Sophienlust Box 15 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Sophienlust Box 15 – Familienroman - Patricia Vandenberg Sophienlust Box

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mit ihr war.

      *

      »Ich bin entsetzlich nervös, Mutti!« Unruhig lief Nick hin und her und zählte schon zum fünften Mal die Kinder. »Es sind alle da!«

      »Ich weiß«, meinte Denise ruhig. »Du bestätigst es mir bereits zum dritten Mal.« Sie war mit ihrer Familie nach Sophienlust gekommen, um selbst die Abfahrt der Kinder zur Kirche zu überwachen.

      »Hoffentlich kommen wir nicht zu spät«, sagte Nick aufgeregt. »Wann findet denn die Trauung statt?«

      »Genau um zehn Uhr«, antwortete Pünktchen, die auf einmal neben ihm stand. »Aber sie würden bestimmt nicht mit der Zeremonie anfangen, bevor wir da sind.«

      Schmunzelnd verfolgte Denise diese Unterhaltung. Sie zeigte ihr, wie sehr sich die Kinder mit »ihrer Frau Doktor« verbunden fühlten. Aber dieses innige Verhältnis beruhte auf Gegenseitigkeit. Anja Karsten hatte es sich von ganzem Herzen gewünscht, alle Kinder von Sophienlust bei ihrer Hochzeit dabeizuhaben. Dabei ging es ihr nicht einmal um eine große pomphafte Hochzeit. Sie wollte nur all die Menschen, die ihr so nahe standen und so viel bedeuteten, an ihrem schönsten Tag in ihrer Nähe wissen. Diesem Wunsch war Denise von Herzen gern nachgekommen, denn sie schätzte Dr. Anja Karsten als Mensch und als Ärztin ganz außerordentlich.

      Als die Busse vorfuhren, begannen die Kinder einzusteigen. Dabei zählte Nick sie zum letzten Mal. Als seine Rechnung stimmte, stieg er aufatmend hinter Pünktchen als Letzter ein.

      Denise und Alexander folgten den Bussen im Personenwagen. Erschrocken zuckte Denise zusammen, als plötzlich Nicks ganzer Oberkörper aus einem Busfenster herausragte.

      Sofort tastete Alexander nach der Hand seiner Frau und beruhigte sie. »Er hat nur Andreas Wagen vor dem ersten Bus entdeckt«, erklärte er Nicks ungewöhnliches Manöver.

      Die Trauung fand in der Dorfkirche von Wildmoos statt. So hatten Anja und Stefan es sich gewünscht. Es entsprach ihrem Wunsch nach einer schlichten, aber stimmugsvollen Feier.

      Da der Ort sehr klein und Dr. Anja Karsten auch für die Dorfbewohner eine Persönlichkeit war, hatten sich nicht nur die Kinder und Bewohner von Sophienlust, sondern auch der größte Teil der Dorfbewohner vor der Kirche eingefunden, um als Gratulanten oder Zuschauer an der Hochzeit teilzunehmen.

      Anja Karsten und Stefan Frey waren bereits da, als die Kinder von Sophienlust und die Familien von Schoenecker und von Lehn vor der Kirche eintrafen. Vorübergehend entstand ein verwirrendes Durcheinander. Von der Feierlichkeit der Stunde erfüllt, wollte jedes einzelne Kind der geliebten Frau Doktor und deren Bräutigam gratulieren, wobei besonders die Kleineren vor Aufregung fast kein Wort hervorbrachten.

      Doch die junge Ärztin hatte Verständnis für das Lampenfieber ihrer Schützlinge. Sie dankte allen mit der gleichen Herzlichkeit, sodass jeder Bub und jedes Mädchen das Gefühl hatte, Anja Karsten habe auf diesen speziellen Glückwunsch besonderen Wert gelegt. Sie trug das mattschimmernde blonde Haar in einer kunstvollen Hochfrisur. Ihre dunkelbraunen Augen leuchteten in ernster Feierlichkeit.

      Da Anja Karsten von den Kindern geradezu belagert war, gelang es Denise und ihrem Mann erst nach einigen Minuten, zu ihr durchzudringen und sie zu begrüßen. Ihr Glückwunsch fiel besonders innig aus.

      Die Ärztin dankte ihr in schlichten Worten. Die kleine Felicitas aber stand neben ihr und strahlte, als sei das alles ihr Verdienst. Wenn sie zu ihrer schönen Mutti aufblickte, dann war sie besonders stolz. Sie ist so wunderschön wie eine Märchenprinzessin, dachte sie. Und alle, alle haben sie lieb. Am meisten aber Papi und ich.

      Verstohlen schob Felicitas ihre Finger unter die Hand des Vaters. »Wann heiraten wir denn nun, Papi?«, fragte sie flüsternd.

      Lächelnd strich Stefan ihr über das seidige braune Haar. Er allein wusste, wie sehr sich das Kind nach Mutterliebe gesehnt hatte. Doch plötzlich hielt er in Gedanken inne. Wusste wirklich nur er selbst es? Ein Blick in die ernsten Augen seiner Braut überzeugte ihn vom Gegenteil. Anja wusste es besser als er. Mit ihrer unendlichen Liebe und ihrem Verständnis hatte sie ihm und seiner Tochter den Weg in eine glückliche Zukunft gewiesen. Ihr verdankte er alles.

      Als die nahe Turmuhr zehnmal schlug, schreckte er aus seinen Gedanken auf. »Jetzt wird geheiratet!«, rief Felicitas erleichtert aus.

      Die Kinder von Sophienlust hatten sich schon feierlich hinter dem Brautpaar aufgestellt. Anja und Stefan schauten sich an. Als sie in ihren Blicken ihre Gefühle bestätigt fanden, betraten sie Arm in Arm die Dorfkirche.

      Es wurde eine schlichte, aber sehr feierliche Trauung. In vielen Kinderaugen blinkten vor Rührung Tränen, als Anja und Stefan sich das Jawort gaben.

      Es war so still in der kleinen, aber mit Menschen gefüllten Kirche, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören. Deshalb hörte fast jeder das erleichterte Aufatmen der kleinen Felicitas, als Stefan seiner Frau den Goldreif an den Finger schob. Zwei dicke runde Tränen kullerten dem Mädchen über die geröteten Wangen. Mit leuchtenden Augen schaute Felicitas zu Anja auf. Jetzt kann sie mir niemand mehr nehmen, dachte sie.

      Das Hochzeitsmahl wurde auf Sophienlust eingenommen. Denise hatte eine große Tafel im Park aufstellen und feierlich schmücken lassen. In dem kühlen Schatten der großen alten Bäume nahmen die Hochzeitsgäste Platz.

      Bevor das Mahl begann, hielt Stefan Frey eine kurze Ansprache. Mit einfachen, aber zu Herzen gehenden Worten wandte er sich an Denise und ihre Familie sowie an alle Bewohner von Sophienlust. Er bedankte sich für alles, was sie für ihn und seine Tochter getan hatten. Aber die letzten und wärmsten Worte des Dankes galten seiner Frau Anja. Jeder der Anwesenden fand das richtig. Denn in ihrer Erinnerung tauchte noch einmal der Tag auf, an dem der kleine Wastl die kleine Felicitas nach Sophienlust gebracht hatte.

      Auch in Anjas und Stefans Gedanken tauchte die Vergangenheit wie ein Blitzlicht auf, als sie mit allen anderen die Gläser hoben, um auf ihr Glück anzustoßen.

      Nach dem Mittagsmahl, das einem Fürstenhof alle Ehre gemacht hätte, erhoben sich die kleineren Kinder, um im Park zu spielen. Ihnen fehlte noch die Geduld, stundenlang am Tisch auszuharren.

      Um die Kleinen nicht ohne Aufsicht zu lassen, standen auch einige ältere Kinder, unter ihnen Nick, auf. Nur die Erwachsenen blieben beieinander sitzen. Sie sprachen über die Zukunft, die sich nun strahlend vor dem glücklichen Paar ausbreitete.

      Nick hatte sich etwas ausgedacht, auf dessen Ausführung die gesamte Kinderschar von Sophienlust gespannt wartete. Einem alten Brauch folgend, wollte er gemeinsam mit seiner Schwester Andrea und seinem Bruder Sascha die Braut entführen. Andreas Mann Hans-Joachim war eingeweiht, sollte aber an der Tafel bei den anderen Gästen sitzen bleiben, um sie abzulenken.

      Auch das Brautpaar war natürlich eingeweiht, um keine unnötigen Spannungen aufkommen zu lassen. Nur eines wusste der Bräutigam nicht, wohin der Entführertrupp, dem außer den drei Geschwistern die Hälfte aller Kinder angehörte, die Braut bringen würde. Stefan, dem Nicks Idee ganz besonders gefallen hatte, überlegte bereits während des Essens, an welchen Plätzen er seine Frau suchen würde.

      Für den Fall, dass er den Ort des Versteckens nicht finden würde, war Dr. Hans-Joachim von Lehn beauftragt, dem Bräutigam einen Tip zu geben.

      »Wann ist es denn nun endlich so weit, Nick?«, überfielen die Eingweihten den Jungen, als er im Park zu ihnen stieß. Sie fieberten dem Moment buchstäblich entgegen.

      Nick hob beruhigend die Hände. »Nicht so hastig! Wir müssen den richtigen Moment abpassen.

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