mykiel wurde nicht ruhiger. Zu viele Ideen durchflogen seinen Kopf, schossen hin und her wie Schwalben an einem Sommertag.

      Seine Mutter und sein Vater versuchten, ihn zu bremsen, vertrösteten ihn auf den Tag, wenn er ein Mann wurde, um endlich gehört zu werden, doch Mykiel wollte keine weiteren dreihundert Tage warten. Stattdessen beschloss er, dass das Bewahren der Flamme reiner Unsinn war, erklärte sich selbst zum Mann und verkündete, nicht an der Prüfung teilzunehmen.

      Doch damit brachte er die Ältesten des Dorfes gegen sich auf.

      Für kleinere Vergehen untereinander gab es drei Richter, aber ein Nichtteilnehmen an der Prüfung, ein Verschmähen der heiligen Aufgabe, das war ein Verbrechen an der Gemeinschaft. Und dafür kannte das Dorf nur eine Strafe.

      Mykiel wurde ein Goon. Er verlor seinen Namen, seine Rechte, seine Habe und seinen Platz im Dorf.

      Jemand, der die Flamme nicht bewahren wollte, war kein Sangapao und hatte sein Leben verwirkt.

      Nur mit einer Hose bekleidet, ohne Waffen und Nahrung, brachten ihn Reiter unter lautem Wehklagen seiner Familie aus dem Dorf und schleppten ihn an einen weit entfernten Platz.

      Mit der Drohung, dass man ihn sofort töten würde, wenn er ins Dorf zurückkehrte.

      Von nun an war er ein Ausgestoßener, ein Goon, ohne Stamm, Familie und Zuhause.

      Jonaas dachte an den Tag zurück, als die Reiter den zappelnden fluchenden Burschen aus dem Dorf gebracht hatten.

      Es schauderte ihn. Nie würde er diesen Moment vergessen, den Moment, der ihm klar gemacht hatte, dass die Gemeinschaft alles und man ohne ihren Schutz nackt und verloren war.

      Es war das einzige Mal seit über hundert Jahren, dass die härteste aller Strafen verhängt wurde, und da auch die Jäger, welche die umliegenden Wälder durchstreiften, den Goon nie wiedersahen, war jedem klar, das Mykiel umgekommen war.

      Und nun meinte Tyk, dieser Mykiel hätte richtig gehandelt?

      »Das meinst du nicht ernst«, sagte Jonaas. »Du weißt so gut wie ich, dass der Goon ein kleines bisschen verrückt war.«

      »Ach ja?« Tyk streckte herausfordernd den Kopf vor. »Ich

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