Sophienlust Staffel 14 – Familienroman. Elisabeth Swoboda
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»Schade, dass deine Frau dir davongelaufen ist«, bemerkte Lauretta. »Aus deiner Erzählung ging hervor, dass Anselm sich an sie angeschlossen hat. Das ist ein merkwürdiger Zufall …«
»Bitte, reden wir nicht von Irene«, unterbrach Otmar sie.
»Geht es dir so nahe?«
»Ja.«
»Dann liebst du Irene?«
»Ja, ich liebe sie. Wie sehr, weiß ich erst, seit sie fort ist.«
»Warum versuchst du nicht, sie zurückzuholen?«
»Ich habe keine Ahnung, wohin sie gefahren ist.«
»Das herauszubekommen, kann doch nicht so schwierig sein. Leben ihre Eltern noch?«
»Ja, in München.«
»Dann fahre nach München. Ich würde mich in einer solchen Situation zu meinen Eltern flüchten. Wahrscheinlich hat das auch deine Frau getan.«
»Glaubst du?«
»Natürlich. Sei nicht so schwerfällig. Soll ich dich vielleicht an die Hand nehmen und nach München führen?«
»Nein. Aber warum bist du plötzlich so eifrig darauf bedacht, dass ich mich mit meiner Frau versöhne?«
»Weil das mein schlechtes Gewissen beruhigen würde. Außerdem – wenn sie Anselm wirklich so gern hat, wie du mir erzählt hast, vielleicht würde sie sich um den Jungen kümmern?«
»Du meinst also, ich soll nach München fahren und versuchen, Irene zurückzuholen?«
»Wenn du Wert auf eine Versöhnung mit deiner Frau legst, wird dir nichts anderes übrigbleiben. Von selbst wird sie nicht zurückkommen, nach allem, was du ihr angetan hast.«
»Das sagst du? Ergreifst du jetzt die Partei meiner Frau?« Otmar war ziemlich fassungslos.
Lauretta zuckte nur die Schultern und ging. Otmar musste mit seinen Problemen allein fertig werden.
Gleich am nächsten Tag nahm er sich Urlaub und fuhr nach München, um seine Schwiegereltern aufzusuchen. Die beiden begrüßten ihn freundlich, zeigten aber deutlich ihr Erstaunen über seinen unangekündigten Besuch. Dann fragten sie ihn, warum er denn Irene nicht mitgebracht habe, sie hätten sich so darüber gefreut, ihre Tochter wieder einmal zu sehen.
So erwies sich die Fahrt nach München als Fehlschlag.
*
Da Lauretta bestrebt war, in der kurzen Zeit, die sie noch in Maibach sein würde, Anselm möglichst oft zu besuchen, war ein Zusammentreffen zwischen ihr und Irene unvermeidlich. Irene bemühte sich zwar, Anselms Mutter auszuweichen, aber sie hatte nicht mit Anselms Hartnäckigkeit gerechnet.
Irene saß gerade mit Vicky im Aufenthaltsraum und versuchte, dem Kind den Unterschied zwischen einer Schnittmenge und einer Vereinigungsmenge klarzumachen. Da Vicky insgeheim darauf brannte, hinauszulaufen, um mit den anderen Kindern zu spielen, war diese Aufgabe nicht einfach. Irene zeichnete unermüdlich Kreise, Schnittlinien, bunte Dreiecke und Vierecke, als sie von dem hereinstürmenden Anselm unterbrochen wurde.
»Tante Irene! Mami ist gekommen. Heute bist du endlich einmal auch da und kannst sie kennenlernen. Komm mit mir.«
»Nein, Anselm. Ich habe jetzt keine Zeit. Ich muss mit Vicky …«
Doch Vicky hatte längst die günstige Gelegenheit genutzt und die Flucht ergriffen. So blieb Irene nichts anderes übrig, als Anselm in die große Halle zu begleiten, wo Lauretta sie erwartete.
Nun standen die beiden Frauen einander gegenüber.
Irene war betroffen über Laurettas Schönheit. Sie dachte, dass eine Konkurrenz mit Frau Nissel von vornherein zum Scheitern verurteilt sei.
»Geh hinaus spielen, Anselm«, befahl Lauretta. »Ich möchte in Ruhe mit Tante Irene sprechen. Ich habe gerade gesehen, dass ein kleines Mädchen hier vorbeigelaufen ist. Lauf ihm nach.«
Anselm fügte sich widerspruchslos diesem Befehl.
Irene sah ein, dass sie um ein Gespräch mit Lauretta nicht herumkommen würde. Sie schlug ihr daher vor, mit ihr in den Aufenthaltsraum zu gehen, wo sie ungestört sein würden, da sich alle Kinder draußen im Freien befänden.
»Ich weiß, dass Sie mir gegenüber keine freundschaftlichen Gefühle hegen«, begann Lauretta, »und das ist nur allzu verständlich. Trotzdem muss ich mit Ihnen sprechen. Natürlich gibt es für mein Verhalten keine Entschuldigung. Es wäre zu viel verlangt, wenn ich Sie bitten würde, mir zu verzeihen.«
Irene hörte mit wachsendem Staunen zu.
Lauretta sprach weiter: »Obwohl ich wusste, dass Otmar verheiratet ist, habe ich mir über seine Frau nie den Kopf zerbrochen. Das heißt, ich war ziemlich verärgert, als er mir erzählte, dass er geheiratet habe, aber ich habe es hingenommen, und es ist alles beim alten geblieben. Über Ihre Gefühle habe ich nicht nachgedacht. Außerdem habe ich angenommen, dass die Sache zwischen Otmar und mir immer geheim bleiben würde.«
»Warum erzählen Sie mir das alles?«, fragte Irene.
»Weil ich von Otmar gehört habe, dass Sie ihn verlassen haben, und weil mir das leid tut.«
»Wieso? Das müsste Sie doch freuen. Otmar ist jetzt frei.«
»Nein, das freut mich ganz und gar nicht. Einen Augenblick lang habe ich Schadenfreude empfunden, aber dann ist mir klargeworden, dass er sich in einem bedauernswerten Zustand befindet.«
»So?«, fragte Irene interessiert.
»Die Trennung von Ihnen hat ihn völlig niedergeschmettert, und deshalb …«
»Das glaube ich nicht. Das ist Unsinn«, unterbrach Irene sie mit einiger Schärfe.
»Es ist die Wahrheit«, beharrte Lauretta. »Mir ist es nicht leichtgefallen, hierherzukommen und mit Ihnen zu sprechen. Sie hassen und verachten mich, und das mit Recht. Ich hatte jedoch gehofft, dass ich einiges wiedergutmachen könnte, wenn ich Ihnen sage, dass Otmar Sie liebt und sich mit Ihnen versöhnen möchte.«
»Das sagen Sie mir?«, fragte Irene verwundert. »Ich verstehe nicht, wieso Sie daran interessiert sind, dass ich mich mit Otmar versöhne. Sie müssten sich doch freuen, dass ich mich von Otmar scheiden lassen will und er dann frei ist.«
»Ich erkläre Ihnen noch einmal, dass mich das nicht freut. Es klingt unmoralisch, aber ich hatte nie den Wunsch, Otmar zu heiraten.«
»Ich dachte … Lieben Sie ihn denn nicht?«
»Nein. Früher einmal habe ich ihn geliebt. Aber selbst damals war mir klar, dass wir niemals zusammenpassen würden. Otmar, mit seinen spießbürgerlichen, kleinlichen Anwandlungen … Verzeihung, ich wollte Sie nicht kränken.«
»Das kränkt mich nicht, obwohl ich fürchte, dass ich Otmars Ansichten in gewisser Weise teile. Eigentlich passt es gar nicht zu ihm, dass er eine Freundin