Sophienlust Staffel 14 – Familienroman. Elisabeth Swoboda

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Sophienlust Staffel 14 – Familienroman - Elisabeth Swoboda Sophienlust Staffel

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verlegen. Otmar wartete auch gar keine Antwort ab, denn er sah, woran sie arbeitete.

      »Was soll das werden? Ostern ist doch längst vobei.«

      »Es ist nicht für Ostern«, erwiderte Irene kurz. Dann blickte sie ihn fragend an. »Hast du noch etwas entdeckt, das ich wegzuräumen vergessen habe?«

      Durch diesen unerwarteten Angriff wurde Otmar aus dem Konzept gebracht. Er fing sich aber rasch wieder. »Nein. Du hast mich vorhin missverstanden. Ich wollte dir keine Vorwürfe machen.«

      »Nein? Was sonst?«

      »Irene, bitte, hör mir zu. Es kann so nicht weitergehen. Ich weiß, dass ich dir Grund genug gegeben habe, auf mich böse zu sein. Aber ich werde alles wiedergutmachen. Du sollst einen neuen Hund haben.«

      »Einen neuen Hund?« Irene wusste im Moment nicht, worauf Otmar hinauswollte. »Ach so, du glaubst, dass du Billie umgebracht hast. Und jetzt willst du dich großzügig erweisen und mir einen neuen Hund kaufen. Ist dir nicht klar, dass ein Hund ein Lebewesen ist und nicht irgendein lebloses Ding, das man rücksichtslos zerbrechen und wegwerfen kann, weil es so leicht ist, jederzeit ein neues anzuschaffen?«

      »So habe ich es nicht gemeint. Was soll ich denn tun? Was verlangst du von mir?«

      »Nichts. Billie ist noch durchaus lebendig und erholt sich prächtig.«

      »Warum hast du mir das nicht erzählt?«

      »Weil ich nicht geglaubt habe, dass es dich interessiert.«

      »Du bist so anders als sonst. Kannst du mir nicht verzeihen? Ich weiß, dass ich nicht immer der beste Ehemann war. Aber wenn wir manchmal nicht der gleichen Meinung waren …«

      »Du meinst, wenn wir uns gestritten haben«, fiel Irene ihm ins Wort.

      »So würde ich es nicht nennen. Jedenfalls haben wir uns immer wieder geeinigt.«

      Irene war nahe daran zu sagen, ja, weil ich immer nachgegeben habe. Aber sie schwieg. Sie wollte keinen neuen Streit heraufbeschwören. Diese Auseinandersetzung war ihr unerwünscht, denn sie war mit sich selbst noch nicht im Reinen. Außerdem wollte sie unbedingt noch heute den Hasen für Anselm fertig machen.

      Otmar wartete auf eine Reaktion von Irene. Bisher war sie ihm stets freundlich entgegengekommen und hatte ihm dadurch die Versöhnung immer erleichtert. Da sie aber diesmal kein Wort äußerte, meinte er: »Ist dir Billie wirklich so wichtig, dass du seinetwegen die Existenz unserer Ehe gefährden willst? Du hast mir gerade erzählt, dass es ihm wieder gut geht.«

      »Er hätte tot sein können«, murmelte Irene.

      »Ich versichere dir nochmals, dass es mir leid tut. Du brauchst keine Angst zu haben, dass es wieder vorkommen könnte. In Zukunft werde ich mich besser beherrschen.«

      »Billie hat dir doch nichts getan«, sagte Irene – eigentlich gegen ihren Willen, denn sie hatte nicht vor, sich auf eine längere Debatte einzulassen.

      »Das weiß ich. Es war nur …« Otmar zögerte und sprach schließlich die Worte, die ihm auf der Zunge lagen, nicht aus, um Irene nicht zu verletzen. Die Sehnsucht, anstelle des Hundes sein Kind vor sich zu sehen und von ihm begrüßt zu werden, hatte ihm einen Augenblick lang die Beherrschung geraubt.

      »Ich war einfach schlecht aufgelegt«, vollendete er den begonnenen Satz. »Wollen wir den Vorfall nicht einfach vergessen« bat er.

      »Ja, reden wir nicht mehr davon«, stimmte Irene zu.

      Otmar wertete dies als Zeichen der Versöhnung und umarmte seine Frau, was sie jedoch regungslos geschehen ließ. Gleich darauf hielt sie den fast fertigen Plüschhasen mit ausgestrecktem Arm von sich weg und begutachtete ihn mit zurückgelehntem Kopf von allen Seiten. »Ich hätte die Ohren doch lieber mit rotem Stoff füttern sollen«, meinte sie dabei.

      Otmar hatte sich die Versöhnungsszene etwas anders vorgestellt. Aber er fand nicht die rechten Worte, Irene das begreiflich zu machen. Außerdem hoffte er, dass sich mit der Zeit alles von selbst wieder einrenken würde. Deshalb sagte er nur: »Rosa ist genau die richtige Farbe für die Ohren. Der Hase ist dir sehr gut gelungen.«

      Mit diesem Lob gedachte er Irene zu erfreuen. Doch nichts in ihrer Miene ließ darauf schließen, dass ihm das gelungen war.

      *

      Anselm nahm Irenes Geschenk mit großer Freude entgegen. Die beiden schlossen sich immer enger aneinander an. Irene besuchte den Jungen nun jeden Tag. Meist wanderte sie dann mit ihm zum Tierheim, wo sie Billie, der schon wieder gut laufen konnte, zu einem Spaziergang durch den Wald abholten.

      Obwohl Anselm ein eher scheues Kind war, hatte er zu Irene solches Zutrauen gefaßt, dass er mit ihr freimütig über alles, was ihm in den Sinn kam, plauderte. Unter anderem beschrieb er ihr mit begeisterten Worten die elektrische Eisenbahn, die er von seinem Vater zu seinem fünften Geburtstag bekommen hatte.

      Irene hörte ihm aufmerksam zu, doch sie war der Meinung, dass die Phantasie mit dem Jungen durchging. Im Kosmetiksalon hatte sie von Frau Kaufmann einigen Tratsch über deren Chefin, Frau Nissel, vernommen. Zwangsläufig war dabei auch die Rede auf Anselm, der ja Irene sozusagen, hingeschickt hatte, gekommen. Frau Kaufmann, froh, eine so interessierte Zuhörerin gefunden zu haben, hatte sich dabei kein Blatt vor den Mund genommen.

      »Der arme Junge«, hatte sie gesagt. »Er kann einem richtig leid tun. Die einzige Person, die sich wirklich um ihn gekümmert hat, war seine Großmutter. Und die ist jetzt tot. Ich weiß nicht, was nun mit dem Jungen geschehen soll.«

      »Er hat doch eine Mutter«, hatte Irene eingewandt.

      »Ach, Frau Nissel!« Das hatte ziemlich abschätzig geklungen. »Ich will gewiss nichts Schlechtes über sie sagen. Sie hat mich immer gut behandelt und ist geradezu die ideale Chefin. Mit den Kundinnen weiß sie in einmaliger Weise umzugehen, nur auf die Behandlung von Kindern versteht sie sich weniger.«

      »Ist sie nicht nett zu Anselm?«, hatte Irene gefragt.

      »O doch. Sie liebt ihn sehr. Aber sie ist einfach nicht fähig, auf das Kind einzugehen. Man kann ihr daraus gar keinen Vorwurf machen. Sie ist eben nicht der Typ dafür. Es ist so ganz und gar nichts Mütterliches an ihr.«

      »Und Anselms Vater?«, hatte Irene zu fragen gewagt.

      »Vater? Von einem Vater habe ich nie etwas gesehen oder gehört.«

      *

      Denise betrachtete die wachsende Freundschaft zwischen Anselm und Irene einerseits wohlwollend, andererseits mit Besorgnis. Der Junge gewöhnte sich immer mehr an Irene. Er sprach nun nicht mehr so oft von seiner Großmutter und schien den Schmerz über ihren Tod teilweise überwunden zu haben. Dafür begann beinahe jeder seiner Sätze mit den Worten: Tante Irene.

      Denise überlegte besorgt, wie wohl Anselms Mutter darauf reagieren würde. Da von Frau Nissel noch immer keinerlei Nachricht eingetroffen war, wusste Denise nicht, wie sich Anselms Zukunft gestalten würde. Der Junge hatte erst vor kurzem seine Großmutter verloren. Würde er nun plötzlich von Irene getrennt werden, wäre das ein schwerer Schlag für ihn.

      Irene verdrängte Denise gegenüber diese Absicht und fragte sie um ihre Meinung. Denise äußerte Bedenken. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Mutter so ohne weiteres auf ihr Kind verzichtet«, sagte

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