Sophienlust Staffel 14 – Familienroman. Elisabeth Swoboda
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Otmar nickte.
»Kommen Sie, ich führe Sie zu ihrem Zimmer«, versprach das Kind und ging voraus durch die große Halle. Dann trat es zu einer Tür, klopfte und öffnete die Tür.
»Tante Ma, Anselms Vater ist gekommen, um mit dir zu sprechen«, sagte das Mädchen und ließ Otmar eintreten.
In dem Raum befanden sich zwei Frauen. Die ältere der beiden blickte Otmar etwas neugierig entgegen, aber es war die jüngere, die das Wort ergriff.
»Sie sind also Herr Wieninger«, sagte Denise. »Ich muss gestehen, ich habe Sie schon viel früher hier erwartet. Ich bin Frau von Schoenecker«, fügte sie hinzu.
Otmar fühlte sich äußerst unbehaglich und wünschte sich, weit weg zu sein. Daran änderte sich auch nichts, als Denise ihn bat, Platz zu nehmen.
»Ihr Sohn ist bereits ziemlich lange bei uns«, fuhr Denise fort. »Es wundert mich daher, dass Sie uns erst heute aufsuchen.«
»Ich wusste nicht, dass Anselm hier war«, verteidigte sich Otmar.
»So?« Denise hatte nicht vor, Otmar die Situation zu erleichtern. Es blieb ihm daher nicht erspart, von Lauretta und seinem Verhältnis zu ihr zu berichten. Frau Rennert und Denise hörten ihm schweigend zu.
»Ich habe gehört, dass sich auch meine Frau hier aufhält«, sagte Otmar schließlich. »Ich würde sie gern sehen.«
»Ja, Ihre Frau ist hier«, entgegnete Denise. »Ich weiß allerdings nicht, ob sie über Ihren Besuch erfreut sein wird.« Als sie merkte, dass es keinen Sinn hatte, Otmar noch länger hinzuhalten, fügte sie hinzu: »Ihre Frau ist in der Bibliothek. Zweite Tür links.«
Damit war Otmar entlassen. In seiner Aufregung öffnete er zuerst die Tür zum Speisesaal. Da sich darin aber weder Bücher noch Irene befanden, erkannte er rasch seinen Irrtum und suchte weiter.
Bei der nächsten Tür hatte er mehr Glück. Irene blätterte gerade in einem dicken Lexikonband, den sie bei Otmars Eintritt fallen ließ. »Otmar!«, rief sie, wobei er nicht unterscheiden konnte, ob in ihrer Stimme Freude oder Schrecken lag. »Was willst du hier? Bist du gekommen, um Anselm zu besuchen?«
»Ja – nein«, verbesserte er sich. »Ich bin deinetwegen gekommen. Um dich zu bitten, zu mir zurückzukehren. Ich weiß nicht, wie ich dich davon überzeugen kann, aber glaube mir, ich werde mich ändern.«
Irenes Schweigen verwirrte ihn. Warum gab sie ihm keine Antwort? War alles umsonst?
»Du hast eben Anselm erwähnt«, sprach er weiter. »Wenn du schon von mir nichts wissen willst, möchtest du nicht ihm zuliebe zurückkommen? Seine Mutter ist damit einverstanden, dass er bei uns lebt.«
»Ja, ich weiß. Sie hat es mir selbst gesagt.«
»Dann hast du mit Lauretta gesprochen?«
»Ja.«
»Hat sie dir nicht auch erzählt, dass zwischen uns alles zu Ende ist? Es war nie so richtig … Ich meine, ich habe sie nie so geliebt, wie ich dich liebe. Lauretta und ich haben nie zusammengepasst. Ich hätte mich nie mit ihr einlassen dürfen. Es ist nichts Gutes dabei herausgekommen.«
Irene lächelte, obwohl ihr die Tränen in die Augen stiegen. »Du vergisst Anselm«, erinnerte sie ihn.
»Du hast den Jungen gern, nicht wahr? Du könntest ihm die Mutter ersetzen, und wenn wir wieder beisammen wären, würdest du mit der Zeit einsehen, dass ich meine guten Vorsätze wirklich einhalte. Willst du es nicht versuchen? Ich will dir nie wieder Anlass zu Kummer geben«, erklärte er.
Irene war zu keiner Antwort fähig. Sie nickte nur.
Otmar schloss sie in seine Arme. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie schrecklich die letzten Wochen für mich waren«, sagte er dabei.
»Doch, ich kann es mir vorstellen«, erwiderte Irene leise. »Sie waren auch für mich nicht angenehm.«
»Du hast mich also doch noch ein bisschen lieb?«
»Ja, ein bisschen.«
»Wein’ doch nicht. Jetzt wird alles wieder gut. Wir wollen ganz neu anfangen. In Zukunft steht nichts mehr zwischen uns.«
Irene hatte die Tränen nicht länger zurückhalten können. Die Anspannung war einfach zu groß für sie geworden.
Otmar streichelte und tröstete sie. »Komm, wir wollen Anselm suchen. Hoffentlich freut er sich, wenn er erfährt, dass er mit uns kommen soll.«
»Leicht wird ihm der Abschied von Sophienlust und den Kindern nicht fallen«, meinte Irene.
»Ja, doch jetzt hat er Eltern, die ihn gern haben und für ihn sorgen. Meinst du nicht, dass er sich daran gewöhnen wird?«, fragte Otmar ein wenig besorgt.«
»O ja«, beruhigte Irene ihn.
»Und wo ist Billie? Er darf nicht fehlen. Ich hoffe, er nimmt sich an seinem Frauchen ein Beispiel und verzeiht mir ebenfalls.
»Wir werden Billie gleich holen. Es ist nicht weit.«
Gemeinsam mit Anselm machten sie sich auf den Weg nach Bachenau. Anselm war gar nicht so sehr überrascht, als er erfuhr, dass sein Vati und Tante Irene ihn zu sich nehmen wollten. Es war doch sein Wunsch gewesen, dass Vati und Tante Irene heiraten sollten, und auf geheimnisvolle Weise schien dieser Wunsch in Erfüllung gegangen zu sein.
Während sie durch den Wald gingen, erzählte Anselm von seinen Spielen und Abenteuern in Sophienlust. Sowohl er als auch Irene sprachen dabei über Frau von Schoenecker mit einer geradezu schwärmerischen Verehrung, sodass sich Otmar bewogen fühlte, Einspruch zu erheben: »Mir gegenüber war sie nicht sehr freundlich.«
»Ach!« Mehr sagte Irene nicht. Sie beschloss aber bei sich, Otmar im Wald warten zu lassen, während sie Billie abholte. Sie hatte die Absicht, ihm eine Begegnung mit Andrea von Lehn zu ersparen, denn sie fürchtete, dass diese noch weit unfreundlicher zu Otmar sein würde als Frau von Schoenecker. Sie würde ihm rückhaltslos ihre Meinung kundtun, falls man ihr Gelegenheit dazu bieten würde.
Wie recht sie mit diesen Befürchtungen hatte, erfuhr Irene nicht. Als Denise am nächsten Tag Andrea erzählte, dass sich Irene und Otmar versöhnt hatten, kritisierte Andrea: »Ihr habt ihn viel zu leicht davonkommen lassen. Ich hätte es ihm schwerer gemacht und ihn noch eine Weile zappeln lassen. Überhaupt – schade, dass ich ihn nicht kennengelernt habe. Von mir hätte er einiges zu hören bekommen.«
Denise lächelte und meinte: »Das kann ich mir vorstellen. Aber ich denke, dass Herr Wieninger all das, was du ihm gern gesagt hättest, ohnedies weiß.«
Die junge Frau wirkte nervös. Immer wieder zog sie den kleinen Jungen auf ihrem Schoß zärtlich an sich. Immer wieder strich sie ihm mit der Hand über die dunkelblonden Locken.
»Ich wäre Ihnen sehr dankbar, Frau von Schoenecker, wenn Sie Uwe für einige Zeit behalten könnten.