Perry Rhodan 3085: Der verurteilte Planet. Michelle Stern

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Perry Rhodan 3085: Der verurteilte Planet - Michelle Stern Perry Rhodan-Erstauflage

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      Reginald Bulls Blick hatte Plofres Stern gesucht, irgendwo in dem hellen Lichtermeer, das in seiner Fülle verschwenderischer war als an jedem anderen Ort der Milchstraße. Auch in diesem Moment blickte er hinauf in den Himmel, doch es war heller Tag. Das Gleißen Ephelegons überstrahlte alles.

      »Gucky ...«, murmelte er. Das Wort schmeckte bitter.

      »Resident?« Yvonne Omeriga runzelte die Stirn. Sie wies knapp zur Tür, wo Odel Bregman gemeinsam mit weiteren Männern und Frauen eintrat – Wissenschaftler und Schiffsoffiziere, die unter ihm auf der ANNA PATOMAN dienten.

      Bull wäre es lieber gewesen, der Kommandant der PATOMAN wäre allein gekommen, doch Bregman bevorzugte es, eine Art Stab mitzubringen, um sich im Notfall rasch mit ihm besprechen zu können. In Anbetracht der ernsten Lage war das womöglich von Vorteil.

      Mit einem gezwungenen Lächeln wandte sich Bull vom Fenster ab. Er wies auf das ovale Tischrund und wartete, bis die Ankömmlinge saßen, ehe er sich selbst den Stuhl zurückzog. Dabei dachte er an den Grund, der diese Besprechung notwendig machte.

      Vor zwei Tagen, am 30. Juni, hatte er die Nachricht erhalten, das Solsystem sei explodiert. Kurz danach war die Nachricht revidiert worden. Ob das Solsystem tatsächlich explodiert war, stand nicht fest. Es hatte allerdings massive Schwankungen in den Messungen gegeben. Noch war absolut unklar, was dahintersteckte.

      »Willkommen«, sagte Bull knapp. »Schön, dass ihr den Weg gefunden habt. Kommen wir gleich zur Sache. Könnt ihr bestätigen, dass der modifizierte TERRANOVA-Schirm um das Solsystem nach wie vor seine Arbeit tut?«

      »Ja, Resident.« Bregman hatte eine angenehme, volle Stimme, die in einem seltsamen Kontrast zu seinem spitzen Gesicht stand.

      Bull hätte sich diesen Mann gut in einem mittelalterlichen Roman als Schlitzohr und Dieb vorstellen können, mit den kleinen Augen und den dünnen Lippen, doch er wusste, dass der Eindruck in die Irre ging. Es gab kaum einen treueren und ehrenhafteren Mann als Odel Bregman.

      Der Kommandant atmete tief ein, als müsste er sich sammeln. Möglicherweise machte Bulls Gegenwart ihn leicht nervös. »Das Clausum ist weiterhin sowohl visuell als auch ortungstechnisch dicht. Der Schutzschirm lässt nichts hindurch. Jedenfalls im Moment nicht. Doch wir haben sämtliche Daten ausgewertet und inzwischen Ergebnisse.«

      Die Wissenschaftler reagierten und riefen mehrere Holos auf, die Bull Messergebnisse zeigten. Er bemühte sich um einen freundlichen Gesichtsausdruck. Letztlich verließ er sich auf Bregmans Aussage.

      »Haben wir inzwischen ein sicheres Bild?«

      »Ja«, antwortete Bregman. »Die Daten der Fernmessstationen, der Sonden und der in Systemnähe operierenden Einheiten sind eindeutig. Die gravomechanischen Messungen können nicht lügen. Die Gesamtmasse des Solsystems ist unverändert.«

      »Es wurde keine Masse oder Materie in Energie verwandelt?«, hakte Bull nach.

      »Nein.« Odel Bregman zögerte. »Allerdings ...«

      »Ja?« Bulls Stimme wurde lauter. »Sprich weiter!«

      »Nun ... Es hat eine extrem kurzzeitige Änderung gegeben. Sie liegt lediglich im Nanosekundenbereich. Kurz vor der Explosion und der Verhüllung des Solsystems haben wir eine zeitliche Lücke. Innerhalb dieser Spanne fehlten der Gesamtmasse des Solsystems etwas über sechs Trilliarden Tonnen.«

      »Sechs Trilliarden«, echote Bull. Er konnte nicht anders. Die Zahl elektrisierte ihn.

      Er kannte sie, wie man das annähernde Gewicht eines guten Freundes kannte – jedenfalls dann, wenn man selbst hin und wieder versuchte, Kalorien zu reduzieren, um in den Jahren nicht völlig aus dem Leim zu gehen, und von daher einschätzen konnte, was wer wog. Und wenn man keine Lust hatte, diese unsäglichen Ara-Pillen zu nehmen, die das Zählen von Kalorien oder auch nur das Achten auf entsprechende Ernährung überflüssig machten.

      Etwas über sechs Trilliarden Tonnen. Das mochte viel erscheinen, war jedoch auf das ganze System gesehen eine Winzigkeit.

      »Hat auch keiner beim Messen Mist gebaut?«, vergewisserte er sich.

      Bregman hob ein wenig die Brauen, als hätte er seine ganz eigenen Probleme mit der Ausdrucksweise des Residenten. Er selbst bevorzugte eine Sprache, die Bull gespreizt vorkam. »Im Prinzip liegt diese Abweichung im Toleranzbereich eines Messfehlers.«

      »Aber?«, fragte Bull, der das Widerwort hören konnte, ehe es ausgesprochen war.

      »Aber ...«, fuhr der Kommandant sichtbar irritiert fort, »diese Werte sind von etlichen terranischen Einheiten unabhängig voneinander angemessen worden. Das spricht gegen einen Messfehler.«

      »Ich verstehe. Was sagen unsere goldhäutigen Freunde?« Das letzte Wort betonte Bull abschätzig. Je länger er mit den Cairanern zu tun hatte, desto schlechter war er auf sie zu sprechen. Sie trugen immerhin auch die Verantwortung für ...

      Gucky.

      »Nichts, wie üblich. Sie geben keine Informationen nach draußen. Ich habe wie gewünscht wegen der besonderen Lage im Namen der Liga Zutritt zum Solsystem verlangt, doch der ist abgelehnt worden. Subkonsul Qad Boukkanatal hat darüber beschieden, natürlich im Namen von Aiharra Haio, dem Konsul des Sternwestlichen Konsulats.«

      »Etwas über sechs Trilliarden Tonnen«, murmelte Bull erneut.

      Er kannte diese Daten seit Ewigkeiten auswendig. Die Masse der Erde betrug 5,9722 Trilliarden Tonnen. Gemeinsam mit den 0,0737 Trilliarden Tonnen des Erdmondes waren das 6,0459 Trilliarden Tonnen. Es passte. Oh ja, es passte verdammt gut. Die Schlussfolgerung lag auf der Hand.

      »Was ist los?«, fragte Yvonne Omeriga. Ihre grünen Augen blinzelten. »Ich habe den Eindruck, gerade etwas Wichtiges zu verpassen.«

      Ganud nahm sich ein Aprikosengebäckstück und betrachtete es, als würde er ein Kunstwerk untersuchen, dann legte er es zurück in die Schale. »Ich finde Regs Schluss äußerst naheliegend.«

      »Welchen Schluss?«, hakte Omeriga nach.

      Bull richtete sich auf. »Terra und Luna sind erneut ausgetauscht worden. Für einen Augenblick fehlte die Masse des Ersatzplaneten und seines Mondes ... dann schneite das neue Gespann herein. – Terra ist zurückgekehrt. Jetzt wendet sich das Blatt.«

      Verblüfftes Schweigen antwortete ihm. Es war ein Schweigen, in dem Bulls Gedanken so aktiv waren, dass er meinte, sie in der Stille hören zu können.

      Seine Worte waren Parolen, nicht mehr.

      Hoffnung, darum ging es. Kapierten die anderen das nicht?

      Wenn Terra und Luna zurück waren, galt das auch für Gucky.

      Gucky ...

      »Wie genau haben die Cairaner reagiert?«, fragte Bull, dem das lange Schweigen allmählich unangenehm wurde.

      »Nun ...«, Bregman räusperte sich. Er klang, als hätte er wochenlang nichts gesagt. »Sie halten das Solsystem weiterhin abgesperrt, ziehen aber keine nennenswerten Truppen dorthin. Insgesamt haben sie ihre Präsenz merklich heruntergefahren, auf etwa 48.000 Einheiten. Auch der dort vor einem guten halben Jahr aufgetauchte Raumer der Zain-Konstrukte ist inzwischen wieder abgezogen.«

      Bull

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