Wie künstlich ist Intelligenz?. Andreas Eschbach

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Wie künstlich ist Intelligenz? - Andreas Eschbach

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Text. Sie beugten sich darüber und lasen die Namen von Servern und ihren Standorten, überall auf der Welt. Russische Server. Chinesische Server. Server der NSA, der CIA, des Pentagon. Server großer Konzerne, darunter die Server der Kreditkartenunternehmen. Alle fortlaufend durchnummeriert, und die Nummern waren schon sechsstellig.

      Und hinter jedem Namen stand: Zugang verschafft.

      »Uh-oh«, machte Rob.

      »Sag, dass ich das nur träume«, keuchte Alan. NSA! Zugang verschafft um 10:43:23 p.m.!

      Googles Alpha Zero hatte vier Stunden gebraucht, um der beste Schachspieler aller Zeiten zu werden. Ihr Programm hatte weniger Zeit gebraucht, um der beste Hacker aller Zeiten zu werden!

      Was immer das über den Zustand der Sicherungssysteme in aller Welt aussagte.

      »Auf jeden Fall hat es funktioniert«, sagte Rob bemüht munter.

      »Sieht eher aus, als hätte es zu gut funktioniert.« Alan fuhr sich unwillkürlich mit beiden Händen durch die Haare. »Rob – das Programm hat in jedem dieser Server praktisch unsere verdammte Visitenkarte hinterlassen! Wenn auch nur einer von denen zwei und zwei zusammenzählt, dann sind die uns schon auf der Spur! Oder?« Er sah sich nach Tammy um.

      Die war ein paar Schritte rückwärtsgegangen. »Jungs«, sagte sie, »ich glaube, ihr ruft jetzt besser eure Anwälte an. Und ich … Ich war nie hier.«

      Damit ging sie.

      »Was können die uns schon tun?«, argumentierte Rob. »Ich meine, NSA, CIA, Pentagon … das sind die größten Cracks in Sachen Computersicherheit, Verschlüsselung und so weiter, oder? Wenn die sich von zwei Studenten hacken lassen, dann sind die doch quasi selber schuld, würde ich sagen!«

      Alan lag wie erschlagen in seinem Sessel, starrte die Liste an, die immer noch länger wurde …

       130.981 – TUI Zentrales Buchungssystem

       130.982 – NASA Back-up Server

       130.983 – Rechenzentrum des Europäischen Parlaments

       130.984 – Interpol

       130.985 – Server Central Disease Control

      … und sah sein Leben in die Brüche gehen.

      »Es spielt keine Rolle, was du sagst, Rob«, stöhnte er. »Es kommt nur drauf an, was die sagen!«

      »Wieso? Wir tun denen doch einen Gefallen! Wir zeigen ihnen, dass ihre Systeme verwundbar sind. Wenn wir die Logs auswerten, das neuronale Netz rückübersetzen, dann kriegen wir vielleicht auch raus, wie …«

      »Die werden uns einsperren. Vielleicht nicht in ein Gefängnis, aber ganz bestimmt in eine geheime Entwicklungsabteilung, wo wir für den Rest unseres Lebens nichts anderes mehr machen.«

      »Ach was, das ist doch halb so …« Rob hielt inne, ließ die Schultern sinken. »War keine so gute Idee, hmm?«

      »Nein. Keine gute Idee.«

      »Und was machen wir jetzt?«

      Alan merkte, dass er unwillkürlich schon lauschte, ob sich draußen Autos näherten. »Ich weiß es nicht.« Er seufzte. »Tammy hat recht, wir sollten unsere Anwälte anrufen. Ich hab bloß gar keinen. Und erst recht nicht das Geld, einen zu bezahlen.«

      »Geht mir genauso.« Rob sah auf die Uhr, deren düster rot glühende Ziffern zwei Minuten vor Mitternacht anzeigten. »Überhaupt ist Freitagnacht der denkbar schlechteste Zeitpunkt, um einen guten Anwalt zu finden, schätze ich.«

      »Vor allem, wenn man ihm gleich sagen muss, dass man kein Geld hat.«

      »Vor allem dann, ja.«

      Alan fühlte sein Herz rasen. Sein Hemd war schweißnass.

      Ein Fehler. Er hatte einen Fehler gemacht. Es gab Fehler, die konnte man nie wieder gutmachen, und das hier, das war so ein Fehler. Genau so einen Fehler hatte sein Vater gemacht, damals, als er stellvertretender Leiter der örtlichen Bank gewesen war und sich hatte überreden lassen, einen Kredit zu gewähren, einen großen Kredit, den er nicht hätte abzeichnen dürfen – aber es war ein guter Freund gewesen, er hatte mit Engelszungen geredet, ein benachteiligter Freund, der Pech im Leben und eine zweite Chance verdient gehabt hatte …

      Doch so gut die Absichten auch gewesen waren, der Kredit war eben geplatzt, das Geschäft des guten Freundes, der am Ende kein so guter Freund mehr war, pleitegegangen, und Vater hatte seine Stelle verloren, ohne jede Chance, jemals wieder eine gleichwertige zu finden. Denn von da an war er einer gewesen, der Fehler machte, gefährliche Fehler, und so jemandem gab niemand eine zweite Chance. Er hatte sich mit Jobs durchgeschlagen, einer mieser und schlechter bezahlt als der vorige, und so war es mit der Familie Cleveland immer weiter abwärtsgegangen. Sie hatten das Haus aufgeben und in immer schlechtere Wohnungen ziehen müssen, und Verzweiflung war in ihr Leben gekrochen wie der Schimmel, der winters an den Wänden hochstieg …

      Alan ruckte hoch und hieb auf die Taste, die das Programm stoppte. Dann zog er das Netzkabel ab.

      »Es war ein Fehler«, stieß er hervor. »Und wir sind so was von am Arsch, da gibt’s überhaupt keine Worte mehr dafür.«

      Er ließ sich wieder in seinen Sessel fallen. »Warum muss das uns passieren? Wenn es Tammy passiert wäre … die hat einen Anwalt. Ach was, ein Dutzend wahrscheinlich, die auch an Heiligabend angesprungen kämen, wenn Vaters Töchterlein Mist gebaut hat.« Er fuhr sich übers Gesicht. »Immer das Gleiche. Geld regiert die Welt. Und wer keins hat -«

      »Warte mal«, sagte Rob, der auf einmal kerzengerade da saß. »Wer sagt, dass wir keins haben können?« Er wies auf den Computer. »Alan – wir haben eine KI, die in die bestgesicherten Server der Welt eingedrungen ist! Warum sollte die nicht imstande sein, in die blöden Server von Banken zu kommen?«

      Alan sah ihn verständnislos an. »Banken?«

      Rob rollte vor den Computer, holte den Quellcode auf den Schirm, begann zu tippen. »Zuerst muss sie die Server finden und knacken, über die das Internet mit dem Bankennetz verbunden ist. Dann muss sie in deren Rechner rein, und dann …«

      »Rob!«, rief Alan. »Wovon redest du?«

      Rob tippte wie ein Irrer. »Ich bin sicher, du kommst noch drauf.«

      »Willst du die Banken etwa ausrauben?«

      »So kann man’s auch nennen. Ist aber so ein hässliches Wort. Ich würde es gern irgendwie anders nennen, Selbstverteidigung oder so.«

      »Rob. Rob! Das können wir nicht machen.«

      »Oh, im Gegenteil. Und wie wir das können. Wir gehen in alle Konten, die wir finden, und übertragen die Guthaben auf unsere Konten. Über siebzehn Ecken natürlich, einmal rund um die Welt.«

      »Du weißt doch gar nicht, wie das geht, so etwas zu tarnen!«

      »Muss ich auch nicht. Ich muss nur unserer KI klar machen, dass sie’s rausfinden soll.«

      Alan

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