Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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ihm nach.

      Der junge Haltingerbauer sah Toni traurig an.

      »Toni, ich sehe keine Zukunft mehr auf unserem Hof. Manchmal schreie ich stumm hinauf zum ›Engelsstieg‹. Warum muß ich so einen Zwillingsbruder haben? Er ist nur wenige Minuten älter als ich. Daraus leitet er wohl des Vorrecht ab, alles bestimmen zu dürfen. Er ist zwar der Ältere von uns, doch die Eltern haben nie einen Unterschied gemacht. Unser Hof ist so groß, daß wir alle gut davon leben können, besonders seit die Eltern noch Fremdenzimmer und Ferienwohnungen angebaut haben. Sie wollen, daß wir beide einmal den Hof übernehmen. Des versuchen sie zu regeln. Aber mit dem Thomas wird des nix.«

      »Des ist wirklich nicht schön, was du da erzähltst, Titus.«

      Toni war voller Mitgefühl.

      »Naa! Beschämend ist es auch, wenn sich zwei Brüder net einig werden können.«

      Titus sah Toni in die Augen.

      »An mir liegt es net! Ich will Frieden und Eintracht. Des muß doch möglich sein, hoffte ich immer. Doch des war ein Irrtum. Ich dachte, wenn wir älter werden, dann ändert es sich. Das war auch wiederum ein Irrtum. Es wird nicht besser mit dem Thomas, es wird schlimmer.«

      Titus seufzte tief.

      »Toni, ich will auch ein Madl haben, mal heiraten und friedlich auf dem Haltinger Hof mit meiner Familie leben. Doch so wie es jetzt ist, das kann ich keinem Madl zumuten. Jeden Tag gibt es Streit.

      Titus bekam feuchte Augen. Es ging ihm alles nah. Er räusperte sich und schneuzte in sein Taschentuch.

      »Naa, eine Zukunft auf dem Haltingerhof, die gibt es für mich net. Das ist eine bittere Erkenntnis, Toni.«

      »Was willst jetzt machen?«

      »Ich bleibe eine Weile hier auf der Berghütte, dachte ich mir. Einen Plan habe ich nicht – noch nicht. Ich will nachdenken, verstehst?«

      Toni nickte. Er gab Titus zu verstehen, daß es ganz gut wäre, wenn er eine Zeitlang vom Hof fort sei. Vielleicht käme Thomas dann zur Ruhe und zur Einsicht.

      Titus lachte bitter.

      »Wie sagt man so schön? Dein Wort in Gottes Gehörgang! Aber es heißt auch, die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich habe jedenfalls eine Entscheidung getroffen. Ich sehe für mich keine Zukunft auf unserem Hof.«

      Toni sah wie Titus Augen erneut feucht wurden. Er hängt mit jeder Faser seines Herzens an seiner Heimat. Es schmerzt ihn sehr.

      »Titus! Es wäre gut, wenn du jetzt schlafen gehst. Du bist aufgewühlt. Es bringt nix, jetzt darüber zu grübeln. Morgen ist auch noch ein Tag. Morgen früh geht die Sonne wieder über den Bergen auf. Schlaf erst einmal! Du kannst dich bei uns im Wohnzimmer auf das Sofa legen.«

      Toni zeigte Titus, wo er sich hinlegen konnte und gab ihm Bettzeug. Dann ging Toni wieder schlafen.

      »Alles in Ordnung?« murmelte Anna.

      »Ja! Titus nächtigt im Wohnzimmer!«

      Toni und Anna kuschelten sich aneinander und schliefen ein.

      *

      Das Fax war in Neuseeland angekommen. Die junge Hausangestellte nahm es aus dem Gerät und schaute darüber. Sie konnte es nicht lesen, weil es in deutscher Sprache war. Sie nahm es mit in die große Wohnküche, dem Treffpunkt der großen Bernrei-ther-Morgan-Familie. Alle sprachen Deutsch, und Deutsch wurde auch untereinander gesprochen. Sie legte es auf den Tisch. Sicherlich würde es Abend werden, bis die Familie zusammenfinden würde. Kilian war mit Großvater Willi beim Vieh. Kilians Eltern waren in die Stadt zum Einkaufen gefahren. Kilians Schwestern waren auch nicht da. Sie besuchten mit ihrer Großmutter Verwandte auf der Nordinsel in Wellington und würden erst wieder in zwei Wochen kommen.

      Der Tag verging. Die Sonne stand tief, als die einzelnen Familienmitglieder wie auf Verabredung heimkamen. Sie zogen sich um und setzten sich an den Tisch. Großvater Willi saß an einem Tischende, sein Enkel Kilian am anderen Ende.

      Willi Bernreither hatte das Fax bereits gesehen. Sein Herz schlug schneller, als er das Wort »Waldkogel« auf dem Briefkopf von Pfarrer Zandlers Schreiben las. Er legte es zur Seite.

      »Vater, was Wichtiges?« fragte seine Tochter.

      »Post von daheim! Aber des kann warten! Ich habe sechzig Jahre keine Post erhalten, jetzt kommt es auf die halbe Stunde auch nicht an.«

      Alle schauten sich stumm an. Der Großvater übersah die Blicke. Er faltete die Hände.

      »Kilian! Du übernimmst das Tischgebet!«

      Ein Blick des Erstaunens huschte über das Gesicht des Enkels. Bisher war es immer Großvater Willi gewesen, der das Tischgebet gesprochen hatte. Es dauerte einen Augenblick, bis Kilian sich gesammelt hatte, dann kam er der Bitte seines Großvaters nach.

      Das Abendessen verlief fast schweigend. Spannung lag in der Luft. Jeder machte sich so seine Gedanken. Mary warf ihrem Vater Seitenblicke zu. Doch dessen verschlossener Gesichtsausdruck riet ihr, ihn nicht zu bedrängen. Sie aßen zu Ende. Das Hausmädchen räumte ab.

      Willi Bernreither seufzte. Er setzte seine Lesebrille auf. Dann griff er nach den Blättern. Er lehnte sich zurück und las. Seine Augen blitzten von Zeile zu Zeile. Wenn er mit einer Seite fertig war, dann legte er sie mit der Schrift nach unten auf dem Tisch ab und las das nächste Blatt.

      Endlich war er fertig.

      Seine Tochter Mary, ihr Mann Bill und Enkel Kilian schauten ihn erwartungsvoll an.

      Willi Bernreithers Gesichtszüge ließen keine Schlüsse zu. Unbeweglich saß er auf der Eckbank. Sein Blick war weit in die Ferne gerichtet. Sein ganzes Leben lief vor ihm ab. Die Erinnerungen an Waldkogel, die er jahrelang verdrängt hatte, holten ihn mit Macht ein.

      Er trank einen Schluck Bier.

      »Ja, die Vergangenheit hat mich eingeholt. Ich habe mir nicht gewünscht, daß es einmal so kommt. Aber keiner kann sich im Leben alles aussuchen. Da muß ich jetzt durch!«

      Seine Tochter, die neben ihm saß, legte ihm behutsam die Hand auf den Unterarm.

      »Vater! Was ist? Kann ich dir helfen? Kann Bill etwas für dich tun oder Kilian? Nun, rede schon! Ich sehe doch, wie bewegt du bist.«

      Willi Bernreither tätschelte die Hand seiner Tochter.

      »Danke, Mary! Es ist nix Schlimmes. Ich bin nur überrascht. Doch eigentlich müßte ich es nicht sein.«

      Willi Bernreither zog die Geldbörse aus der Gesäßtasche seiner Jeans. Er nahm ein kleines zusammengefaltetes Stück Papier heraus.

      »Die Todesanzeige habe ich schon vor Monaten aus der Zeitung ausgeschnitten!«

      Mary wußte, daß ihr Vater sich seit vielen Jahren die Wochenzeitung aus Kirchwalden schicken ließ. Er bezahlte sogar das Porto für die Luftfracht.

      Willi legte das kleine Stück Papier auf den Tisch und glättete es mit den Händen. Dann schob er es seiner Tochter hin. Sie las es gemeinsam mit ihrem Mann Bill. Dann las es Kilian.

      »Großvater!

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