Perry Rhodan 3085: Der verurteilte Planet. Michelle Stern

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Perry Rhodan 3085: Der verurteilte Planet - Michelle Stern Perry Rhodan-Erstauflage

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      »Die Lage ist ernst! Schick mir Sallu!«

      Noch während er den Befehl gab, griffen die Kampfroboter an.

      2.

      Sirup und Träume

      Vandasirup und Zitrone.

      Mit einer Mischung aus Widerwillen, Bedauern und genervter Ergebenheit griff Reginald Bull nach dem Glas, das vor ihm auf dem schlichten Tisch des Besprechungsraums der Solaren Residenz stand. Er hob es hoch, drehte es in der Hand und war sich bewusst, dass sowohl Ganud, sein Freund und Posbi-Berater, als auch seine Stellvertreterin Yvonne Omeriga ihn genau beobachteten.

      Ganud stand ganz ruhig, der halbkugelige Kopf auf dem birnenförmigen Körper bewegte sich nicht. Zehn zarte Tentakel ragten aus seinem Kopfsegment und ließen Bull einmal mehr an ein wrackes Schirmgestell denken.

      Der Posbi jedoch war alles andere als wrack. Die schwarzen, merkwürdig lebendigen Augen zeigten einen wachen Geist, der eher einer Schwertschneide als einer Schirmstrebe glich. Der Posbi tauschte einen kurzen Blick mit Yvonne Omeriga, als würden die beiden sich Sorgen um ihn machen.

      Bull hasste diese Blicke.

      Yvonne Omeriga strich sich durch das stets ein wenig zerzauste Haar, als hätte sie Bulls Ablehnung bemerkt. Ihre grünen Augen wirkten kurz leer, dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf eine Platte mit Gebäck und Obst, die bisher unbeachtet im Raum gestanden hatte. Morgens aßen sie beide ungern, und für Ganud erübrigte sich das ohnehin.

      Vandasirup und Zitrone.

      Bull nahm einen Schluck. Er hätte lieber einen Whisky getrunken – oder zwei oder drei. Und genau deswegen trank er keinen. Es schickte sich nicht, ganz egal, ob das Getränk keinen Alkohol hatte oder der Zellaktivator dessen Auswirkungen verhinderte. Der Whisky wäre ein Symbol gewesen, sich selbst und anderen gegenüber, das er nicht wollte.

      Gucky ist tot.

      Manchmal meinte er, bloß ein Zuschauer zu sein, der am Rand eines Platzes stand und beobachtete, was gerade auf der galaktischen Bühne geschah.

      Und der es nicht glauben wollte. Alles, was geschah, war auf Effekt hin inszeniert.

      Es war nicht real. Jemand wollte, dass alle etwas Bestimmtes glaubten: dass es Terra nie gegeben hatte; dass Gucky tot war.

      Beweise? Was für Beweise? Ja, es gab Augenzeugen. Ja, man hatte die rotierende Spiralgalaxis gesehen ...

      Aber für Reginald Bull blieben das Indizien. Gucky starb nicht. Das war ein Naturgesetz. Oder jedenfalls sollte es den Rang eines solchen haben.

      In diesem Wissen kapselte Bull sich gegen Schmerz ab. Viel mehr Sorgen bereitete ihm derzeit Atlan ... Der Arkonide hielt sich bei der Bleisphäre auf und damit beim neu aufgetauchten Sternenrad der Cairaner – genau im Brennpunkt des Geschehens.

      Reginald Bull hatte Atlan nie so gut gekannt wie Perry Rhodan. Trotz aller freundschaftlichen Nähe war ihm der Arkonide oft unberechenbar vorgekommen. Aber der Atlan, den er seit Guckys Tod erlebte, den hatte er vorher nie so kennengelernt.

      Atlan war ... düster geworden. Wie ein verwundetes Tier, das seinen Groll kaum zu zähmen vermochte. Reginald Bull traute ihm dieser Tage durchaus zu, einen Krieg zu provozieren, an dessen Verhinderung Bull seit Jahrhunderten arbeitete. Und was das Schlimmste war: Es gab einen Teil in Reginald Bull, der genau diesen Krieg ebenfalls wollte, vollkommen egal, welche Auswirkungen das auf die Liga hatte.

      Reginald Bull wollte Rache für Guckys sinnlosen, unwürdigen Tod. Die Cairaner mussten büßen!

      Nein.

      Gucky war nicht tot.

      Rache war nicht der Weg.

      Du warst der beste aller Freunde.

      Er beherrschte sich gerade so, das Glas nicht gegen das Fenster zu schleudern und sich den Scherbenhaufen vorzustellen, den er damit hervorrief.

      Reginald Bull würde keinen Scherbenhaufen riskieren.

      Gucky lebt. Alles wird gut.

      Er richtete den Blick über den Rand des Glases über den Lake Thetys, den Residenzpark und die Metropole hinweg, die Terrania ähnelte und es doch nie sein konnte. Der See, der einen Kilometer unter ihm lag, schien kaum größer als eine Münze.

      Schon bald würde Odel Bregman eintreffen, der Kommandant der ANNA PATOMAN, des aktuellen Kommandoschiffs der Orionflotte. Das 2200 Meter durchmessende Ultraschlachtschiff war beim Solsystem gewesen – so nahe es eben herangekommen war. Bull interessierte es brennend, endlich mehr über die Lage beim Solsystem zu erfahren, und das aus erster Hand, doch Bregman ließ sich Zeit. Vermutlich hielten die vielen Sicherheitskontrollen ihn auf.

      Eigentlich hätte Bull die Zeit nutzen können, sich mit Yvonne Omeriga und Ganud zu besprechen, doch ihm war nicht nach Reden zumute. In der vergangenen Nacht hatte er einen Traum gehabt, der ihn nicht loslassen wollte und ihn begleitete wie sein Schatten.

      Bull erinnerte sich an die Einzelheiten des Traums so deutlich und klar, wie er den lang gestreckten Grüngürtel zwischen altem und neuem Teil der Zwillingsmetropole und den Zivilraumhafen mit seinem zwölf Kilometer durchmessenden Landefeld vor sich sah. Wieder spulte sich das Geschehen vor ihm ab, als würde er in seinem Bett liegen und schlafen.

      Er stand an Guckys Grab, einem einfachen Grab, wie Gucky es gar nicht hatte. Ein schlichter weißer Stein ragte darüber auf. Über Bulls Gesicht liefen Tränen – er trauerte, doch da griff jemand seine Hand. Kleine, pelzige Finger schoben sich in seine. Er drehte sich um. Gucky grinste ihn an, zeigte ihm seinen Nagezahn.

      »Was ist los, Dicker?«, fragte der Ilt. »Warum so trübsinnig? Hat dich jemand zu lange fliegen lassen, oder ist dir der Kirschkuchen ausgegangen?«

      Erstaunt starrte Bull Gucky an. »Du bist tot.«

      »Tot?« Der Ilt peitschte mit dem Biberschwanz auf den Boden, als wollte er eine Fliege damit erschlagen. »Blödsinn. Wer hat dir denn diesen Unfug eingeredet?«

      »Du bist in Atlans Armen gestorben ...«

      »Ich?« Gucky lachte. »Glaubst du wirklich, ich würde mich so einfach umbringen lassen? Nein! Ich war mit der BORGSCHEIPER unterwegs. Eine große Fahrt. Es gab jede Menge Anfragen an mich, die musste ich beantworten. Wusstest du, dass in Andromeda die Postkästen grün sind?«

      Guckys Worte ergaben keinen Sinn. Sie waren so abstrus, dass es nur eine Schlussfolgerung gab.

      »Ich träume«, sagte Bull. »Es ist bloß ein Traum.« Die Enttäuschung tat körperlich weh. Einen Moment hatte er gehofft, dass es die Wahrheit sein könnte – dass alles ein grausamer Irrtum war.

      »Nur ein Traum?« Gucky hob die Hand, streckte sich. Er berührte mit dem Finger Bulls Schlüsselbein, direkt an der Stelle, wo der Zellaktivator saß. »Glaubst du, damit vergeude ich meine Zeit?«

      Bull war aufgewacht, hinaus auf den Balkon seiner Wohnung getreten. Dort hatte er den Schutzschirm abgeschaltet, als würde das verdammte Ding ihn ersticken. Gierig hatte er die Luft eingesogen – und genau wie in diesem Moment im Konferenzraum hatte ein Gedanke

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