Mami Bestseller Staffel 3 – Familienroman. Jutta von Kampen

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Mami Bestseller Staffel 3 – Familienroman - Jutta von Kampen Mami Bestseller Staffel

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      Auch in Paris war es noch nicht Frühling.

      Ulrike ging fröstelnd neben Rainhart einher, schweigsam geradeaus blickend. »Ich wäre lieber daheim geblieben«, sagte sie. »Daheim bei meinem kleinen Buben.«

      »Du weißt, daß du dich wieder in ärztliche Behandlung begeben mußt«, erwiderte Rainhart und drückte liebevoll ihre Hand.

      Sie erwiderte seinen Händedruck nicht. Sie war überhaupt in der letzten Zeit von einer seltsamen Starre, die ihn erschreckte. »Die Behandlung bei Doktor Langeloh hätte genügt«, sagte sie gleichgültig.

      »Langeloh mag ein ausgezeichneter Landarzt sei, aber mit deiner schwierigen Krankheit wird er nicht fertig«, gab Rainhart hastig zurück. »Das haben wir doch gesehen!«

      Ulrike verhielt den Schritt, als sie vor der Klinik Professor Devals anlangten. »Hier soll ich also bleiben?« fragte sie furchtsam und blickte an dem schmucklosen Gebäude empor.

      Plötzlich riß sie sich los und sah ihn mit brennenden Augen an. »Was soll das alles?« fragte sie bebend. »Ich will nicht mehr! Von einem Krankenhaus bringst du mich ins andere! Immer neue Ärzte, neue Behandlungsmethoden! Keiner weiß angeblich, was mir fehlt, aber alle experimentieren mit mir. Ich will nicht mehr! Ich will nach Hause zu meinem Kind!«

      Rainhart legte liebevoll den Arm um sie. »Ich weiß, wie dir zumute ist«, sagte er verständnisvoll.

      Sie sah ihn wild an. »Nein, das weißt du nicht! Wie kannst du ahnen, was in mir vorgeht, wenn ich immer wieder fortgeschickt werde, um mein Leben in Krankenhäusern zu verbringen! Ich hasse die Kliniken mit ihren weißen Betten, den antiseptischen Schwestern und den kühlen, intelligenten Ärzten, die doch so machtlos sind! Lieber will ich früher sterben, als ewig das Opfer ihrer fruchtlosen Versuche zu sein! Warum läßt du mich nicht sterben! Wäre das nicht viel einfacher für dich?«

      Er legte beschwörend die Hände auf ihre Schultern. »Ully, du weißt nicht mehr, was du sagst! Bitte, beruhige dich!«

      Er wollte nicht zugeben, daß ihn ihre Worte so stark erschütterten, daß er ihr hilflos gegenüberstand.

      »Ich habe ein Kind«, sagte Ulrike jetzt leise und mit Schluchzen in der Stimme, »ein Kind, das die Mutter braucht. Aber ich bin nie bei meinem Söhnchen! Es wird von Fremden behütet und großgezogen!« Sie hob den Kopf und blickte Rainhart vorwurfsvoll an. »Warum läßt du mich nicht bei unserem Kind? Ich werde ja doch niemals ein gesunder Mensch werden!«

      Rainhart strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn und suchte verzweifelt nach Worten, mit denen er sie beruhigen könnte. »Komm, Liebes, wir werden später noch einmal darüber sprechen, wenn Professor Deval dich untersucht hat.«

      Willenlos ließ sie sich von Rainhart in die Klinik führen. Schweigend stand sie neben ihm, als er mit der Schwester in der Anmeldung sprach, und ohne ein weiteres Wort folgte sie ihm durch den langen Gang bis zum Lift, der sie in die zweite Etage brachte, wo Professor Deval auf sie wartete.

      Und dann standen sie vor der Tür, hinter der sie den berühmten Professor wußten.

      »Keine Angst, mein Liebes«, flüsterte Rainhart zärtlich.

      Als der kleine weißhaarige Mann auf sie zukam und ihr beide Hände entgegenstreckte, löste sich Ulrikes versteinertes Gesicht. Ein verlorenes Lächeln flog über ihre Züge. »Sie sind Professor Deval?« fragte sie mit dünner Stimme.

      Der Mann in dem weißen Kittel nickte mit einem gütigen Lächeln.

      »Ich freue mich, Sie zu sehen«, sagte er sanft.

      Ulrike seufzte ein wenig und schloß einen winzigen Moment die Augen, während sie mit beiden Händen die Rechte des Professors ergriff. »Jetzt habe ich keine Angst mehr«, flüsterte sie und sah dem Professor in die Augen, die hinter randlosen Brillengläsern aufmerksam auf sie gerichtet waren. »Zu Ihnen habe ich Vertrauen. Ich weiß, Sie werden mir helfen!«

      *

      Rainhart ging mit Ulrike durch den Krankenhauspark. Verstohlen betrachtete er von der Seite ihr fieberhaft gerötetes Gesicht. Er wußte, daß sich ihr Zustand in den beiden letzten Tagen wieder verschlimmert hatte, und deshalb fiel es ihm doppelt schwer, ihr die Eröffnung zu machen, die sich nun nicht länger aufschieben ließ.

      »Ich muß nächste Woche nach Deutschland zurückfahren, Ully«, sagte er und hielt ihre Hand fest in der seinen.

      »So?« sagte sie, und es klang, als wäre es ihr gleichgültig. »Wann?«

      »Ende der Woche spätestens. Ich werde dringend auf dem Gut gebraucht.« Er hätte es ihr gern deutlicher erklärt, aber eine uneingestandene Scheu hielt ihn davon ab, ihr seine zerrüttete Finanzlage zu gestehen. »Bist du enttäuscht?« Angstvoll sah er sie an.

      Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich konnte mir denken, daß du früher zurückfahren würdest.«

      »Eigentlich wollte ich länger bleiben«, sagte er gequält, und der Trennungsschmerz, vor dem er sich jetzt schon fürchtete, legte sich in dumpfer Beklemmung auf sein Herz.

      Ulrike lächelte mit trauriger Resignation. »Was solltest du auch hier bei einer kranken Frau, die dir nichts geben kann außer den Anblick ihres Leidens!«

      Er preßte verzweifelt ihre Hand. »Bitte, sprich nicht so, Ulrike!« sagte er heiser. »Du ahnst nicht, wie schwer es mir fällt, fortzufahren!«

      »Wirklich?«

      Er blieb stehen und faßte sie mit sanftem Griff bei den Schultern. Forschend blickte er in ihr Gesicht. »Ulrike, was hast du?« fragte er drängend. »Irgend etwas steht zwischen uns – eine geraume Zeit schon. Ich spüre es, aber ich kann es mir nicht erklären. Habe ich dir Grund zur Klage gegeben? Bist du mir böse, Ulrike?«

      »Ich bin dir nicht böse«, erwiderte sie leise und senkte den Kopf.

      Sie kämpfte mit sich, ob sie über ihre dunklen Vermutungen mit ihm sprechen sollte, ob sie ihm sagen sollte, daß sie das Gespräch, das er mit Greve über Kathinka geführt hatte, zum Teil mitgehört hatte. Aber was würde es nützen? Nie würde er zugeben, daß er diese andere Frau tatsächlich noch liebte. Er würde sie belügen, und diese Lüge würde noch mehr schmerzen als das geheime Bewußtsein, ihn verloren zu haben.

      Sie weiß etwas! dachte Rainhart. Von der Verschuldung des Gutes und dem drohenden Ruin kann sie nichts ahnen, weil sie sich nie um die Wirtschaftslage gekümmert und keine Einsicht in die Unterlagen gehabt hat. Aber sie ahnt die Wahrheit über ihre Krankheit! Wer mag es ihr gesagt haben?

      »Ulrike, warum bist du mir gegenüber nicht aufrichtig?« sprach er weiter. »Sag mir, was dich bedrückt!«

      Sie wandte sich ab. »Du kannst mir auch nicht helfen!« antwortete sie erstickt. »Professor Deval ist der einzige, der es vielleicht noch kann!«

      Rainharts Herzschlag stockte. Sie weiß es! dachte er. Es gibt keinen Zweifel mehr: Sie weiß es!

      Jetzt wird sie mich fragen, ob es bei Krebs, der so weit fortgeschritten ist, überhaupt noch Heilung gibt! dachte er in panischer Angst, und er überlegte sich krampfhaft, was er ihr antworten sollte.

      Doch Ulrike schwieg. Mit zögernden Schritten setzte sie

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