Entführung ins Glück. Kristi Ann Hunter

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Entführung ins Glück - Kristi Ann Hunter

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und die Augen zu schließen. Wenn sie ihre aufgewühlten Gefühle nicht endlich beruhigen würde, würde es ihr nie gelingen einzuschlafen. Und dann wäre sie am nächsten Morgen müde und gereizt und wahrscheinlich den ganzen Tag lang unerträglich. Nein, sie wollte lieber noch eine Weile wach bleiben und Frieden finden.

      Ihre Mutter hatte ihr häufig eingebläut: Eine Dame sorgt dafür, dass ihre Familie nie unter ihren Launen leidet.

      Bekam Georgina die gleichen Ermahnungen zu hören? Wenn ja, verstand sie es viel besser, sie zu ignorieren, als Miranda das jemals gelungen war.

      Miranda setzte sich an den Ankleidetisch und spielte mit der Kette, die Sally noch nicht weggeräumt hatte. Die Goldkette drehte sich auf dem Tisch und zog die tropfenförmigen Diamanten über die polierte Oberfläche. Sie berührten einander wie Paare, die über die Tanzfläche schwebten. Die Geräusche, die die Anhänger von sich gaben, wenn sie gegeneinanderprallten, klangen ebenfalls wie Musik.

      Wenn sie ehrlich war, tobte vor allem ein Gefühl in ihr: Eifersucht. Und das behagte Miranda überhaupt nicht. Sie war kein zwölfjähriges Mädchen mehr, sondern eine zwanzigjährige Frau, die bald einundzwanzig werden würde. Dass die Männer ihr nicht so viel Beachtung schenkten wie ihrer Schwester, war nicht fair, aber es war ganz gewiss nicht Georginas Schuld. Miranda hingegen hatte mehrere Heiratsanträge abgelehnt. Deshalb konnte sie nur sich selbst die Schuld dafür geben, dass sie keinen Mann und keine eigene Familie hatte.

      Warum war sie dann eifersüchtig? Das Gefühl hatte nichts damit zu tun, dass Georgina von so vielen Bewunderern umgeben gewesen war. Miranda hatte ihre Chancen gehabt, aber sie hatte festgestellt, dass den meisten Männern die Eigenschaften fehlten, die sie sich bei einem Ehemann wünschte. War es die Arglosigkeit ihrer Schwester? Dass sie die Möglichkeit zu einem Neuanfang hatte?

      Frustriert warf Miranda die Kette in die Schmuckschatulle und schloss den Deckel. Sie fühlte sich unwohl. Es war, als würde sich ihr Herz irgendwo in der Nähe ihres Magens befinden.

      Sie stützte die Arme auf den Tisch und vergrub ihren Kopf in den Händen. „Gott“, murmelte sie, „was ist nur mit mir los? Ist das wirklich dein Plan für mich? Ich will nicht allein bleiben.“

      Als eine Träne auf den Frisiertisch fiel, fuhr Miranda hoch. Sie schob ihren Stuhl zurück und stand auf. Sie wollte nicht weinen. Sie wollte nicht länger hier sitzen und düsteren Gedanken nachhängen. Aber bei dem Gedanken, sich ins Bett zu legen, erschauerte sie.

      „Tee“, sagte sie und schlug mit den Handflächen auf den Tisch. „Ich werde einen Tee trinken. Das wird mir guttun.“

      Doch da gab es ein Problem: Das Personal war schon schlafen gegangen und Miranda wollte niemanden wecken.

      „Also gut, Miranda. Wie schwer kann es schon sein, dir deinen Tee selbst zu kochen? Du hast doch schon Hunderte Male welchen ziehen lassen. Spielt es wirklich eine Rolle, dass du das Wasser nie selbst gekocht hast? Stell dich nicht so an!“ Miranda stöhnte. „Oh du meine Güte, ich weiß nicht, was armseliger ist: dass ich noch nicht einmal Tee kochen kann oder dass ich Selbstgespräche führe.“ Nichtsdestotrotz musste sie ein wenig schmunzeln.

      Miranda nahm die Kerze von ihrem Frisiertisch und ging die Treppe hinab. Im Haus war es fast unheimlich still. Alles war in tiefe Dunkelheit gehüllt. Der Mond hatte hell am Nachthimmel gestanden, als sie vom Tanzsaal aufgebrochen waren, aber noch bevor sie zu Hause angekommen waren, waren dichte Wolken aufgezogen. Das wenige Licht, das durch die Wolken drang, wurde jetzt durch die schweren Vorhänge an den Fenstern ausgesperrt.

      Da ihre Familie und alle Dienstboten bereits schlafen gegangen waren, kam ihr der große Landsitz kalt und einsam vor. Um diese Zeit war von der fröhlichen, gemütlichen Atmosphäre, die sie gewohnt war, nichts zu spüren.

      Bevor Miranda den Fuß der Treppe erreicht hatte, trat sie auf den Rand ihres Hausmantels. Ein verzweifelter Griff um das Treppengeländer und eine schnelle Fußbewegung bewahrten sie vor einem Sturz. Sie dankte stumm ihrer Tanzlehrerin, die sie viele raffinierte Schritte gelehrt hatte. Dieses Können hatte ihr jetzt geholfen, nicht den Halt zu verlieren.

      Allerdings war ihre Kerze ausgegangen.

      3

       Miranda stand in völlige Dunkelheit gehüllt in der Eingangshalle. Vermutlich war das ihre gerechte Strafe, weil sie sich nicht die Zeit genommen hatte, eine kleine Laterne anzuzünden. Wie hatte sie nur so dumm sein können, mit einer ungeschützten Kerze durchs dunkle Haus zu gehen! Sie hielt sich die Hand vors Gesicht und wackelte mit den Fingern. Sie sah nichts. Nicht einmal der kleinste Schatten war zu erkennen.

      „Das erschwert die Sache natürlich beträchtlich.“

      Jetzt stand sie vor der Wahl, im Erdgeschoss nach Streichhölzern zu suchen, um ihre Kerze wieder anzuzünden, oder sich die Treppe hinauf und zurück in ihr Zimmer zu tasten. Den Rückweg in absoluter Dunkelheit zurücklegen zu müssen, behagte ihr überhaupt nicht. Deshalb tappte sie langsam über den Marmorboden vorwärts. Als sie die Sicherheit des Treppengeländers verließ, hatte sie das Gefühl, in einem Meer aus Dunkelheit zu versinken.

      Sie steckte ihre inzwischen kalte Kerze in die Tasche ihres Hausmantels. Dann streckte sie die Hände aus und tastete sich zentimeterweise an der Wand entlang weiter.

      Wer hätte gedacht, dass sich Dunkelheit so schwer anfühlte? Die Finsternis bedrängte sie regelrecht von allen Seiten und sie hätte am liebsten größere, schnellere Schritte gemacht oder wäre auf die Knie gesunken und auf dem Boden weitergekrochen. Hauptsache, etwas gab ihr wieder Halt.

      Mit einem entschlossenen Seufzen steuerte Miranda auf den Frühstückssalon im hinteren Teil des Hauses zu. In den anderen Zimmern gab es wahrscheinlich auch Streichhölzer, aber sie hatte keine Ahnung, wo das Personal diese aufbewahrte.

      Das war der Fluch eines effizienten Haushalts.

      Sie kam nur langsam voran. Eine Hand strich über die Erhebungen und Vertiefungen der Prägetapete, die andere hatte sie suchend ausgestreckt, um etwaige Hindernisse frühzeitig zu bemerken.

      Miranda schürzte die Lippen und begann zu pfeifen. Ein Stallknecht hatte ihr als Kind das Pfeifen beigebracht, aber sie hatte nie Gelegenheit gehabt, es zu üben, da ihre Mutter es kategorisch verboten und für ungesund erklärt hatte. Die Töne, die aus ihrem Mund kamen, klangen weniger wie eine Melodie sondern vielmehr wie eine willkürliche Wiederholung von drei Noten. Aber alles war besser als die Totenstille des schlafenden Hauses.

      Als sie tastend um die Ecke bog, sah sie einen kleinen Lichtschein, der aus der Bibliothek in den Flur fiel und in der Dunkelheit tanzte. Ihre Erleichterung wich schnell einer großen Neugier. Wer war außer ihr noch wach? Georgina hatte sich bestimmt in ihr Zimmer zurückgezogen, wo sie ihrer Zofe von ihrem herrlichen Abend erzählen konnte. Aber ihre Schwester hatte sich ohnehin nie sehr für die Bibliothek interessiert.

      Obwohl die Tür nur leicht angelehnt war und das Licht in die andere Richtung fiel, konnte Miranda genug sehen, um sich selbstsicher durch den Korridor zu bewegen. Sie schob die Tür ganz auf und erwartete, Griffith anzutreffen, der irgendein Buch suchte, das er für eines seiner Projekte brauchte.

      Doch statt auf Griffith stieß sie nur auf seine Stiefel – vielmehr einen ganzen Berg von seinen Stiefeln –, die auf dem Fußboden vor dem Sofa lagen. Griffiths neuer Kammerdiener saß auf dem Sitzmöbel. Auf seinem Schoß hatte er einen Stiefel ihres Bruders, vor ihm auf dem Tisch lag ein aufgeschlagenes Buch.

      „Marlow?“

      Er riss seinen Blick von dem Buch

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