Eight Ball Boogie. Declan Burke

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Eight Ball Boogie - Declan  Burke

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kann mir wirklich nicht vorstellen, warum Mr Conway jemals eine Scheidung auch nur in Betracht ziehen sollte.« Falls Helen Conway auf Komplimente aus war, konnte sie auf mich zählen. »Es ist nur eine Standardfrage, die wir bei First Trust im Rahmen unseres umfassenden Kundenpakets routinemäßig stellen.«

      Ihre Augenbrauen hoben sich und ein leichtes Stirnrunzeln deutete sich an.

      »Sie meinen First Option.«

      Ich lächelte und tat verlegen.

      »Natürlich First Option. Ich bin noch nicht so lange bei dieser Firma …«

      »Ja, aber ich fürchte, Sie verschwenden hier nur Ihre Zeit, Mr Delaney. Francis befasst sich mit den finanziellen Dingen, und deshalb sollten Sie besser mit ihm darüber reden.«

      Sie schaute auf ihre hübsche zierliche Armbanduhr aus Gold.

      »Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber ich erwarte Besuch …«

      »Natürlich, natürlich. Es tut mir wirklich leid, dass ich Sie aufhalte.«

      »Ich verstehe wirklich nicht, warum Francis sich verspätet. Normalerweise ist er pünktlich. Er hasst es, wenn man ihn warten lässt.«

      »Tja, vielleicht ist ja etwas dazwischengekommen. Ich werde ihn anrufen und einen anderen Termin vereinbaren. Vielleicht am besten in seinem Büro.«

      »Das wäre bestimmt günstiger.« Sie stand langsam auf, aber nicht so langsam, dass ich den Wink nicht mitbekommen würde.

      »Es tut mir sehr leid, dass Sie umsonst gekommen sind …«

      »Das macht doch nichts. Ich hatte immerhin eine gute Tasse Kaffee.«

      Sie lachte geschmeichelt, reine Höflichkeit, und mein Magen stieg auf und suchte nach einem hohen Gebäude, über das er springen könnte. Ich stopfte die Broschüren in meinen Aktenkoffer. Sie begleitete mich zur Tür und wir gaben uns die Hand. Ihr Händedruck war fest und bestimmt.

      »Auf Wiedersehen, Mr Delaney.«

      »Bob.«

      »Selbstverständlich.«

      Sie wartete am Ende der Zufahrt hinter einer Hecke versteckt, um vom Haus aus nicht gesehen zu werden. Mit verschränkten Armen, fröstelnd wegen des kalten Winds, und rauchend. Sie hatte das Tor geschlossen und machte keine Anstalten es zu öffnen. Ich stieg aus dem Wagen.

      »Ein Versicherungsvertreter.«

      Wenn man eine abfällige Bemerkung macht, sollte man gleichzeitig eine Schnute ziehen, dann wirkt es nicht so gemein.

      »Ich verkaufe Sicherheit – das ist ein Unterschied. Versicherung suggeriert, dass nichts passieren kann. Ich hingegen sorge dafür, dass das Unvermeidliche finanziell erträglich gestaltet wird.«

      »Blödsinn.«

      Ich nahm es nicht persönlich. Wenn man siebzehn ist, ist so gut wie alles Blödsinn, vor allem der Blödsinn. Ich schob das Tor auf und stieg wieder ins Auto. Sie kam näher, blieb stehen und warf einen prüfenden Blick darauf. Ich ließ die Scheibe herunter. Ihr Hohn war toxisch.

      »Hübscher Wagen. Ich mag alte Autos.«

      »Ich sammle Antiquitäten.«

      »Das können Sie sich als Versicherungsvertreter leisten?«

      »Ich verdiene nicht gerade viel«, gab ich grinsend zu, »aber ich greife zu, wenn sich die Gelegenheit bietet.«

      Sie warf den Pferdeschwanz nach hinten. Ihre großen blauen Augen leuchteten auf und ihre Gesichtszüge verhärteten sich.

      »Sie sind ein billiger Scheißkerl«, stieß sie hervor.

      »Oh, hör bitte auf zu flirten«, sagte ich und legte den Gang ein. »Sonst krieg ich noch Nasenbluten.«

      Auf halbem Weg in die Stadt hielt ich in einer Parkbucht und tauschte die falschen Nummernschilder aus. Ich stieg gerade wieder in den Wagen, als ein weißes Mercedes-Cabrio mit Softtop vorbeizischte. Die Eiskönigin saß am Steuer, und falls noch jemand mit von der Partie war, war er entweder winzig klein oder hockte im Kofferraum.

      Ich holte sie an der Ampel vor der neuen Brücke ein und blieb drei Autos hinter ihr, während der Verkehr sich träge durch die Stadt schlängelte. Sie fuhr auf den Parkplatz an der Francis Street und parkte mit Blick zum Fluss. Ich suchte mir eine Parkbucht am anderen Ende.

      Sie saß dort zwanzig Minuten lang, vielleicht beobachtete sie die Angler. Dann stieg sie aus, schaltete die Alarmanlage ein und ging Richtung Fußgängerbrücke. Ich stieg aus dem Golf, hatte aber gerade mal fünf Schritte gemacht, als sie die Tür eines Volvo Estate aufzog und auf dem Beifahrersitz Platz nahm. Der Motor des Volvo lief bereits. Sie fuhren mit einem heiseren Aufheulen davon.

      Als ich mich in den Feierabendverkehr einfädelte, war weit und breit kein Volvo mehr zu sehen. Ich fuhr auf gut Glück auf der anderen Seite der Brücke das östliche Flussufer entlang und dann nach Süden Richtung Holy Well, wo es große Häuser gab mit viel Platz dazwischen und nicht so vielen Passanten. Jenseits des Sees erstreckte sich der Foynes Hill Richtung Leitrim, auf der linken Seite fielen die Felder ab bis zum Fluss. Der See weiter hinten sah aus wie ein Tropfen Quecksilber, silbrig, statisch und stumpf. Die Stadt wirkte schmutzig, dunkle Wolken wogten am Himmel. Auf dem Foynes Hill schien die Sonne noch, schwach wie Orangenlimonade. Die Sonne schien immer da oben auf dem Foynes Hill, im Sommer wie im Winter, bei Tag und bei Nacht.

      Ich holte sie dort ein, wo der Volvo sich durch die engen Kurven quälte. Ich blieb in gemessenem Abstand, als sie Holy Well passierten, und folgte ihnen am Seeufer entlang, bis sie beim Hughes Point auf einen Picknickplatz abbogen. Ich nahm den nächsten Picknickplatz, ungefähr eine halbe Meile weiter, die ich durch einen dunklen Tunnel aus Nadelbäumen zurücklegte. Ich holte Herbies Digitalkamera aus dem Handschuhfach und joggte zwischen den Bäumen hindurch zurück.

      Die Dämmerung brach an, dichtes Schneegrieseln setzte ein. Der Picknickplatz wurde auf drei Seiten von dichten Kiefern eingerahmt und auf der vierten Seite von der Straße begrenzt. Ich konnte zwei Picknicktische ausmachen, eine überquellende Mülltonne und den Volvo, der auf der anderen Seite der Lichtung parkte, was so idyllisch aussah, dass ich es kaum ertragen konnte. Drei Pfade führten zwischen den Bäumen hindurch zum Hughes Point, von dem man über den See hinweg bis zur Stadt blicken konnte.

      Ich schlich zurück hinter die Bäume, machte ein paar Aufnahmen vom Auto und überlegte, ob ich einen der Pfade nehmen sollte, nur um mal auszuprobieren, ob das Glück mir weiterhin hold war. Ich entschied, dass ich es nicht erzwingen wollte, als ich hörte, wie sich auf dem Weg hinter mir knirschende Schritte näherten. Es war die Eiskönigin, die sich einen malvenfarbenen Seidenschal um den Kopf gewunden hatte, um ihr Haar zu schützen. Der Mann trug eine schwere Tweedjacke, olivgrüne Gummistiefel und hielt einen Regenschirm in der Hand gegen den Schneeregen. Ich hockte mich hinter einen dicken Baumstamm, richtete die Kamera auf den Pfad und machte ein paar Aufnahmen.

      Sie gingen knapp zwanzig Meter entfernt vorbei, der Wind sorgte dafür, dass das, was sie sprachen, in Richtung

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