Sophienlust Staffel 14 – Familienroman. Elisabeth Swoboda

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Sophienlust Staffel 14 – Familienroman - Elisabeth Swoboda Sophienlust Staffel

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Schoenecker, die das Kinderheim Sophienlust für ihren Sohn Nick verwaltete, nickte. »Gern. Uwe wird sich bestimmt wohlfühlen. Die Kleinen sind alle gern hier. Manchen von ihnen ist Sophienlust zur Heimat geworden.« Denise sah lächelnd auf den hübschen kleinen Kerl, der keine Ahnung davon zu haben schien, dass hier über ihn verhandelt wurde. Er lehnte das Köpfchen an den Oberkörper seiner Mama und strahlte sie aus dunklen Augen glücklich an.

      »Man hört viel Gutes von Ihrem Heim. Deshalb hatte ich auch den Mut, hierherzukommen«, meinte Inge Hellbach leise. »Uwe soll nur vorübergehend bei Ihnen bleiben. Vielleicht für vier oder sechs Wochen. Genau weiß ich es noch nicht. Mein Mann ist Dirigent und tritt mit seinem Orchester eine Auslandstournee an. Er besteht darauf, dass ich ihn begleite. Und da er, wie vielleicht alle Künstler, sehr sensibel ist, möchte ich ihm diesen Wunsch nicht abschlagen. Uwe aber ist für derartige Strapazen noch zu klein. Er hätte auf dieser Reise keine Ruhe. Jeden Tag in einer anderen Stadt, jeden Abend in einem anderen Bettchen, das möchten wir ihm nicht zumuten.«

      »Das verstehe ich sehr gut. Ich erinnere mich, kürzlich über Ihren Mann in der Zeitung gelesen zu haben. Norbert Hellbach, nicht wahr? Er soll sehr begabt sein. Man sagt ihm eine großartige Zukunft voraus.« Wieder fiel Denise auf, dass die Besucherin sehr unruhig war. Angst spiegelte sich in ihren schönen dunklen Augen. Mit einer fahrigen Bewegung strich sie sich das lange blonde Haar aus der Stirn.

      Inge Hellbach war hübsch. Aber ihr gekünsteltes Lächeln konnte Denise von Schoenecker nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie traurig und bedrückt war. Es musste etwas geben, das sie quälte. »Es muss schön für Sie sein, mit einem so berühmten Mann verheiratet zu sein«, meinte Denise vorsichtig.

      Inge Hellbach wich Denises Blick aus. Sie fühlte genau, dass sie Vertrauen zu dieser Frau haben konnte. Doch auch sie konnte ihr nicht helfen. Niemand konnte es.

      »Ich habe meinen Mann sehr lieb. Doch es ist oft nicht leicht mit ihm. Die vielen Konzerte fordern seine ganze Kraft. Da bleibt wenig Zeit für ein Privatleben.« Flüchtig streifte Inge mit der Wange das seidenweiche Haar ihres Kindes. Am liebsten hätte sie den kleinen Uwe stürmisch in die Arme gerissen, ihn krampfhaft festgehalten. »Deshalb …, deshalb fällt mir auch die Trennung von meinem Kind so schwer.« Tränen glänzten in ihren Augen.

      »Das verstehe ich sehr gut. Jeder Mutter erginge es so. Aber ich kann Ihnen versichern, dass Uwe Sie kaum vermissen wird. In diesem Alter gewöhnen sich Kinder sehr rasch an die neue Umgebung. Unsere fröhlichen Kleinen werden Uwe ablenken.«

      Inge Hellbach nickte voll Dankbarkeit. »Ich bin sehr froh, dass Uwe bei Ihnen Aufnahme findet. Sophienlust ist wunderschön. Man sieht sofort, dass man die Kinder hier wirklich gernhat.«

      »Wie alt ist Uwe?« Der kleine Kerl mit seinen dicken Bäckchen und dem drolligen Stupsnäschen hatte Denises Herz längst gewonnen, obwohl er nur Augen für seine Mama hatte.

      »Zweieinhalb.«

      »Das habe ich geschätzt. Damit ist er vorläufig unser jüngstes Kind. Ich fürchte fast, die Großen werden ihn sehr verwöhnen.«

      »Sie haben auch große Kinder?«

      »O ja! Da ist zum Beispiel Irmela. Sie ist schon fast erwachsen, besucht das Gymnasium und möchte später einmal Medizin studieren. Sie verlor sehr früh den Vater. Ihre Mutter hat wieder geheiratet und lebt in Mumbai. Irmela will hier das Abitur machen und studieren. Auch Angelina, die von allen nur Pünktchen gerufen wird, ist schon ein großes Mädchen. Sie hat ihre Eltern bei einem Zirkusbrand verloren und lebt seitdem hier.«

      »Sie haben eine wundervolle Aufgabe, Frau von Schoenecker«, meinte Inge Hellbach begeistert. »Was sagt denn Ihr Mann dazu?«

      »Er kümmert sich natürlich in erster Linie um Gut Schoeneich. Aber er nimmt auch regen Anteil an allem, was Sophienlust betrifft. Er hat die Kinder gern, und sie verehren ihn stürmisch. Wir haben eine große Stütze an ihm.« Flüchtig dachte Denise an jene Zeit, da sie mit ihrem Söhnchen Nick das Gut Sophienlust als Erbe von Nicks Urgroßmutter übernommen hatte. Sie war damals so vielen Anfeindungen ausgesetzt gewesen, dass sie fast aufgegeben hätte. Doch dann hatte sich Alexander von Schoenecker an ihre Seite gestellt, und alles war leichter geworden. Aus Freundschaft hatte sich Liebe entwickelt, man hatte geheiratet. Es war eine überaus glückliche Ehe geworden.

      »Auch Nick, mein Sohn aus erster Ehe, kümmert sich eifrig um alles, was Sophienlust betrifft. Und Henrik, unser Nesthäkchen, will selbstverständlich nicht zurückstehen.«

      »Eine große, fröhliche Gemeinschaft also. Das spürt man irgendwie sofort. Die Ruhe hier fiel mir sofort auf. Wie machen Sie das nur? In einem Haus, in dem so viele Kinder

      leben?« Inge sah sich in dem elegant eingerichteten Biedermeierzimmer um. Es wirkte vornehm und gepflegt. Über dem offenen Kamin hing das Gemälde einer alten Dame. Es musste wohl Nicks Urgroßmutter, die Gründerin von Sophienlust, sein.

      »Das ist durchaus nicht immer so.« Denise schüttelte lächelnd den Kopf. »Im Moment sind die größeren Kinder in der Schule, unsere Kleinen machen mit Schwester Regine einen Spaziergang. Deshalb diese Ruhe. Wenn Sie wollen, zeige ich Ihnen gern das Haus.«

      »Es würde mich sehr interessieren.«

      »Dann kommen Sie bitte.« Denise lächelte charmant.

      Die beiden Frauen traten in die Halle, gingen von dort weiter. Uwe trippelte artig an der Hand seiner Mutti.

      »Hier kommen wir zum Musikzimmer, zum Zeichensaal und zu dem großen Aufenthaltsraum. Aber vielleicht sehen wir uns zuerst den Wintergarten an. An den Vögeln, die dort untergebracht sind, wird auch Uwe Spaß haben.«

      Inge Hellbach blieb überrascht an der Tür zum Wintergarten stehen. »Das ist ja wunderbar!«, rief sie. Voll Bewunderung sah sie auf die prächtig gedeihenden exotischen Pflanzen. Viele von ihnen blühten in verschwenderischer Fülle. Durch ein riesiges Fenster, das vom Boden bis zur Decke reichte, sah man in den gepflegten Park von Sophienlust. Weite grüne Rasenflächen und mächtige alte Bäume gab es hier. Auf dem silbrig glänzenden Weiher schwammen einige muntere Enten. Es war ein zauberhaftes Bild. Ein Bild, das jeden Betrachter in seinen Bann zog.

      Klein Uwe entdeckte jedoch etwas ganz anderes. Er riss sich von der Hand seiner Mutti los und lief auf seinen kurzen dicken Beinchen zu dem bunten Papagei, der auf einer Stange saß und gelassen blinzelte.

      »Piep-piep!«, quietschte Uwe voll Freude und klatschte in die Händchen.

      »Das ist Habakuk, unser Papagei«, stellte Denise vor. Sie ging Uwe nach und nahm ihn auf den Arm, damit er den bunten Vogel besser sehen konnte.

      Uwe ließ sich das gern gefallen. »Piep-piep, lieb!«, krähte er und streckte den Arm aus, um die schillernden Federn von Habakuk zu streicheln.

      »Keine Angst, unser Habakuk ist an Zärtlichkeiten gewöhnt«, beruhigte Denise die besorgte junge Mutter. »Habakuk ist der Freund unserer Kinder. Er würde keinem etwas tun.«

      Tatsächlich hielt der große Vogel ganz still und ließ sich streicheln.

      Uwe quietschte vor Vergnügen. Nach Kleinkinderart fuhr er grob zwischen die leuchtenden Federn und patschte auf Habakuks Rücken. Doch auch das ließ sich das gutmütige Tier ruhig gefallen.

      »Habakuk kann sogar sprechen«, erklärte Denise ihrem künftigen Pflegling. »Wenn du ihm etwas vorsagst, spricht er es nach.«

      Uwe begriff sofort. »Mami!«, kreischte er und

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