Wie künstlich ist Intelligenz?. Andreas Eschbach

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Wie künstlich ist Intelligenz? - Andreas Eschbach

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Haaren.

      Tammy hatte ihre Fassung wiedergefunden, zeigte wieder ihre übliche, leicht hochnäsige und überaus distinguierte Haltung. Die Alan anzog wie verrückt und zugleich schier wahnsinnig machte.

      »Rasend interessanter Vorschlag«, sagte sie. »Aber wir vier gehen am Freitag schon in den … Na, wie heißt er noch mal? Viel Krach und Katastrophe, und die Welt geht unter?«

      »Ich weiß, welchen Film du meinst«, erwiderte Alan milde enttäuscht, kam aber gerade auch nicht auf den Titel.

      »Er kann doch mitkommen«, schlug das Fotomodell vor. »Dann hättest du jemand, mit dem du Computerslang reden kannst, wenn’s dich überkommt.«

      »Ein Date mit Anstandsdamen«, kicherte die Blonde.

      »Ja, warum nicht?«, meinte Tammy zu Alans Überraschung. »Falls du keine Angst hast, der Hahn im Korb zu sein …?«

      Alan sah sie an. Er hatte nicht damit gerechnet, mit seiner Frage mehr zu erreichen, als sie zu belustigen, und eigentlich hatte er auch absolut keine Zeit, ins Kino zu gehen, aber … Aber jetzt konnte er natürlich nicht mehr zurück.

      »Kein Problem«, sagte er also tapfer.

      »Aber nicht, dass er uns irgendwas in die Cola mischt, das uns außer Gefecht setzt«, sagte die Brünette und schnupperte demonstrativ an ihrem Becher. »Ich hoffe doch, da hinten gibt es ein Sicherheitssystem, das so was verhindert?«

      Auf Tammys ebenmäßigem Gesicht erschien ein wunderbar feines, höchst amüsiertes Lächeln. »Paige, das hätte keinen Zweck«, meinte sie. »Alan knackt jedes Sicherheitssystem.«

      Dann sah sie ihn an und nickte hoheitsvoll. »Also gut. Freitag. Wir holen dich um sieben Uhr am Institut ab, okay?«

      »Okay«, sagte Alan und konnte es immer noch nicht fassen. »Freitagabend um sieben.« Er deutete nach hinten. »Ich muss wieder. Ihr kennt ja den Slogan. Feed the world. Und jemand muss es schließlich tun. Lasst’s euch schmecken!«

      »Danke für die Desserts«, zwitscherte die Blonde.

      »Das hat aber lang gedauert«, maulte Joey, als Alan zurück in den hinteren Bereich kam.

      »Dafür sind die vier Kundinnen jetzt wieder völlig versöhnt«, gab Alan zurück. »Da musste ich schon ein bisschen meinen Charme spielen lassen.«

      »Hmm«, machte Joey, sagte aber nichts mehr.

      Alan ging an seinen Grill und kratzte ihn sauber, während das Gespräch von gerade eben in seinem Kopf noch einmal ablief wie eine heimlich mitgeschnittene Aufnahme.

      Alan knackt jedes Sicherheitssystem, hatte Tammy gesagt.

      Also hatte sie ihn doch schon wahrgenommen, wenn sie das über ihn dachte! Und immer nur so getan, als wisse sie grade mal seinen Namen!

      Mädchen!

      Er spähte auf den nächsten Zettel an seinem Klemmbord. Zwei Doppel-Cheeseburger. Okay. Er warf vier Pattys auf den Grill, legte zwei noch eingepackte Scheiben Schmelzkäse bereit …

      Alan knackt jedes Sicherheitssystem.

      Er hielt inne, starrte auf die glühend heiße Fläche des elektrischen Grills und merkte gerade noch rechtzeitig, dass er fast dabei war, die Pattys zu verbrennen.

      Alan knackt jedes Sicherheitssystem.

      In Windeseile machte er die Cheeseburger fertig, dann wischte er sich die Finger ab, so gut es ging, holte sein Handy aus der Tasche und tippte Rob hastig eine Mitteilung: Um 11 p.m. Im Labor. Ich hab DIE Idee!

      Rob war leicht angesäuert. »Ich wollte heute mal früher schlafen gehen.«

      »Schlaf wird überschätzt«, erwiderte Alan, während er sich aus seiner Jacke schälte und sich eine lange, heiße Dusche wünschte, um den Bratfettgestank loszuwerden.

      »Nun spuck’s schon aus«, grummelte Rob und machte sich über einen der drei Burger her, die Alan mitgebracht hatte. »Deine Idee.«

      Alan legte die Hände zusammen. »Unser Ansatz ist zu langweilig. Eine KI, die Computersysteme analysiert und bewertet und Schwachstellen auflistet – das ist nützlich, aber ungefähr so nerdy wie die Big Bang Theory

      »Mmh.« Rob nickte kauend. »Keine Chance bei der Jury. Von denen hat niemand je Big Bang Theory gesehen. Jede Wette.«

      »Wir können aber auch nicht mehr von vorne anfangen, dafür reicht die Zeit nicht«, fuhr Alan fort. »Wenn wir jetzt auch noch, was weiß ich, Mustererkennung und Bildanalyse und so weiter dazu nehmen, sind wir in fünf Jahren noch nicht fertig.«

      »Meine Rede.« Rob deutete auf die anderen beiden Burger. »Isst du die nicht?«

      »Hab schon. Greif ruhig zu.«

      Rob griff zu. »Die sind echt nicht übel.«

      Alan bahnte sich zwischen Stapeln leerer Pizzakartons, von Büchern, die er längst hätte zurückgeben müssen, und von Kopien, die er längst hätte lesen sollen, einen Weg ans Fenster. »Wir haben unsere KI darauf trainiert, Computersysteme zu analysieren«, resümierte er. »Das haben wir gemacht, weil wir den Vorteil ausnutzen wollten, dass wir es mit einer komplett definierten Umgebung zu tun haben. Tammy und Martha gehen auf die real world los – das heißt, sie müssen sich mit Problemen herumschlagen wie, was sie machen, wenn ihre Bilderkennung ein Karo mit einem Herz verwechselt, oder wenn sie gar nichts erkennt, weil jemand ungewöhnliche Spielkarten verwendet, und so weiter. Die Probleme haben wir nicht, weil es für unsere KI nur andere Computer gibt, Server, Leitungen, Endgeräte und so weiter. Es ist eine komplexe Welt, aber die Anzahl der verschiedenen Elemente ist überschaubar, und jeder Zustand ist definiert.«

      »Wie beim Schach«, warf Rob kauend ein. »War mein Argument. Wie du dich erinnerst.«

      »Genau. Die von Google haben ihrem Alpha Zero nur die Regeln für Schach beigebracht und ihn dann gegen sich selbst spielen lassen. Und nach vier Stunden … nach vier Stunden! … war die KI besser als der beste bisherige Schachcomputer. Der sowieso schon besser war als der beste menschliche Schachspieler.«

      Rob griff nach dem dritten Burger. Wenn er mal Hunger hatte, dann richtig. »Ich merke, du übst schon für den Vortrag vor der Jury.«

      »Im Moment denke ich nur laut nach. Und ich denke, wir können zwar unsere KI nicht mehr umtrainieren, damit sie was ganz anderes macht, aber wir können sie so umbiegen, dass sie was Knalligeres macht. Sagen wir, etwas Hollywoodreifes.« Alan breitete die Hände aus. »Und – was machen die in Hollywood gern mit Computersystemen …?«

      »Uh-oh«, machte Rob. »Alan! Das ist die Idee …!«

      Alan grinste. »Und wenn man’s genau nimmt«, sagte er, »war es sogar Tammys Idee!«

      Im Grunde hatte die Idee nahe gelegen: Ihre KI war darauf trainiert, Schwachstellen in Computersystemen zu finden – alles, was noch fehlte, war, ihr als Optimierungsziel vorzugeben, diese Schwachstellen auch auszunutzen. Oder, wie es Hollywoodfilme nannten: sie zu hacken.

      Das war in gewisser

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