Sophienlust Box 15 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Sophienlust Box 15 – Familienroman - Patricia Vandenberg Sophienlust Box

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Menschenkenntnis erfasste Denise sofort, dass Corinna Saller sich ihrer äußeren Reize nicht bewusst war.

      »Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, Frau von Schoenecker, dass ich Sie einfach mit einem Anliegen überfalle«, entschuldigte sich die Besucherin.

      Denise lächelte gewinnend. »Ich freue mich darüber, Frau Saller. Denn es ist der Sinn und Zweck von Sophienlust, zu helfen. Darf ich Sie nun bitten, mir zu sagen, wie wir Ihnen helfen können?«

      Damit war es Denise gelungen, der jungen Frau das Sprechen zu erleichtern. Ein wenig aufgeschlossener berichtete Corinna nun von ihrem Töchterchen Bärbel, mit dem sie seit dem Tod ihres Mannes allein lebte. »Fred ist bei einer Bergtour in den Dolomiten abgestürzt«, fügte sie leise hinzu.

      Denise hörte aus der kurzen Einleitung zweierlei heraus. Dass Corinna ihren Mann sehr geliebt haben musste und dass ihr die kleine Bärbel sehr viel bedeutete.

      »Bisher habe ich mich nie von Bärbel getrennt«, fuhr Corinna fort. »Erst in den letzten Wochen ist in mir der Plan eines Urlaubs in den Dolomiten gereift. Da ich mit diesem Urlaub mehrere große Bergtouren verbinden will, kann ich Bärbel nicht mitnehmen.«

      Denise nickte verständnisvoll. Es war ihr nun klar, mit welchem Anliegen Corinna Saller gekommen war. Sie hatte sich innerlich bereits entschieden, der jungen Frau zu helfen. Doch vorher wollte sie noch etwas mehr über sie erfahren. »Aus Ihren Worten schließe ich, dass Sie eine routinierte Bergsteigerin sind, Frau Saller«, meinte Denise.

      Corinna nickte lebhaft. »Mein Mann und ich verbrachten unseren Urlaub jedes Jahr in den Bergen. Seine letzte große Tour unternahm er allein. Dabei ist er dann abgestürzt.« Ihre Stimme war zu einem Flüstern abgesunken. Sie senkte den Kopf.

      Denise wollte noch etwas fragen. Doch Corinna hatte diese Frage durch ihr Verhalten eigentlich schon beantwortet. Denise war fast sicher, dass es Corinna Saller zu dem Platz zog, an dem ihr Mann tödlich verunglückt war. Als Corinna jetzt aufschaute und eine Frage stellen wollte, kam Denise ihr zuvor. »Ich bin gern bereit, Ihre kleine Bärbel für die Dauer Ihres Urlaubes in Sophienlust aufzunehmen«, erklärte sie freundlich und sah, dass die junge Frau erleichtert aufatmete.

      »Oh, ich bin Ihnen ja so dankbar. Ich habe sonst niemanden, bei dem ich Bärbel unterbringen könnte.«

      »Ich kann Ihre Situation verstehen«, meinte Denise verhalten, wobei ihre Gedanken zurück zu der Zeit wanderten, da auch sie einmal ganz allein mit ihrem Sohn Dominik gewesen war. »Bringen Sie die kleine Bärbel ruhig zu uns. Sie wird bei den anderen Kindern schnell Anschluss finden und sich wohlfühlen.« Zugleich fragte sie sich besorgt, ob die junge Frau vorhabe, allein in den Dolomiten herumzuklettern.

      »Ich werde nicht allein in die Dolomiten fahren«, sagte Corinna da, als habe sie Denises Gedanken erraten. »Der beste Freund meines Mannes wird mich begleiten.«

      »Das beruhigt mich etwas«, entgegnete Denise lächelnd. »Ich hatte schon befürchtet, Sie wollten ganz allein irgendwelche schwierigen Bergtouren unternehmen.«

      »O nein, das wäre viel zu gefährlich«, erwiderte Corinna lebhaft und schilderte Denise, welche Gefahren in den Bergen lauern konnten. Aber nicht nur die Gefahren beschrieb sie, sondern auch die seltsame und beeindruckende Schönheit dieses stolzen Bergriesen. Jedes einzelne Wort verriet dabei, wie sehr sie diese Welt liebte.

      Auf eigenartige Weise beeindruckt, verabschiedete sich Denise schließlich von Corinna. Die beiden Frauen hatten vereinbart, dass Corinna ihre vierjährige Tochter bereits in zwei Tagen nach Sophienlust bringen sollte.

      Denise begleitete Corinna bis zu ihrem kleinen Personenwagen. Dabei wurde sie von Nick beobachtet. Wer kann die fremde Frau sein?, fragte sich der Junge. Er kannte sie nicht. Neugierig lief er zu seiner Mutter, sobald sie allein war. »Du bist ja so nachdenklich, Mutti?«, begann er diplomatisch.

      Denise schmunzelte. »Sag mir doch lieber gleich, dass du wissen möchtest, wer die Dame war.«

      Nick atmete erleichtert auf. »Ja, Mutti, das möchte ich gern wissen. Bringt sie uns ein Kind?«

      »Ja, ihre kleine Tochter Bärbel. Sie wird vier Wochen bei uns bleiben. So lange wird Frau Saller in Urlaub fahren, und zwar zum Bergsteigen in die Dolomiten.«

      »Ach so«, meinte Nick. »Ich wollte gerade sagen, dass es ein bisschen komisch ist, wenn eine Mutter in Urlaub fährt und ihr Kind nicht mitnimmt.«

      Denise, die die eigenartigen Ansichten ihres Sohnes in dieser Hinsicht kannte, verteidigte Corinna. »Wenn sie zum Bergsteigen geht, kann sie ihre vierjährige Tochter wirklich nicht mitnehmen.«

      »Na ja, das ist auch das Einzige, was sie entschuldigt.«

      »Aber, Nick«, wunderte sich Denise. »Seit wann bist du gar so streng?«

      »Weil die armen Kinder immer die Leidtragenden sind«, schimpfte er. »Da streiten sich die Eltern, gehen auseinander oder lassen sich scheiden. Und wer leidet darunter? Die Kinder!«

      »Das war ja eine richtige kleine Moralpredigt, die du mir da gehalten hast, Nick!« Es sollte scherzhaft klingen, doch Denises Augen blieben ernst dabei. »Ich glaube jedoch, dass der Fall von Frau Saller ein wenig anders liegt«, fuhr sie fort. »Sie hat ihr Töchterchen sehr lieb und sich nur schwer entschlossen, die kleine Bärbel vier Wochen allein zu lassen. Aber ihr Mann ist beim Bergsteigen in den Dolomiten abgestürzt. Darunter leidet sie heute noch, und deshalb zieht es sie wahrscheinlich wieder dorthin.«

      Nick war bereits vernünftig genug, um derartige seelische Konflikte zu verstehen. Denn Denise hatte es sich schon lange zur Gewohnheit gemacht, ganz offen mit ihrem Sohn über alles zu sprechen.

      *

      Zwei Tage später fuhr ein Personenwagen mit einem etwa zweiunddreißigjährigen Mann, einer jungen Frau und einem Kind in den Hof von Sophienlust ein.

      Nick, der sich an diesem Vormittag absichtlich im Haus aufhielt, benachrichtigte schnell seine Mutti. »Sie ist da, Mutti!«

      Denise war so in ihre Post vertieft, dass sie einen Moment lang nicht wusste, wovon Nick sprach.

      »Ich meine die kleine Bärbel«, erklärte Nick ungeduldig.

      »Ach ja!« Denise erhob sich rasch und ging zur Haustür, um Corinna Saller zu empfangen.

      Corinna war bereits ausgestiegen und kam nun an der Seite eines sehr sportlich und zuverlässig wirkenden Mannes auf das Haus zu. An der Hand führte sie ein hübsches kleines Mädchen mit langen blonden Locken.

      Denise begrüßte die junge Frau herzlich und wandte sich dann sofort an das Mädchen.

      »Du bist also die Bärbel. Es wird dir bestimmt bei uns gefallen.« Sie reichte dem kleinen Mädchen lächelnd die Hand, das auch tatsächlich für einen Moment seine Schüchternheit vergaß und zurücklächelte.

      Seltsam blass war das niedliche Gesichtchen. Denise nahm sich vor, Corinna zu fragen, ob die Kleine immer so angegriffen aussah. Doch vorerst wandte sie sich an den begleitenden Herrn, den Corinna als Jochen Rauscher vorstellte. Er war Denise auf Anhieb sympathisch, sodass sie ihn dementsprechend begrüßte.

      Im gleichen Moment trat Nick zu ihnen. Denise stellte ihren Sohn vor. Artig verbeugte er sich zuerst vor Corinna und dann vor Jochen Rauscher. Mit dem ihm eigenen Charme wandte er sich danach an die kleine Bärbel, die ihm auch sofort zutraulich ihr Händchen

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