Wie künstlich ist Intelligenz?. Andreas Eschbach

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Wie künstlich ist Intelligenz? - Andreas Eschbach

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gereicht hätte – gaben sie ihrer KI keinerlei Strategien, Tricks oder Kniffe mit, wie man in fremde Server eindrang, sondern überließen es ihr, selber herauszufinden, wie das ging. Was Alpha Zero mit dem Schachspiel geschafft hatte, nämlich, sich alles selber beizubringen, sollte ihr Programm im Hinblick auf das Hacken von Computersystemen auch können.

      Oder es zumindest versuchen.

      »Also, angenommen, es klappt und das Programm kommt in einen Server rein«, überlegte Alan, »dann sollte es auch einen Beweis hinterlassen. Nur eine Logdatei zu führen, in der am Ende steht, ›Ich war drin‹, das ist nicht richtig cool.«

      Sie würden es zuerst auf das Geflecht der Computernetze des MIT ansetzen. Deren Admins kannten sie, die meisten von ihnen zumindest.

      »Spontan hätte ich gesagt, wir kopieren jeweils das Centerfold aus dem PLAYBOY ins Root-Verzeichnis«, sagte Rob. »Aber bei den Architekten sind die Admins Frauen, das käme wahrscheinlich schlecht.«

      »Bei den Sozialwissenschaften auch«, meinte Alan. »Aber die Idee ist gut. Pass auf, wir kopieren das PDF mit der Ausschreibung des Wettbewerbs. Das taugt auch als Beweis viel besser.«

      Trotzdem wurde die Zeit schnell knapp, denn sie mussten ja nicht nur das Programm ändern, sondern auch die Präsentation ganz neu aufziehen, die Schautafeln für den Ausstellungsraum abändern und die Dokumentation überarbeiten: All das musste pünktlich vorliegen, damit ihr Projekt überhaupt für die Auswahl durch die Jury zugelassen wurde. So wirbelten sie am Dienstag bis nachts um zwei, am Mittwoch bis nachts um vier, und am Donnerstag arbeiteten sie durch und genehmigten sich nur am Vormittag zwei Stunden Schlaf. Ihr Labor, ohnehin noch nie ein Tempel der Ordnung und Sauberkeit, verwandelte sich währenddessen immer mehr in eine Art Notunterkunft.

      »Mann, und heute Abend soll ich mit Tammy und ihren Freundinnen ins Kino«, ächzte Alan, als er sich gegen Mittag von dem Matratzenlager in der Ecke hochstemmte. Er schleppte sich zum Waschbecken, um sich mit kaltem Wasser frisch zu machen. »Bestimmt schlaf ich mitten im Film ein.«

      »Sag doch einfach ab«, schlug Rob vor.

      Alan gluckste. »Du spinnst wohl. Einer Tamara Lyman sagt man doch nicht ab!«

      »Also, wenn du mich fragst, lässt man sich mit einer Tamara Lyman erst gar nicht ein«, erwiderte Rob. »Aber was weiß ich schon?«

      »Eben. Was weißt du schon.«

      Immerhin, ein Dutzend Tassen starken Kaffees später war zumindest das Programm fertig.

      »Wie wollen wir sie nennen?«, fragte Rob.

      Alan blinzelte. »Wen?«

      »Na, unsere KI! Sie muss irgendeinen coolen Namen kriegen. Einen, der alle Zeitungen heißmacht, ihn zu drucken.«

      »So was wie Alpha Zero?«

      »Genau.«

      »Hmm«, meinte Alan. »Dann nennen wir sie doch Omega. Alpha und Omega, das passt.«

      »Omega One«, schlug Rob vor.

      »Okay. Omega One.«

      Rob hob den Daumen, trug den Namen ein und verkündete dann: »Omega One ist startklar.« Er ließ den Finger über der Entertaste kreisen. »Willst du noch ein paar salbungsvolle Worte sagen, ehe sie losgeht?«

      Alan schüttelte den Kopf. »Lass das. Nicht jetzt. Wir starten morgen früh in aller Ruhe.«

      Rob verzog enttäuscht das Gesicht. »Haben wir die Zeit?«

      »Wir nehmen sie uns«, sagte Alan. »Jetzt heißt es, volle Konzentration auf das Projekt Tammy One

      Er ignorierte Robs Augenrollen und ging duschen. Er schaffte es sogar, was Frisches anzuziehen, ehe um sieben Uhr abends das Telefon klingelte: Tammy, die in ihrem schicken roten Sportcoupé vorgefahren war und Alan wissen ließ, er müsse ihnen mit dem eigenen Wagen zum Kino folgen, alle vier Plätze seien besetzt.

      »Ich fahr mit«, erklärte Rob kurz entschlossen. »Einer muss ja auf dich aufpassen.«

      Das war Alan gar nicht so unrecht. »Können wir dann vielleicht deinen Wagen nehmen? Ich glaube, ich hab nicht mehr genug Benzin.«

      »Klar, kein Problem.«

      Doch als sie unten waren, fiel Rob ein, dass er noch mal hoch musste, weil er seinen Autoschlüssel nicht dabei hatte. »Flirt’ ein bisschen mit den Mädels«, meinte er. »Ich bin gleich wieder da.«

      Auch das noch. Alan schlenderte zu Tammys Wagen hinüber und fragte, um Zeit zu gewinnen, wieso Martha nicht dabei war.

      »Die nehmen wir nicht mit«, erklärte die Brünette. »Sonst reden Tammy und sie die ganze Zeit nur über Computer.«

      »Martha«, ergänzte die Blonde spöttisch, »ist sowieso eher der Typ, der ins Theater geht.«

      Da tauchte Rob endlich wieder auf, klimperte mit den Schlüsseln seines alten, rostigen Hondas und rief: »Auf zum Weltuntergang!«

      Der Film war … nun ja, im Grunde genau so, wie Tammy ihn angekündigt hatte: Viel Krach und Katastrophe, die Welt ging unter, aber nur fast, denn der Held rettete sie in letzter Minute und kriegte das Mädchen, und alles war gut.

      Alan hingegen kriegte sein Mädchen nicht, denn nach viel Gegacker und Hin und Her kam er am Ende doch nicht neben Tammy zu sitzen, sondern neben der Brünetten, die ihn nicht leiden konnte. Sie hieß Paige und ermahnte ihn gleich zu Beginn, seine Hände bei sich zu behalten, obwohl er weder Annäherungsversuche gemacht hatte noch die Absicht, welche zu unternehmen.

      Seine Laune war entsprechend, als sie wieder herauskamen. Es kostete ihn Mühe, sich nichts anmerken zu lassen. Immerhin, die anderen Mädels waren alle mit ihren Freunden verabredet und hatten es eilig, mit ihnen zu verschwinden. Kurz sah es aus, als würde es darauf hinauslaufen, dass er und Tammy am Schluss allein dastanden und sich überlegen konnten, was sie noch unternehmen wollten …

      Seine Träume zerstoben jäh, als Rob, anstatt sich ebenfalls vornehm zu verdrücken, plötzlich sagte: »Alan – ich glaube, ich muss dir was gestehen.«

      Sie sahen ihn beide verdutzt an, Alan genauso wie Tammy. Er schaute irgendwie bedenklich verlegen drein.

      »Es ist so«, druckste er herum. »Ich hab, bevor wir gegangen sind, das Programm einfach mal gestartet. Als ich noch mal oben war. Weil wir doch so knapp in der Zeit liegen. Und jetzt hab ich ein blödes Gefühl deswegen und würde lieber noch einmal ins Labor zurück.« Er spielte nervös mit dem Autoschlüssel herum. »Ich meine, vielleicht kann Tammy dich ja heimfahren -?«

      »No way«, unterbrach ihn Tammy. »Du hast eine hochkarätige KI vier Stunden lang unbeaufsichtigt rennen lassen? Das will ich sehen.« Sie holte die Schlüssel ihres BMW-Coupés aus der Tasche. »Fahr voraus. Alan und ich folgen dir.«

      Auf den ersten Blick sah alles harmlos aus. Peinlich war nur das Chaos, das Tammy mit anzüglichem Heben der Augenbrauen zur Kenntnis nahm. Auf dem Bildschirm zuckten ein paar Kennzahlen, die Hinweise auf den Zustand der künstlichen Intelligenz gaben.

      »Tja«, meinte Rob verlegen, »ich hab offenbar Gespenster gesehen.«

      Dann

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