Perry Rhodan 3085: Der verurteilte Planet. Michelle Stern

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Perry Rhodan 3085: Der verurteilte Planet - Michelle Stern Perry Rhodan-Erstauflage

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trennte sich von der fremden Welt, die sich wie ihr Körper anfühlte, flog einem Falken gleich davon, schneller und leichter als jede Rakete. Sie jagte in die sonnenlose Dunkelheit. Unter ihr lag eine Metropole, die rasch kleiner wurde. Die Stadt war in Aufruhr. Zehn Millionen Bewohner fürchteten um ihr Leben.

      Es gab Plätze, die Chariklis kannte oder von denen sie gehört hatte. Gebäude, die wichtig waren. Eine Zitadelle. Die Akademie ... Wie hieß sie noch gleich? Der Name wollte Chariklis nicht einfallen. Sie versuchte, Details zu erhaschen, doch sie war schon fort, ehe sie die Stadt wirklich gesehen hatte.

      Welche Welt war es, die da im Sterben lag? Wen würde es treffen? Wann? Und vor allem: wie? Was genau würde geschehen, dass ein kompletter Planet vernichtet werden sollte?

      Chariklis wollte helfen. Sie musste wissen, was vor sich ging. Je mehr sie herausfand, desto mehr konnte sie Atlan sagen.

      Sie durchstieß den Orbit, ließ ihn hinter sich. Aufmerksam betrachtete sie die Sternbilder, versuchte zu verstehen, wo genau sie war. Das Bild flackerte. In der Dunkelheit erschienen ferne Sonnen, verschwanden wieder. Erst nach einigen Sekunden kehrten sie zurück, als hätte das Bild einen Wackelkontakt, der es aus- und wieder eingeschaltet hatte. Eine Konstellation dreier Gestirnhaufen in weiter Ferne fiel Chariklis auf, die charakteristische Spiralarme bildeten. Sie war erst sehr nahe, dann unendlich weit fort. Konnte das ...

      Der Gedanke zerfaserte. Wärme kehrte in ihren Körper zurück, das helle Gleißen, das sie wie ein Mantel schützte, schloss sich um sie. Die fernen, flackernden Sonnen verblassten.

      Nein!

      Chariklis wusste, was die Veränderung bedeutete: Ihr Körper drohte tiefer zu schlafen. Wenn sie nachgab, würde sie vielleicht erst in Tagen aufwachen – Tage, die vergehen würden, ereignislos, ohne Hilfe für die zum Tode verurteilte Welt.

      Es war Chariklis, die das Schicksal kannte. Niemand außer ihr konnte eingreifen.

      Aufwachen! Wach auf! Es ist wichtig!

      Aber sie wachte nicht auf. Tiefer, immer tiefer sank sie in Wärme und Geborgenheit, bis sie fest und traumlos schlief, mit einem Lächeln auf den weichen, rosigen Lippen. Die Verkrampfung der Finger löste sich, das Kissen glitt aus den Händen, das weiße Haar lag still. Was immer kommen würde – es musste warten, bis die Erbtochter ausgeschlafen hatte.

      1.

      Sturmmäuler

      Dunkelheit senkte sich über die steinige, von wenigen Bäumen und Sträuchern durchsetzte Küste. Das Licht der beiden rot-orangefarbenen Sonnen verschwand hinter schwarzen Wolkentürmen, die den Himmel wie eine Festung einnahmen. Eine unsichtbare Kraft saugte die Farbe aus allem und warf über die Uferzone der Insel dunkle Schatten.

      Bouner Haad meinte, sich unter Wasser zu bewegen. Erst der scharfe Strahl aus Licht, der aus dem Brustteil seines Kampfanzugs fiel, riss die Umgebung aus dem Grau.

      Über Haad flatterte ein Schwarm Vogelartiger mit grünen Schwingen und antennenartigen Auswüchsen an der Stirn, die an Fühler erinnerten. Die Tiere hielten die Köpfe gesenkt, warfen sich dem Land entgegen. Der Wind und das Meer schlugen sie in die Flucht. Vielleicht ängstigte sie auch die plötzliche Dunkelheit.

      Haad drehte den massigen Körper. Die drei roten Augen fuhren an den Stielen aus, als wollten sie den dicken, bauchigen Wolkenschichten über den Wellen näher kommen. Der Wind nahm zu, wirbelte vertrocknete Grashalme und Sand in die Höhe, riss altes Laub mit. Steinchen hoben sich, prasselten gegen Haads Hände und Füße, schmirgelten über die oberste Hautschicht.

      Es kitzelte unangenehm.

      Bis vor wenigen Minuten hatte der Haluter gehofft, es nicht mit den Ausläufern eines sich rasch nähernden Taifuns zu tun zu haben, doch die Anzugpositronik belehrte ihn eines Besseren. Neben der rasch ansteigenden Windstärke zeigte sie den veränderten Umgebungsdruck über dem 30 Grad warmen Wasser an.

      Haad beschleunigte seinen Vorwärtslauf. Die vier massiven Arme flogen über den Boden, katapultierten ihn im Zusammenspiel mit den kräftigen Beinen weiter vom Meer fort, ins Inselinnere von Virkol.

      Auf dem Rücken des Haluters jauchzte Tenshuun. Der Benshér genoss auch dieses Mal den wilden Ritt – und das trotz seiner Eröffnung, im Grunde sei er eigentlich schon tot, weil er bereits gestorben war und lediglich dank der Superintelligenz HATH'HATHANG und ihrer Hinterlassenschaft – des Bendos – weiteratmete. Der Tenshuun, den Bouner Haad erlebte, war eine Art Nachhall und hätte eigentlich schon längst in die Stille gehen sollen.

      »Ich liebe Sturm!«, verkündete Tenshuun. Jedes Wort, das er sprach, war von einem feinen Brummton unterlegt.

      Das menschengroße, geschuppte Wesen löste den bogenförmigen Stützschwanz vom Haltegurt und peitschte damit träge durch die aufgewühlte Luft. Die Schuppen schienen zu knistern, während das Brummen lauter wurde.

      Falls Haad den Benshér richtig verstanden hatte, erstarb dieser Ton lediglich in der Gegenwart der abberufenen Superintelligenz HATH'HATHANG vollkommen, während er sonst weiterklang, wenn auch manchmal kaum vernehmbar. Aber HATH'HATHANG hatte der Benshér schon eine unvorstellbar lange Zeit nicht mehr zu Gesicht bekommen. Bouner Haad war noch jung und hatte kein Erfahrungsgefühl für eine derartige Spanne.

      Hinter Haad klatschten die Wellen lauter ans Land. Das Meer regte sich wie ein erwachender Moloch. Es erinnerte Haad an einen Haluter, der nach Monaten der Ruhe und Ausgeglichenheit in eine Drangwäsche geriet, in der er sich austoben musste. Immer höher türmten sich die Kämme auf, immer tiefer stürzte das Wasser in die Täler zwischen ihnen. Es kam bedrohlich nahe, berührte mit den Ausläufern Haads Füße.

      »Und ich liebe Schutzräume!«, sagte Haad über das Brausen und Klatschen hinweg. »Wenn eine Sturmflut kommt, könnte sie selbst mich ins Meer hinausziehen. Halt dich gut fest! Ich bringe uns zu dem Wäldchen dort hinten.«

      In Laufrichtung schirmte ein Ring aus hohen Felsen eine Baumgruppe ab. Die Felsen würden das Wasser brechen, es zurückhalten.

      Das Heulen des Sturms wurde lauter, übertönte Tenshuuns Jubelrufe. Offensichtlich war dem Benshér jede Angst fremd. Er verlagerte sein Gewicht, schob die Beine noch tiefer in den Sicherheitsgurt, der sich über Haads Rücken spannte. Die Arme jedoch hob er ausgestreckt in die Höhe, als wäre er Passagier in einem Vergnügungsfahrgeschäft.

      Während sie dem Ziel entgegenrasten, prüfte Haad den eingegangenen Peilimpuls. Das Team hatte inzwischen seine Position gesendet. Die anderen versteckten sich auf einer weiteren Insel der Kette aus Eilanden, die Haad sich gerade vorankämpfte.

      Bouner Haad hoffte, dass die Insel weit genug von den Sturmausläufern entfernt lag oder das Versteck sicher genug war. Es beruhigte ihn, dass sein Team gut ausgerüstet war und neben zwei Halutern ein Mitglied hatte, das sowohl Teleporter als auch Telekinet war. Seine Sorge galt Tenshuun.

      Ich hätte mich mehr beeilen sollen, zu ihnen zu stoßen, dachte Haad, doch er wusste, dass das kaum möglich gewesen war. Er hatte Rücksicht auf Tenshuun genommen, jenes rätselhafte Wesen, das ihn mit jedem Jauchzer mehr faszinierte.

      Haad hatte viele Freunde, die tollkühn waren – doch tollkühn zu sein war einfach, wenn man als Haluter über drei Meter groß war und einen nahezu unverwundbaren Körper hatte. Tenshuun dagegen war klein und weich, gerade einmal 1,70 Meter groß und zerbrechlich wie ein Lemurerabkömmling.

      Haad

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