Entführung ins Glück. Kristi Ann Hunter

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Entführung ins Glück - Kristi Ann Hunter

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wieder auftauchen würde, musste er damit rechnen, dass Georgina beliebter werden würde, als sich Miranda vorstellen konnte. Sie verlagerte ihr Gewicht und versuchte, das Gefühl der Enge zu vertreiben, das ihr die Brust zuzuschnüren drohte. „Du hältst das für möglich? Du glaubst, dass er in diesem Jahr tatsächlich nach London kommt?“

      Griffith schien über ihre Frage gründlich nachzudenken. „Ich denke“, entgegnete er dann langsam, „falls er in diesem Jahr nach London kommen sollte, wäre das reiner Zufall.“

      Miranda kniff ihre grünen Augen zusammen und schaute ihn an. Die Furcht, die sich in ihrem Bauch geregt hatte, wich jetzt einer wachsenden Neugier. Ein leichter Druck mit dem Bein genügte, um ihre gut trainierte Stute neben Griffiths Pferd zu lenken. „Hast du etwa von ihm gehört?“

      Sie schaute ihren Bruder durchdringend an und hoffte fast, er würde ihre Frage nicht beantworten. Miranda musste zugeben, dass sie eine Schwäche für guten Klatsch hatte, und alles, was mit dem mysteriösen Herzog zu tun hatte, war immer interessant.

      Marshingtons Verschwinden aus Oxford war in der Londoner Gesellschaft legendär. Seine Tante und sein Vetter versuchten immer wieder, das Herzogtum an sich zu reißen, aber sein Schlossverwalter und sein Anwalt behaupteten, dass sie regelmäßig Briefe und Anweisungen von ihm bekamen. Sein Herzogtum war in den vergangenen Jahren sehr gut verwaltet worden. Es wuchs und gedieh und ermöglichte Marshingtons gierigen Verwandten ein luxuriöses Leben.

      Griffith setzte sein Pferd in Bewegung und zwang Mirandas Stute damit, zur Seite zu tänzeln. „Ja, ich habe im Laufe der Jahre hin und wieder Nachrichten von ihm bekommen.“

      Miranda grinste. Das war tatsächlich eine interessante Information. „Wirklich?“

      Griffith nickte. „Ich kann dir nicht sagen, wo er ist, aber ich weiß genau, dass er auf Georginas Verführungsversuche bestimmt nicht hereinfallen würde. Wer zuerst bei der Eiche ist!“

      Er drückte seinem Pferd die Fersen in die Flanken und galoppierte über die Wiese. Miranda blieb nichts anderes übrig, als ihm eilig zu folgen.

      Wenn er glaubte, er käme davon, ohne ihr ein wenig mehr zu erzählen, irrte er sich.

      5

       Miranda betrachtete sich stirnrunzelnd im Spiegel über ihrem Frisiertisch. Sally müsste ihre Frisur neu richten. Die langen blonden Locken waren bei ihrem wilden Wettrennen über die Wiese völlig zerzaust worden. Sie begann, die Haarnadeln herauszuziehen, und ihre lange Mähne umrahmte wild ihre feinen Züge.

      Ein leises Kichern kam über ihre Lippen, als sie sich betrachtete. Sie sah wirklich wüst aus. An ihrem Reitkleid hingen Blätter, an ihren Stiefeln klebte Matsch und in ihrer zerzausten Frisur steckte sogar ein Ästchen. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie meinen, sie wäre vom Pferd gefallen. Sie wäre tatsächlich fast gestürzt, als sie durch eine Hecke geritten war, um den Weg abzukürzen und den Picknickbaum vor ihrem Bruder zu erreichen. Dass sie bei ihrer Rückkehr in eine matschige Pfütze getreten war, hatte ihr Erscheinungsbild auch nicht gerade verbessert.

      Sie läutete die Glocke, um Sally mitzuteilen, dass sie zurück war. Dann begann sie, ihre ruinierte Jacke auszuziehen. Da sie das Polster auf ihren Stühlen nicht verschmutzen wollte, lehnte sich Miranda an das Fenstersims und wartete auf ihre Zofe.

      Der Ausblick aus dem Fenster war atemberaubend. Die gewundenen Wege, die Hecken, Blumenbeete, Bäume und Wiesen vermittelten ihr ein Gefühl des Friedens, das Gefühl, zu Hause zu sein. Sie liebte die ausgedehnten Wiesen, auf denen sie und ihre Geschwister gespielt hatten, den See, in dem sie schwimmen gelernt hatte, und die Zusammenstellung von Sträuchern und Statuen, die ihre Mutter im Laufe der Jahre hatte errichten lassen. Falls es ihr gelingen sollte, in diesem Jahr einen Ehemann zu finden, könnte sie diesen Ausblick, der für sie ein täglicher Trost war, nur noch gelegentlich bei Besuchen genießen.

      Darüber hatte sie sich nie zuvor Gedanken gemacht.

      Miranda fuhr mit der Hand über die schlichten grünen Brokatvorhänge mit den Rüschenspitzen. Eine interessante Kombination aus verspielten Rüschen und praktischem Brokat. Waren sie und Georgina genauso gegensätzlich?

      Griffith war sichtlich schockiert gewesen, als sie ihm verraten hatte, wer auf Georginas Liste stand. Er ahnte nicht, dass sich seine beiden Schwestern für denselben Mann interessierten. Einen Mann, den Miranda nie gesehen hatte. Das verriet, wie intensiv Griffiths Briefe aus dem Internat, in denen er ihr von seinem Freund erzählt hatte, sie beeinflusst hatten.

      Miranda war zwar die pragmatischere der beiden Schwestern und verfolgte ganz gewiss nicht die lächerliche Absicht, den Mann dazu zu verführen, sie zu heiraten. Aber eine sorgsam gehütete Truhe mit Briefen, in denen sie diesem Mann ihre tiefsten Gedanken und Gefühle offenbart hatte, ließ auch nicht gerade darauf schließen, dass sie bei Verstand war.

      Mirandas Lächeln verwandelte sich langsam in ein Stirnrunzeln. War sie eigentlich noch einmal in die Bibliothek gegangen, um den Brief zu holen, den sie in der Nacht geschrieben hatte? Sie war mit ihren Briefen gewöhnlich sehr vorsichtig. Sie schrieb sie sogar auf teures blaues Papier, damit ihre Zofe sie nicht für normale Post hielt.

      Mit einem Achselzucken machte sie sich wieder daran, Nadeln aus ihren Haaren zu ziehen. Sie würde in die Bibliothek gehen und den Brief holen, wenn ihre Haare wieder in Ordnung waren. Ein Keuchen hinter ihr verriet, dass die Zofe eingetreten war und gesehen hatte, wie zerzaust ihre Herrin aussah.

      Miranda grinste. Eine wilde blonde Mähne mit Zweigen darin war bei ihr ein eher seltener Anblick.

      „Mylady!“ Sally eilte zu ihr, um Miranda dabei zu helfen, die schmutzige Kleidung auszuziehen.

      „Ich bin den Hecken leider zu nahe gekommen.“

      Während sich Sally über die ruinierte Jacke und das struppige Erscheinungsbild ihrer Herrin beklagte, quälte Miranda das Gefühl, dass sie etwas Wichtiges verpasst hatte. Plötzlich fiel es ihr ein.

      Marlow hatte ihr am Morgen mitgeteilt, dass er ihre Briefe zur Post gebracht hatte!

      Wo hatte sie den blauen Brief gestern Nacht versteckt? Hatte er ihn gefunden?

      „Oh, nein! Oh, nein, nein, nein!“

      Miranda erhob sich hastig und rannte aus dem Zimmer. Sally rief ihr aufgeregt etwas nach, doch die junge Frau stürmte bereits um die Ecke und die Treppe hinab. Sie hob dabei ihren Rock ein wenig höher, als es die Etikette erlaubte, um nicht über ihren Saum zu stolpern.

      Im Flur zur Bibliothek war glücklicherweise keine Menschenseele zu sehen. Sie atmete so schwer, dass ihre Kehle und ihre Lunge brannten, als sie das Zimmer absuchte. Sie fing mit dem Schreibtisch an und blätterte sogar den Stapel aus unbeschriebenem blauem Papier durch. Obwohl sie den Brief nirgends fand, weigerte sie sich immer noch, das Unvermeidliche zu glauben. Der Brief war irgendwo hier im Raum. Er musste hier sein!

      Als Sally endlich eintraf, kroch sie gerade auf Händen und Knien über den Boden, um unter die Möbel zu schauen.

      „Mylady!“

      Doch Miranda ignorierte ihre Zofe. Sie hob alle Sofa- und Sesselkissen hoch. Sie schaute in jeden Behälter, auch wenn es noch so unwahrscheinlich war, dass der Brief dort zu finden wäre. Glaubte sie ernsthaft, dass der Brief vom Schreibtisch in eine Vase im vierten Regalfach geflogen war?

      „Mylady, bitte! Wir müssen Ihre Haare machen. Und Sie umziehen. Niemand wird hier drinnen etwas anrühren. Wir

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