Mission SOL 2020 Paket (1 bis 12). Madeleine Puljic

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Mission SOL 2020 Paket (1 bis 12) - Madeleine Puljic PERRY RHODAN-Mission SOL 2

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wandte sich ab. Er gab nichts, was er hätte tun können. Niemals wäre er rechtzeitig in den unteren Tunnel gelangt, um dem dortigen Opfer zu helfen. Er hatte denjenigen gerettet, den er hatte erreichen können ... Eine leise Stimme in seinem Innern erinnerte ihn an die gedankenschnelle Bewegung, mit der er überhaupt an den Unglücksort gelangt war. Vermutlich hätte er auch den unteren Arbeiter erreicht, wenn er es versucht hätte.

      Aber er hatte seine Entscheidung getroffen. Und immerhin hatte er ein Leben gerettet. Er sah zu dem Arbeiter, den er aus seinem Gefährt gezogen hatte, und erschrak. Die Beine des Wesens – oder das, was er dafür gehalten hatte – waren eine blutige, schleimige Masse. Das Wesen selbst sah ihn aus trüben, vorwurfsvollen Augen an, während sein Atem immer flacher und flacher ging.

      Die Schuld traf Rhodan, sobald er begriff: Das Wesen hatte sich nicht an ihn geklammert. Es hatte versucht, ihn abzuwehren. Es hatte auch nicht festgesteckt – es war mit seinem Fahrzeug verwachsen gewesen wie ein Weichtier mit seiner Schale. Und er hatte es gewaltsam herausgerissen und damit ebenso zum Tod verurteilt wie den anderen Arbeiter.

      Er hatte zu wissen geglaubt, was zu tun war. Und damit alles nur schlimmer gemacht. Hastig sah sich Rhodan um. Vielleicht war es noch nicht zu spät. Vielleicht gab es noch etwas, das getan werden konnte.

      »Hilfe!«, schrie er. Doch obwohl inzwischen andere Angehörige dieses Volkes ihre Arbeit niedergelegt und sich um den Unglücksort versammelt hatten – alle in ihren Fahrzeugen, wie er nun feststellte –, machte keiner von ihnen Anstalten, ihm irgendwie zu Hilfe zu eilen.

      Rhodan drückte die Hände auf die Stellen des Fremdwesens, die am stärksten bluteten, aber die Wunden waren zu groß.

      Das unbekannte Wesen röchelte noch einmal, schnappte nach Luft – und blieb regungslos liegen.

      Das Bild verblasste. Rhodan sah auf seine Hände, an denen das Blut des Toten verschwand, als wäre es nie dort gewesen. Aus seinen Gedanken konnte er das Geschehene nicht so leicht verbannen. Ganz gleich, ob es nur eine Simulation gewesen war – er hatte versagt. Als Mensch ... und wohl auch als Prüfling, wie ihm gerade bewusst wurde.

      Doch dann erschien ein weiteres Mal die Galaxis um ihn herum, und Rhodan runzelte die Stirn. Er hatte versagt! Begriff BARIL das nicht? Seinetwegen waren zwei Wesen gestorben statt nur einem ...

      Nein, das stimmte nicht. Er hätte den Verlust halbieren können. Aber hätte er nichts getan, hätten dennoch beide den Tod gefunden.

      War das der Ausgleich, den BARIL forderte? Einmal deeskalierte er eine Situation, und ein anderes Mal tat er nichts?

      Sein Kopf schwirrte, aber der Test gönnte ihm keine Ruhe. Da er keine Anstalten machte, eine neue Welt auszuwählen, wurde die Wahl von irgendjemand anderem für ihn getroffen. Ein Sonnensystem rückte in seinen Fokus, und diesmal erkannte er es.

      Nur, dass es nicht nach Yahouna gehörte. Das war das Solsystem! Woher kannten die Ritter seine Heimat? Konnten sie in seine Gedanken blicken, trotz seiner Mentalstabilisierung? Oder hatten sie Zugriff auf die Datenspeicher der SOL, was nicht minder problematisch gewesen wäre?

      Die Simulation zog ihn näher an die Erde heran. An eine urtümliche Version davon, wie er nun feststellte. Saurier tummelten sich fröhlich auf den Kontinenten. Rhodan runzelte die Stirn. Was war das nun wieder? Eine Version von »Tritt in der Vergangenheit auf keinen Schmetterling«?

      Entsprechend vorsichtig sah er sich um. Wie es schien, war er an einem Brutplatz gelandet. In dem sumpfigen Gewässer, an dessen Ufer er stand, schaufelten Oviraptoren eine schützende Erdschicht auf ihre Gelege.

      Rhodan sah die Fürsorge, mit der sie das taten. Der Anblick rührte ihn – und zugleich machte er ihn nervös. Was würde BARILS Stimme ihm diesmal auftragen? Sich gegen einen Raubsaurier zu stellen, um die Gelege zu schützen? Zu entscheiden, welches Ei gefressen wurde und welches schlüpfen durfte?

      Das Röhren eines Sauriers ließ ihn zusammenzucken. Er fuhr herum, bereit, sich dieser neuen Aufgabe zu stellen – aber es war nur ein Freudenruf. Die Eier knackten. Winzig kleine Lebewesen bahnten sich einen Weg in die Freiheit, ins Leben.

      Was verlangte BARIL von ihm? Sollte er diesen Nachwuchs vernichten? Darauf konnte die Superintelligenz lange warten. Er war selbst Vater, auch wenn seine Kinder längst nicht mehr auf seinen Schutz angewiesen waren. Aber er würde keine unschuldigen Leben zerstören. Eher würde er es mit einem Tyrannosaurus aufnehmen, so aussichtslos das auch sein mochte. Er würde diese frisch geschlüpften Saurier beschützen.

      Abrupt wurde er von der Erde ins All gerissen. Irritiert sah er sich um. Er befand sich nach wie vor im Solsystem, also war der Test wohl noch nicht vorüber. Er konnte die Erde sehen ... und einen gewaltigen Asteroiden dahinter.

      Nein. Das ist nicht fair. Das kannst du nicht machen!

      Und dennoch wusste er, dass er sein eben noch gegebenes Versprechen brechen musste. Der Asteroid hatte einen Durchmesser von mehr als zehn Kilometern, und er nahm Kurs auf die Erde. Rhodan wusste, dass er ihn aufhalten konnte. Er konnte aber auch die jungen Dinosaurier retten – und damit seine eigene Spezies zur Nichtexistenz verdammen.

      Vielleicht würden andere Völker entstehen, die die Erde anstelle der Lemurer bevölkerten. Aber dann würde es niemals Menschen geben, niemals Siganesen, Ertruser, Epsaler; keine Akonen, keine Arkoniden, keine Tefroder.

      Rhodan presste die Lippen zusammen. Er wollte sich abwenden, aber er konnte nicht. Das hatten die Saurierjungen nicht verdient.

      Er schwebte im All, ein stummer Zeuge für eines der größten Massensterben auf seinem Heimatplaneten – und den Tod der winzigen Kreaturen, die sich eben erst einen Weg ins Leben erkämpft hatten.

      Als sich diesmal die Yahounagalaxis um ihn formte, verspürte er eine seltsame Leere in sich. Wozu tat er das alles? Wieso ließ man ihn Szenarien durchleben, die er ohnehin nicht gewinnen konnte?

      Und warum nahm ihn das alles so mit? Er hatte in seinem Leben schon viele Führungspositionen innegehabt und mehr als genug Schlachten angeführt, im Laufe von Jahrtausenden viele Leben beendet, weil er falsche Entscheidungen getroffen hatte. Oder auch richtige, oft genug spielte das keine Rolle. Die Schuldgefühle blieben.

      Aber das war nun mal die Schattenseite einer Leitungsfunktion. Er trug die Verantwortung für die Leben, die er kommandierte. Manchmal bedeutete das, schuld an ihrem Tod zu sein. Es bedeutete jedoch auch die Gewissheit, dass man alles getan hatte, um sie zu retten. Rhodan hatte nicht darum gebeten, diese Rolle auszufüllen. Aber nun, da er es musste, tat er es verdammt noch mal mit allem, was dazugehörte.

      Und im Augenblick gehörte dazu offensichtlich, dämliche Simulationen zu durchleben, um sein Raumschiff und seine Mannschaft zu retten.

      Entschlossen griff Perry Rhodan nach dem nächsten Stern.

      8.

      Kessaila, in den Slums von Muaal

      »Das war kein Truvaud«, behauptete Kii'Daan nun bereits zum wiederholten Mal. Unwirsch zog sie ihre Flügel um sich wie einen zweiten Mantel und drehte sich zur Feuerstelle. »Kannst du das Thema endlich mal gut sein lassen, du Nervensäge?«

      »Aber wer soll es denn sonst gewesen sein?«, beharrte Ha'Tuuk. Sie warf die lauwarme Dose mit Fertignahrung auf den Tisch. »Du gibst doch auch zu, dass es ein Kriegsgefangener sein muss!«

      »Aber eben kein Truvaud.«

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