Drachensonne. Thomas Strehl

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Drachensonne - Thomas Strehl

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der Sturmfelsen und wurden nie wieder gesehen.

      Dann verschwand der Drache so schnell, wie er erschienen war, und zurück blieb einzig Galaan.

      Doch er hielt ein Geschenk in seinen Händen, eine Fackel, entzündet vom Feuer des Drachen, und die Legende berichtet, dass, solange sich das Feuer in den Händen der Gerechten befindet, Karma´neah und seinen Völkern kein Leid mehr geschehen könne.

      Denn die Wärme der Flammen wird von der eisigen Horde gefürchtet und hält sie für immer gebannt, und das Gefängnis Paradurs lässt sich nur mit diesem Drachenfeuer öffnen.

      Galaan, wissend, wie großartig das Geschenk des Drachen war, suchte einen sicheren Ort für die Flammen und fand ihn im Talangebirge.

      Und das tapfere Volk der Talan, die ihn freundlich aufnahmen, wurden zu Sangapao und schworen, die Flamme zu bewahren und damit den Frieden von ganz Karma´neah.

      Galaan war nun schon seit Hunderten von Jahren verschwunden, doch die Legende des Drachenfeuers lebte fort, und das Bewahren der Flamme war bis heute ein fester Bestandteil im Leben des kleinen Bergvolkes.

      Krieger, die anfangs die Flamme bewacht hatten, gab es nicht mehr, und nach und nach bekam das Bewachen der Flamme symbolischen Charakter.

      Es wurde ein Ritual daraus, in dem die Jungen des Dorfes bewiesen, dass sie Verantwortung für die Gemeinschaft übernehmen konnten, und wenn sie die Prüfung der dreihundert Tage abgelegt hatten, wurden sie bei einem großen Fest in den Stand der Männer aufgenommen.

      All dies schoss Jonaas durch den Kopf, als er den Weg durch das Höhlenlabyrinth in die Halle des Lichts antrat.

      Nur selten erhellte eine Fackel seinen Weg, doch er hätte selbst in völliger Dunkelheit den Weg gefunden, denn schließlich hatte er dreihundert Tage Zeit gehabt, sich zu orientieren.

      Der Weg führte ihn vorbei an anderen Schlafhöhlen, vorbei an Vorratskammern, die Dörrobst, Dörrfleisch und Dörr-was-weiß-ich enthielten, und Jonaas' Magen knurrte. Neben dem Himmelslicht vermisste der Junge am meisten seine Mutter und ihre gute Küche.

      Er freute sich auf das morgige Fest, das man ihnen zu Ehren ausrichten würde, und auf die Berge frischen Essens, die man ihnen dann auftischte.

      Jonaas beschleunigte seine Schritte, als der Weg durch die Felsen breiter wurde.

      Fackeln gab es hier nicht mehr, und doch wurde der Weg immer heller, waren die Steine um Jonaas herum immer deutlicher zu sehen, eingetaucht in grünes Licht, das aus dem Berg selbst zu kommen schien.

      Der Junge wusste, dass er nur noch eine Weggabelung vor sich hatte, einmal musste er sich noch nach links wenden, dann würden die Felsen den Blick auf die Halle des Lichts freigeben.

      Jonaas hielt kurz an und atmete einmal tief durch.

      Wie immer, wenn er die große Halle betrat, verharrte er einen Moment, um sich auf das vorzubereiten, was er gleich sah.

      Und wie immer würde es ihm nicht gelingen.

      Nichts konnte einen auf dieses Naturschauspiel vorbereiten, und niemand, der es nicht selbst gespürt hatte, konnte nachempfinden, was beim Anblick des Drachenfeuers in einem vorging.

      Noch einmal ein tiefer Atemzug mit geschlossenen Augen.

      Dann tat Jonaas ein paar Schritte vorwärts und betrat die heilige Halle.

      Die Höhle war nicht natürlichen Ursprungs. Sie maß ungefähr zweihundert Pferdelängen im Durchmesser und war genau kreisrund. Die Wände, die so hoch empor ragten, dass sie sich in der Dunkelheit verloren, waren so glatt geschliffen wie Glas.

      Sie reflektierten die Flamme, die genau im Zentrum des Raumes brannte, immer und immer wieder und sorgten so dafür, dass man das Gefühl hatte, mitten im Feuer zu stehen.

      Jonaas blinzelte. Nach der Dunkelheit der anderen Höhlen war diese Lichtkaskade eine so große Reizüberflutung für seine Augen, dass er einige Minuten brauchte, um sich daran zu gewöhnen.

      Schließlich gelang es ihm, die Reflexionen auszublenden und sich nur auf das eigentliche Drachenfeuer zu konzentrieren.

      Der Ursprung des Lichtes war eine gut drei Pferdelängen hohe Flammensäule, die einige Ellen über dem Boden aus dem Nichts heraus entstand.

      Sie brannte ruhig, flackerte nur unmerklich und erleuchtete die Höhle in allen Farben des Regenbogens.

      Das Feuer hing einfach mitten im Raum, ohne Ursprung, ohne Versorgung.

      Niemand musste Holz nachlegen, Reisig, Stroh oder etwas anderes, um die Flamme am Leben zu erhalten.

      Es war, als hole sich das Feuer seine Energie aus der Luft, doch auch das war schwer vorstellbar, denn die Luft in der Höhle hatte sich nicht aufgeheizt, sondern war kühl und klar, als stünde man mitten in einem Wald.

      Kein Rauch quälte die Augen, keine Hitze die Haut.

      Manchmal glaubte Jonaas, das Feuer selbst wäre kalt, denn auch wenn man näher herantrat, spürte man keinen Temperaturunterschied.

      Oft überlegte er, was wohl passieren würde, wenn die Flammen mit seinem Körper in Berührung kamen, doch der Kontakt zum Feuer war unter Strafe verboten.

      Der Blonde wandte sich nach links und ging an der Wand entlang in den hinteren Teil der Höhle. Dort, auf einer kleinen Bodenerhöhung, hatten die Wächter der Flamme ihr Lager errichtet.

      Einige Decken lagen dort, und es gab Gefäße, in denen sich Lebensmittel und Wasser befanden.

      Kalil hatte sich einen der Krüge genommen, nahm einen Schluck und winkte seinen Freund zu sich.

      »Wird Zeit, dass du kommst«, sagte er gut gelaunt. »Schließlich gebührt dir die Ehre der letzten Wache.«

      Tyk, der etwas abseits saß, starrte aufs Feuer und nickte Jonaas nur kurz zu, doch als der Ankömmling es sich auf seiner Decke bequem gemacht hatte, drehte er sich um.

      »Spürt ihr eigentlich die Kraft, die Macht, die von dem Feuer ausgeht?«, fragte er.

      Kalil runzelte die Stirn. Tyk war der Ruhigste von ihnen, und meistens musste man ihm jedes Wort aus der Nase ziehen, wenn man sich mit ihm unterhalten wollte. Dass er von sich aus ein Gespräch suchte, war denkbar ungewohnt.

      Der kräftige Junge mit den strubbligen schwarzen Haaren sah seine Mitwachen an. »Oder bilde ich mir alles nur ein, weil ich die Geschichten und Legenden kenne?«

      Jonaas zuckte die Schultern. Eigentlich sprach Tyk nur das aus, was er selbst schon oft beim Anblick des Feuers gedacht hatte. Und auch von Kalil hatte er aus verschiedenen Andeutungen gehört, dass er sich über die Wahrheit der Geschichten nicht im Klaren war.

      Sicher, die Flammen mitten in der Höhle waren ungewöhnlich und seltsam, aber hieß das automatisch, dass ihre Entstehungsgeschichte den Tatsachen entsprach?

      Er hatte oft in den dreihundert Tagen darüber nachgedacht, doch jetzt, als Tyk es offen aussprach, erschrak er innerlich.

      »Ich spüre etwas«, sagte Jonaas diplomatisch. »Immer wenn ich die Höhle betrete, geht etwas in mir vor, aber ich

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