Absolute Zero Cool. Declan Burke

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Absolute Zero Cool - Declan  Burke

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es mich besonders stört, auf der Bühne könnte es ein ziemlicher Spaß sein, aber es wäre mir lieber, Jonathan hätte mich um Erlaubnis gefragt, bevor er das Manuskript zur Bearbeitung weitergab.

      »Ich kenne keinen Jonathan Williams«, sagt er. »Wie sollte ich auch? Ich befinde mich hier im Fegefeuer.«

      »Stimmt ja. Und dieses Fegefeuer hält Sie davon ab, für die Rechte am Originalstoff zu zahlen?«

      Etwas Dunkles flammt im hellblauen Paul-Newman-Auge auf. »Glaubst du etwa, das hier ist ein Scherz?«

      »Ehrlich gesagt, kommt es mir eher wie eine Tragikomödie vor. Keine ausgereifte Tragödie, aber durchaus anrührend, ja.«

      »Siehst du, genau das ist ja das Problem«, sagt er. »Es ist überhaupt nicht ausgereift.«

      So langsam mag ich ihn. Nicht nur, dass er Karlsson ziemlich gut spielt, er kritisiert auch das Stück, in dem er spielt.

      »Vielleicht haben Sie Recht«, lenke ich ein. »Um die Wahrheit zu sagen, bin ich mir nicht sicher, ob ich jemals die Absicht hatte, es zu veröffentlichen. Es war einfach irgendwelches Zeug, das ich damals schreiben musste, um die leeren Seiten vollzukriegen. Heutzutage schreibe ich Komödien. Zum einen ist es leichter. Und außerdem macht es mehr Spaß. Das Leben ist schon beschissen genug, warum sollen die Leute ihre kostbare Zeit damit verschwenden, solche morbiden Sachen zu lesen.«

      »Moment mal«, unterbricht er mich. »Willst du damit sagen, dass du es nie abgeschickt hast?«

      »Immerhin hab ich es nicht weggeschmissen.« Er hat eine gewisse Ausstrahlung, das muss man ihm lassen, eine Intensität, neben der ich mir zaghaft, lächerlich und kleinmütig vorkomme. »Soll heißen, ich habe es Jonathan gegeben.«

      »Und was hat er gesagt?«

      »Er sagte, er hätte vorher noch nie so etwas gelesen. Er meinte, dass er ungefähr in der Mitte aufgehört hätte, sich Notizen zu machen. Er las es nur noch durch. Ich glaube, dieser ganze perverse Sex hat ihn ziemlich aufgewühlt.«

      »Das ist doch gut, oder?«

      »Nicht bei der heutigen Marktsituation. Agenten in Aufregung zu versetzen ist nicht mehr cool.«

      »Und er hat es nicht noch mal gelesen?«

      »Wollte er, aber ich habe ihn davon abgebracht. Weil ich ihm The Big O gab.«

      Wir sitzen schweigend da. Die Sonne scheint auf die Hügel im Süden, und die Umgebung erwacht zum Leben. Die Clematis knospen, rosa Apfelblüten gehen auf, Schneeglöckchen und Narzissen wiegen sich im sanften Wind, der vom See herweht. Ab und zu schimmert es orange im Teich, wenn Weißer Hai und Moby Dick, die beiden Koi-Karpfen, dicht unter der Oberfläche schwimmen. Die Fontäne plätschert vor sich hin.

      »Und wie hat sich The Big O verkauft?«, fragt er und schaut den Hügel hinauf zum Krankenhaus, dessen Glasfront das Licht der aufgehenden Sonne reflektiert.

      »Es lief ganz gut, ja. Die Rechte gingen in die Staaten. Zweibuch-Vertrag mit anständigem Vorschuss.«

      »In die Staaten?«

      »Ja. An Harcourt. Allerdings wurde der Verlag von Houghton Mifflin aufgekauft und mein Lektor gefeuert, weshalb sie drüben nicht sehr viel dafür getan haben. Aber es gab einige wohlwollende Kritiken, die wir für den Umschlag des zweiten Buchs verwenden können.«

      »Und daran schreibst du jetzt gerade.«

      »Ganz genau.«

      »Und was wird aus mir?«, fragt er. Die vergessene Zigarette brennt zwischen seinen Fingern ab.

      »Keine Ahnung.«

      »Du kannst mich doch nicht einfach hier hängenlassen.«

      »Ich verstehe Sie ja. Aber ich bin jetzt erst mal damit beschäftigt.« Ich deute mit dem Kopf auf die Manuskriptseiten, die auf dem Tisch liegen. »Ich habe einen Abgabetermin. Ich kann nicht einfach aufhören und mit was Neuem anfangen.«

      »Wenn es gut genug ist«, sagt er, »werden sie schon drauf warten.«

      »Das bezweifle ich. Die Buchindustrie hat sich in den letzten fünf Jahren enorm verändert. Sie glauben ja nicht, wie schwierig alles geworden ist. Außerdem habe ich jetzt mehr Verantwortung. Ich bin verheiratet. Und wir haben eine Tochter. Sie heißt Rosie.«

      Er gratuliert mir widerwillig.

      »Worauf ich hinauswill«, sage ich, »ist Folgendes: Ich kann mir nicht leisten, mich mit etwas zu beschäftigen, dass kommerziell betrachtet keine Chancen hat. Oder, um ganz ehrlich zu sein, mit etwas, das mir keinen Spaß macht. Diese düsteren Sachen zu schreiben, ist harte Arbeit. Und wenn Sie das nicht…«

      »Wer ist wohl schuld daran, dass es so düster ist?«

      »Ich natürlich. Aber…«

      »Nichts aber. Wenn du es düster gemacht hast, kannst du es doch auch lustig machen. Geh einfach noch mal drüber.«

      »Was soll denn an Sterbehilfe lustig sein?«

      »Hör mir einfach mal kurz zu«, sagt er. »Wäre das möglich? So viel bist du mir mindestens schuldig.«

      »Ich höre ja zu.«

      »Also«, sagt er. »Ich bin nicht so ein Mensch. So wie dieser Karlsson, meine ich. Ich habe sogar meinen Namen geändert, als ich meine Haare färben ließ. Ich heiße jetzt Billy.«

      »Billy?«

      »Ich versuche, alles um mich herum zu normalisieren.«

      »Dann ist die Augenklappe aber zu viel des Guten.«

      »Die hab ich nur aufgesetzt, um deine Aufmerksamkeit zu erregen.« Er nimmt die Klappe ab. Darunter befindet sich eine leere Augenhöhle, eine faltige violette Wunde, die mich an eine Dörrpflaume erinnert. Er sucht in den Taschen seiner Reißverschlussjacke und zieht schließlich eine getönte Brille hervor, die er aufsetzt.

      »Was ist denn mit Ihrem Auge passiert?«, frage ich.

      »Das würdest du mir sowieso nicht glauben. Aber egal – dieser Karlsson, das bin nicht ich. Nicht mehr jedenfalls. Aber ich glaube nicht, dass ich jemals so war. Ich meine, ich mochte Cassie. Sehr sogar. Und selbst wenn das nicht der Fall gewesen wäre, hätte ich sie nicht umgebracht, bloß um mit dieser Sterbehilfe weitermachen zu können. Eine Schwuchtel hätte ich vielleicht umgebracht. Die alten Leute, das war eine Sache, die wollten ja sterben, und ich half ihnen nur dabei. Aber Cassie? Niemals.«

      »Ich habe nie behauptet, dass Sie sie getötet haben.«

      »Nein, aber du hast es angedeutet.«

      »Soweit ich mich erinnere, habe ich Ihnen ein Happy End beschert. Sie sind davongekommen. Der ermittelnde Bulle verfiel dem Wahnsinn und verlor sich in seinen Theorien über Geburtenkontrolle. Er war ein großer Fan der Chinesen, wenn ich das richtig erinnere.«

      »Nicht mal ich hab das geglaubt«, sagt er. »Der Schluss war eine einzige Katastrophe.«

      Ich muss zugeben, dass er Recht hat.

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