Mission SOL 2020 Paket (1 bis 12). Madeleine Puljic

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Mission SOL 2020 Paket (1 bis 12) - Madeleine Puljic PERRY RHODAN-Mission SOL 2

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die Klappe erneut, um Semmarus Mahlzeit auszuspucken. In der Schüssel des Diplomaten lag ein stinkendes, fauliges Fleischstück. Der Geruch allein reichte aus, um Rhodan den Magen umzudrehen. Als Semmaru auch noch das Maul öffnete, eine stechrüsselartige Zunge in das Fleisch bohrte und lautstark zu schlürfen begann, resignierte Rhodan endgültig.

      »Du sagtest, die Prüfung wird einige Tage in Anspruch nehmen«, sagte er, um sich von dem unappetitlichen Anblick abzulenken.

      »In der Tat.« Semmaru schnappte nach einer Fliege, die vom Fäulnisgeruch seiner Mahlzeit angelockt worden war, und stopfte sie sich in den Mund. »BARILS Stimme urteilt nicht leichtfertig. Es geht schließlich nicht nur um dich.«

      »Aber ich stehe unter Anklage.«

      »Stellvertretend.«

      Eine weitere Fliege kam angeschwirrt. Sie landete auf dem Teller, kroch über Semmarus Krallen und begann, an den chitinartigen Schuppen seines dürren Arms nach oben zu krabbeln. Der Diplomat schien das nicht zu bemerken. Er war damit beschäftigt, das stinkende Fleischstück auszusaugen.

      »Es ist so«, erklärte er zwischen seinen Schlucken. »Du hattest das Kommando inne, also trägst du auch die Verantwortung. Das Schicksal deines Schiffs und damit all derer, die dich begleiten, hängt davon ab, ob du die Wahrheit gesagt hast. Du wirst beweisen müssen, dass es tatsächlich dein Anliegen war, für einen Ausgleich der Kräfte zu sorgen.«

      »Und wie soll ich das anstellen?« Prüfung klang so einfach, aber auch das konnte ein Euphemismus sein. Wie wollten die Ritter seine wahren Intentionen überprüfen? Indem sie in seine Gedanken eindrangen?

      Was Rhodan wirklich von diesen Religionsfanatikern hielt, wollte er lieber nicht offenbaren.

      Inzwischen hatte die Fliege Semmarus Brustpanzer erreicht und schob sich durch die Öffnung an seinem Kragen.

      Nur mit Mühe unterdrückte Rhodan das Bedürfnis, über seine eigenen Arme zu wischen.

      Der Diplomat dagegen zeigte immer noch keine Reaktion auf das Insekt, sondern fuhr in aller Ruhe fort: »Man wird dich allerhand Tests unterziehen. Wachsend schwierige Simulationen, in denen du dich moralischen Dilemmata stellen musst, um zu beweisen, dass dir das Gleichgewicht in Yahouna wahrhaftig ein Anliegen ist. Allerdings ...« Er drehte den dreieckigen Kopf hin und her. »Falls du versagst, wird die Strafe für dein Schiff nicht so glimpflich ausfallen wie das erste, schnelle Urteil der Stimme.«

      Das waren ja schöne Aussichten! Rhodan hatte sich auf die Verhandlung eingelassen, weil er dachte, dadurch die Position der SOL verbessern zu können. Möglicherweise hatte er stattdessen alles nur schlimmer gemacht.

      Zum ersten Mal wurde ihm bewusst, dass es nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich war, dass er diese Tests nicht bestand. Für Ausgleich sorgen – er hatte keine Ahnung, wie ihm das gelingen sollte. Wer wusste schon, nach welchen Gesichtspunkten BARIL entschied?

      Eine knochige Krallenhand legte sich auf seinen Unterarm. Rhodan schauderte, als dabei die Fliege wieder zum Vorschein kam. Summend flog sie auf.

      »Ich werde dich auf deine Aufgaben vorbereiten, so gut ich es vermag«, versprach der Diplomat.

      »Danke.«

      Sollte ihn das nun beruhigen? Rhodan klassifizierte sein Gegenüber zwar in Gedanken als Diplomat, weil ihm das sympathischer erschien. Mit Diplomaten konnte er umgehen. Aber Semmaru war auch ein Ritter BARILS. Und welche Ziele BARIL verfolgte, war nach wie vor unklar.

      Sein Zweifel musste ihm deutlicher anzusehen gewesen sein, als Rhodan dachte, denn Semmaru zuckte mit den Klauen, als wolle er diese Gedanken verscheuchen.

      »Ich habe für deinen Freispruch gestimmt«, versicherte der Ritter.

      »Weil du es für richtig hältst?«, fragte Perry Rhodan. »Oder um A-Kuatond zu widersprechen?«

      Der Diplomat stieß ein leises Sirren aus. »Du bist klug«, meinte er. »Du wirst die Prüfungen bestehen.« Sein Kopf ruckte zur Seite. »Die ersten jedenfalls.«

      Immer dieser Optimismus.

      »Und die anderen?«

      Mit einem gezielten Stoß seines Rüssels verschlang Semmaru die verbliebene Fliege. Dann erhob er sich. »Folge mir! Ich bringe dich in dein Quartier.«

      *

      Die Tür glitt in den Boden und offenbarte ein erstaunlich komfortables Zimmer, das aus einer Schlafkoje, die selbst Yalaba ausreichend Platz geboten hätte, und einem Arbeitsbereich mit Tisch, privater Holostation und gepolstertem Hocker bestand. Durch eine milchige Scheibe erkannte Perry Rhodan ein Badezimmer, das neben einer Nasszelle hoffentlich auch über die notwendigen anderen Ausstattungen verfügte.

      Vor allem aber besaß das Zimmer Farbe. Zwar waren Boden und Decke in den obligatorischen Schwarz-Weiß-Tönen gehalten, die Wände jedoch waren mit ganzflächigen Hologrammen bedeckt, die eindrucksvolle Bilder lieferten: endlose Meere, gleißende Sonnen, Städte, Wälder in allen Farben.

      Hinter Rhodan erklang ein dezentes Räuspern. Semmarus Kopf zuckte von einer Seite zur anderen, als inspiziere auch er den Raum.

      »Ich hoffe, du findest alles, was ein Angehöriger deines Volkes benötigt«, sagte er. »Falls du noch etwas brauchst, kannst du es die Wächter über diese Arbeitsstation wissen lassen.«

      Wächter. Rhodan verzog unglücklich den Mund. »Dann bin ich also ein Gefangener?«

      »Keineswegs!« Der Diplomat gab seiner Stimme einen überraschten Klang. »Du bist ein Gast.«

      »Aber ich werde bewacht.«

      »Das Adyton wird bewacht«, korrigierte Semmaru. »Aber da das Allerheiligste gut geschützt ist, übernehmen die Wächter zuweilen auch andere Aufgaben.«

      Wie die Versorgung von Gästen? In Rhodans Augen war das nur eine Umschreibung der Tatsache, dass er in der Zitadelle keinen unbeobachteten Schritt tun konnte.

      »Ich vergaß.« Der Diplomat streckte seine dünnen Beine.

      Als er dennoch nicht an Rhodan heranreichte, winkte er ihn näher, bis sich Rhodan zu ihm hinabbeugte. Mit flinken Klauen befestigte Semmaru eines der schwarzen, kleinen Signets an Rhodans Kragen.

      »Dein Permit«, sagte der Diplomat.

      »Mein was?«

      Semmaru wedelte mit den oberen vier Händen. »Es identifiziert dich als der, der du bist, und gestattet dir Zugang zu allen öffentlichen Bereichen, den Prüfungsräumen und deinem eigenen Quartier.«

      Rhodan entging nicht, dass der Ausgang des Adytons unerwähnt blieb. Demnach war er durchaus weiterhin ein Gefangener – wenngleich mit etwas größerer Bewegungsfreiheit, als er gedacht hatte.

      »Die Prüfung beginnt morgen«, fuhr Semmaru fort. »Bis dahin hast du ausgiebig Gelegenheit, dich umzusehen, falls das dein Wunsch ist.«

      »Danke. Vielleicht hilft mir ein Spaziergang, mich auf die Tests einzustimmen.« Mehr wäre ihm allerdings geholfen, wenn er einfach hätte verschwinden können. Aber den Gefallen würden ihm die Ritter nicht tun. Ob er wollte oder nicht, er musste sich den Prüfungen stellen, die sie für ihn bereithielten.

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