Entführung ins Glück. Kristi Ann Hunter

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Entführung ins Glück - Kristi Ann Hunter

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machen Sie hier?“ Das schien sie diesen Mann oft zu fragen. Normalerweise hatte sie nicht das Bedürfnis, ihren Bediensteten solche Fragen zu stellen.

      „Ich poliere die Stiefel des Herzogs, Mylady.“

      „Natürlich.“ Miranda war versucht, die Augen zu verdrehen, aber sie verkniff es sich.

      „Eine Dame bewahrt vor dem Personal immer Haltung.“

      Und eine Dame verdrehte auch nicht die Augen.

      Marlow stand vollkommen still da und sah sie an. Das machte sie ein wenig nervös.

      „Ich kann nicht schlafen.“ Warum hielt sie es für nötig, ihm ihre Anwesenheit zu erklären? Das hatte sie noch nie getan, aber seltsamerweise hatte sie das Gefühl, Marlows Privatsphäre gestört zu haben.

      „Soll ich Ihnen eine Tasse warme Milch bringen? Oder vielleicht einen Tee?“

      „Ich war auf dem Weg in die Küche, um mir Tee zu kochen, als meine Kerze ausging.“ Sie zog die Kerze aus ihrer Tasche und hielt sie hoch.

      Marlow öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber schnell wieder. Nach einem Moment setzte er erneut an. „Verzeihen Sie, Mylady, aber wissen Sie, wie man Tee macht?“

      „Natürlich.“ Jede Dame konnte einen Tee ziehen lassen.

      „Entschuldigen Sie, Mylady.“

      Sie standen einige Sekunden wortlos da. Er beobachtete sie stumm, während ihr Blick durch das Zimmer glitt. Griffith sollte die Bücherregale umstellen lassen. Diese Raumaufteilung war alles andere als einladend.

      Marlow räusperte sich. „Ich glaube, im Ofen in der Küche brennt kein Feuer mehr.“

      „Ja, das denke ich auch.“ Ihre Fingernägel sahen ein bisschen ungepflegt aus. Hatte sie wieder daran gekaut, ohne es zu merken?

      Er räusperte sich erneut. Tat er das immer, bevor er etwas sagte? „Können Sie eigentlich ein Feuer anzünden?“

      Sie gab sich geschlagen und setzte sich auf den Stuhl an einem kleinen Eckschreibtisch. Miranda verzichtete darauf, sich wie eine Dame zu benehmen, und ließ sich mit einem resignierten Seufzen auf das weiche Polster plumpsen. „Nein. Das kann ich nicht.“

      „Wenn Sie erlauben, Mylady, hole ich Ihnen einen Tee.“ Er machte eine perfekte Verbeugung und wandte sich zur Tür.

      „Danke, Marlow“, sagte Miranda, als er schon fast aus dem Zimmer war.

      Während sie auf seine Rückkehr wartete, spielte Miranda mit den Federn und dem Papierstapel auf dem Schreibtisch. Der kleine Schreibtisch war einer ihrer Lieblingsplätze, wenn sie Briefe schrieb. Ein Stapel Briefe, die an Freundinnen aus London und mehrere entfernte Verwandte adressiert waren, lag bereits dort und wartete darauf, am Morgen frankiert und zur Post gebracht zu werden.

      Sie nahm ein Blatt von dem blauen Papier aus ihrem Stapel, da ihre Gefühle wie so oft sehr aufgewühlt waren. Dann tauchte sie eine Feder in die Tinte und begann zu schreiben.

      Lieber Marshington,

      Georgina hatte heute ihr kleines Debüt in Hertfordshire. Bereits hier hat sie ziemlich viele Verehrer; wenn sie in ein paar Monaten nach London kommt, wird sie zweifellos von Bewunderern umschwärmt werden.

      Kann man sich gleichzeitig freuen und traurig sein? Ich glaube, ich freue mich ehrlich über ihren Erfolg, aber mir haben diese vielen Männer, die sie jetzt umschwärmen, kaum Beachtung geschenkt, als ich vor ein paar Jahren mein Debüt hatte.

      Miranda brachte ihre Gefühle hastig kritzelnd zu Papier. Dass sich darauf hier auch ein Tintenfleck und dort ein verwischtes Wort befanden, spielte keine Rolle. Niemand außer ihr würde diese Worte je zu Gesicht bekommen, und sie nahm sich selten die Zeit, ihre Briefe noch einmal zu lesen.

      Irgendwann sollte sie die Briefe wahrscheinlich einmal verbrennen, aber sie konnte sich nicht dazu durchringen. Stattdessen bewahrte sie ihre Briefstapel in einer Truhe unter ihrem Bett auf.

      Diese Briefe hatten ihr immer wieder geholfen, nicht den Verstand zu verlieren. Sie war längst über das Alter hinaus, in dem Fantasiefreunde akzeptabel waren. Dass ihr „Freund“ eigentlich kein Produkt ihrer Fantasie war, sondern einfach nichts von ihrer Existenz und den Briefen wusste, war nur ein schwacher Trost.

      Trotzdem ließ sie auch viele Jahre nach dem ersten Brief die Vorstellung nicht los, dass Griffiths alter Freund sie verstehen würde.

      Ich weiß, dass ich relativ intelligent bin, dass ich passabel aussehe und dass ich einen Haushalt leiten kann. Wobei: Heute Abend musste ich feststellen, dass ich noch nicht mal Feuer machen kann. Warum sollte mich also irgendein akzeptabler Mann umwerben wollen?

      Wenigstens ein einziges Mal würde ich gern jemanden kennenlernen, der sich von Griffith nicht einschüchtern lässt. Leider gibt es hier keine anderen Herzöge. Ein Herzog würde vor einem anderen nicht katzbuckeln. Du bist natürlich ein Herzog, aber wir sind uns nie begegnet. Deshalb ist es im Moment ziemlich unwahrscheinlich, dass du mich umwerben würdest.

      Nun denn. Ich glaube, ich höre Marlow mit meinem Tee kommen.

      Viele Grüße

      Miranda

      Sie faltete den Brief eilig zusammen und schob ihn unter den Briefstapel, als Marlow mit einem Teetablett die Bibliothek betrat.

      „Ihr Tee, Mylady“, sagte er mit einer Verbeugung.

      Mirandas Blick wanderte von dem Kammerdiener zu dem Teeservice. Der tröstliche Duft nach frisch aufgebrühtem Tee stieg ihr in die Nase, und sie konnte spüren, wie mit jedem Atemzug die Entspannung wuchs.

      Sie sollte ihm eine Tasse anbieten. Es war mitten in der Nacht, und es war niemand da, der sie sehen könnte. In diesem Fall bräuchte sie sich doch wirklich nicht an die Etikette zu halten.

      Dann hörte sie es erneut: „Eine Dame ist zu jeder Zeit eine Dame.“

      Nicht schon wieder! Sie verdrängte die wohlvertraute Stimme ihrer Mutter aus ihrem Kopf und hatte große Mühe, sich dabei ein Grinsen zu verkneifen. Es würde noch ein paar Stunden dauern, bis das Haus aus seinem Schlaf erwachte. Außerdem betrachteten seine grauen Augen sie mit einer faszinierenden Direktheit. Es war … schlichtweg erfrischend.

      Sie trat vom Schreibtisch zum Sofa und versuchte, sich unauffällig die Hände an ihrem Hausmantel abzuwischen. War ihr beim Schreiben so warm geworden? „Würden Sie mir Gesellschaft leisten?“

      Er blickte sie überrascht an.

      Mirandas Herz begann in ihrer Brust zu hämmern. Sie waren allein. So allein, wie sie noch nie mit einem Mann gewesen war, weder mit einem Dienstboten noch mit irgendeinem anderen Mann.

      Sie sollte ihre Einladung zurücknehmen. Diese grauen Augen lösten bei ihr eine starke Unruhe aus. Sie schienen viel zu viel zu sehen. Es war, als könnte er in ihre Seele blicken und ihre Gedanken und Gefühle lesen. Was für ein lächerlicher Gedanke! Dieser Mann regte ihre Fantasie viel zu sehr an.

      „Es wäre mir eine Ehre, Mylady.“ Obwohl er mit einem Ja antwortete, zögerte er, bevor er auf der anderen Seite des niedrigen Tisches Platz

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