Absolute Zero Cool. Declan Burke

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Absolute Zero Cool - Declan  Burke

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faltet die Zeitung zusammen und schiebt sie unter mein Kopfkissen. Greift nach dem Manuskript und legt es auf die blitzsaubere Bettdecke neben meine Hand.

      Oben drauf platziert er einen roten Stift, so dass er den Titel »Die Babykiller« unterstreicht.

      »Da du in den nächsten Tagen kaum hier wegkommst, dachte ich mir, du möchtest es vielleicht noch mal durchgehen. Und überlegen, ob wir nicht noch mehr Babys umbringen können.«

      Mein Zitat für den heutigen Tag stammt von Samuel Beckett: Immer gescheitert. Einerlei. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.

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      Er taucht einfach auf, als hätte man ihn herbeigewünscht.

      Ich sitze draußen auf der Terrasse neben dem Goldfischteich an einem milden Frühlingsmorgen, die Knospen sprießen, die Sonne geht auf, es wird ein warmer Tag. Die Bienen summen, der Springbrunnen gurgelt vor sich hin wie ein zufriedenes Baby. Eine Tasse guten Kaffee in der Hand. Gerade denke ich noch, dass alles so ist, wie es sein soll, da fällt ein Schatten auf die vor mir liegenden Blätter. Als ich aufschaue und meine Augen gegen die Helligkeit abschirme, steht er da, schüchtern und mit einem leicht blöden Grinsen im Gesicht.

      »Du erinnerst dich nicht mehr an mich«, sagt er.

      Bestimmt verwechselt er mich mit einem anderen. Wir haben uns in den letzten Tagen zugenickt, wenn wir einander begegneten, in der Kantine oben im Großen Haus oder wenn wir auf dem Gelände unterwegs waren. Jedes Mal hatte ich den Eindruck, er warte darauf, dass ich ihn wiedererkenne, ihn freundlich anlächle und ihn auffordere, sich mit mir zu unterhalten.

      So läuft das aber nicht bei mir. Ich bin hier, weil ich mich zurückziehen, mich abschotten, mich auf meine Arbeit konzentrieren will. In stiller Abgeschiedenheit und auf Eingebung hoffend.

      Jetzt lehne ich mich zurück, schirme immer noch meine Augen ab, und stelle fest, dass er mir unbekannt ist. Ich höre, wie ich mich entschuldige, ich hätte schon immer ein schlechtes Personengedächtnis gehabt; Namen ja, ich hätte nie Schwierigkeiten, mich an die Namen von Leuten zu erinnern, aber Gesichter könne ich mir einfach nicht merken. Tatsächlich stimmt das gar nicht, das Gegenteil ist der Fall, aber selbst wenn es wahr wäre, hätte ich mich an diesen Kerl erinnert.

      »Wahrscheinlich liegt es an der Augenklappe«, sagt er. »Außerdem war ich damals nicht blond.« Er hat sehr kurz geschnittenes platinblondes Haar, ein strahlend blaues Auge wie Paul Newman und breite Wangenknochen. Ich schätze ihn auf Mitte dreißig. »Und ich war ungefähr acht Zentimeter kleiner.«

      Er tritt von einem Fuß auf den anderen. »Ein Mann sollte was hermachen.«

      Ich hätte ihn für einen Dichter gehalten, wenn er nicht diese Motorradstiefel angehabt hätte. Aus irgendwelchen Gründen bevorzugen die Dichter hierzulande bequemes Schuhwerk.

      »Ich nehme an, es ist kein Kaffee mehr übrig?«, fragt er.

      Nur weil ich höflich sein will, und weil ich frischen Kaffee brauche, gehe ich über den Rasen in mein hübsches Häuschen und bereite zwei Tassen Kaffee vor. Während ich darauf warte, dass der Wasserkessel kocht, schaue ich durchs Fenster in den Garten, wo er sich gerade eine Zigarette stibitzt. Jede Wette, dass es nicht mehr lange dauert, bis er zu jammern anfängt, wie schwer er es im Leben hat und keiner ihn versteht.

      Und ich denke noch, Mensch, vielleicht solltest du einfach mal etwas mehr Zeit am Schreibtisch verbringen, ein paar Sachen klären, anstatt dich herumzutreiben, von anderen was einzufordern und ihnen die Zigaretten zu klauen…

      Die Wette: Wenn er innerhalb der nächsten zehn Minuten anfängt, über das Arts Council zu nörgeln, nehme ich mir den Nachmittag frei und gehe zum Angeln an den See.

      Als ich zurück auf die Terrasse komme, starrt er in den Teich.

      »Hören Sie mal«, sage ich. »Das wird jetzt langsam peinlich und…«

      Er dreht sich um, wirft mir einen trotzigen Blick zu. »Karlsson«, sagt er.

      »Und wir haben uns schon mal getroffen«, sage ich zweifelnd und puste auf meinen Kaffee.

      »In gewisser Weise.«

      »Da komme ich jetzt nicht ganz mit.« Gleichzeitig wird mir klar, dass er mich übers Internet kennen könnte, wegen des Blogs, den ich schreibe, in dem es um die neuesten Entwicklungen in der irischen Krimiszene geht. Der Name Karlsson kommt mir nicht bekannt vor. Vielleicht kenne ich ihn unter einem anderen Namen, als virtuelle Identität.

      »Ich würde mich doch an jemanden erinnern, der Karlsson heißt«, sage ich. »Sind Sie Schriftsteller?«

      »Im Moment bin ich der böse Geist.«

      »Ich verstehe schon, deshalb die Augenklappe und so.

      Aber was waren Sie, als wir uns kannten?«

      »Aushilfskraft.«

      »Eine Aushilfe?«

      »So eine Art Mädchen für alles im Krankenhaus.«

      Ich greife nach dem Tabak und drehe mir eine. Nehme einen Schluck Kaffee und warte auf ein Zucken oder eine winzige Andeutung, die ihn verrät. Er starrt mich einfach nur an.

      »Sie sind also dieser Karlsson?«

      »Genau der, ja.«

      »Okay, ich will mal mitspielen. Sie sind Karlsson. Was kann ich also für Sie tun?«

      »Du könntest mir erst mal erzählen, was passiert ist.«

      »Mit Karlsson? Nichts.« Ich erkläre ihm, dass ich die erste Fassung immer ausdrucke und dann für sechs Monate weglege. Ohne Ausnahme.

      »Meinetwegen«, sagt er. »Aber das ist jetzt fast fünf Jahre her. Ich war achtundzwanzig, als du den Text geschrieben hast. Und ich weiß doch, dass du nicht aufgehört hast zu schreiben. Ich hab dein neuestes Buch gesehen, The Big O, es kam vor einigen Jahren in den Buchhandel.«

      »Es hat sich eben alles anders entwickelt. Ist nicht böse gemeint.«

      »Ich hab nie geglaubt, dass du das freiwillig getan hast«, sagt er. »Damit du es weißt: Ich befinde mich hier im Fegefeuer.«

      Er schiebt den Zeigefinger unter die Augenklappe und kratzt etwas weg.

      »Du musst veröffentlichen, sonst bin ich verdammt.«

      Karlsson war eine Aushilfskraft im Krankenhaus, er half alten Menschen, die ihn darum baten, beim Sterben. Seine Freundin Cassie fand es heraus. Dann mischten die Bullen sich ein, weil Cassie anonym mit ihnen Kontakt aufgenommen hatte, bevor sie ihn zur Rede stellte. Die Bullen waren allerdings mehr daran interessiert, wo Cassie nun abgeblieben war.

      »Wie geht’s Jonathan?«, frage ich.

      »Jonathan?«

      »Jonathan Williams. Mein Agent oder ehemaliger Agent. Soweit ich weiß, ist er der Einzige, der das Manuskript je zu Gesicht bekam. Es sei denn, er hat es an einen Außenlektor zur Beurteilung gegeben.«

      Ich

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