Sophienlust Box 15 – Familienroman. Patricia Vandenberg
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Sophienlust Box 15 – Familienroman - Patricia Vandenberg страница 7
»Weil die arme Bärbel krank ist«, schluchzte Heidi auf.
»Deshalb brauchst du doch nicht zu weinen«, tröstete Schwester Regine und blickte in die Runde. »Bärbel hat sich wahrscheinlich nur erkältet und wird in ein paar Tagen wieder mit euch spielen.«
Jeder glaubte ihren Worten, sodass die Kinder sich beruhigt zerstreuten. Nur Pünktchen und Heidi blieben da. Auch Vicky glaubte nicht so ganz an die harmlose Erkältung. Wenn es so war, warum sollte dann sofort Frau Dr. Frey kommen?
Doch schließlich nahm Vicky Pünktchen beim Arm und zog sie mit sich fort.
Nur Heidi wollte unbedingt Bärbel sehen, aber das konnte Schwester Regine leider nicht erlauben. Im Moment war sie die einzige, die wusste, dass Bärbel nicht nur eine Erkältung hatte. Sie vermutete eine weit schlimmere Krankheit, aber die Diagnose würde Frau Dr. Frey stellen. Hoffentlich war ihre Angst grundlos.
»Geh mit den anderen spielen, Heidi. Bärbel schläft jetzt und braucht sehr viel Ruhe.«
Da trottete auch die Kleine endlich davon, doch ihr Blick wanderte immer wieder zurück zu der verschlossenen Zimmertür, hinter der Bärbel lag.
»Komm, Heidi, wir gehen zu den Ponyweiden, um Nick dort zu treffen!« Vicky streckte der Kleinen ihre Hand hin.
Schwester Regine kam gerade dazu, als Frau Rennert zum zweiten Mal Frau Dr. Frey anrief. Beim ersten Anruf hatte sie Anja Frey nicht erreicht. Schwester Regine übernahm den Hörer und schilderte der Ärztin die Anzeichen von Bärbels Krankheit. Wie sie nicht anders erwartet hatte, reagierte Dr. Anja Frey alarmiert. »Ich komme sofort nach Sophienlust«, versprach sie und hängte ein.
Zwanzig Minuten später betrat die Ärztin das Herrenhaus von Sophienlust. Da die Kinder alle zu den Ponyweiden gegangen waren, war keines im Haus, als sie mit äußerst besorgtem Ausdruck durch die Gänge von Sophienlust hastete. Schwester Regine folgte ihr auf dem Fuß.
»Soll ich Frau von Schoenecker benachrichtigen?«, hatte Frau Rennert gefragt.
Doch Dr. Frey hatte den Kopf geschüttelt. »Wir wollen sie nicht unnötig ängstigen. Wenn ich mir Bärbel angesehen habe, ist immer noch Zeit, sie zu informieren.« Dabei dachte sie, hoffentlich trifft das, was ich nach Schwester Regines Schilderung vermute, nicht zu.
Dann waren sie bei Bärbels Zimmer angelangt und traten ein. Mit hochrotem Kopf und schweratmend lag das Kind im Bett. Auch Dr. Anja Frey fiel augenblicklich die seltsame steife Lage auf. Sie blickte Schwester Regine an, ohne ein Wort zu sagen. Aber ihr Blick war Bestätigung genug.
Sie legte die Arzttasche beiseite und setzte sich zu dem Mädchen ans Bett. Erst in diesem Moment schlug Bärbel die Augen auf.
Jetzt war es noch nicht die Ärztin, sondern einfach die Frau, beherrscht von warmen, mütterlichen Gefühlen, die beruhigend auf das Kind einredete.
»Du musst nicht traurig sein, Bärbel«, sagte Anja Frey. »Momentan hast du große Schmerzen, aber das wird bald wieder vorbei sein.« Sie legte ihre kühle Hand auf die heiße Stirn der Kleinen und setzte dann ein Glas mit echtem Himbeersaft, das Schwester Regine gebracht hatte, an die ausgetrockneten Lippen des Kindes.
Erst danach bgann sie die Untersuchung. Sie untersuchte gründlich. Fast eine Stunde lang hielt sie sich allein in Bärbels Zimmer auf. In dieser Zeit erbrach sich das Mädchen zweimal. Dr. Anja Frey wollte es im allerersten Moment des Begreifens nicht wahrhaben und untersuchte das Kind sofort noch einmal genauso gründlich. Doch die Diagnose blieb die gleiche.
Die Ärztin spürte, wie ein unheimliches Zittern durch ihren Körper lief. Es war das Erkennen einer schrecklichen Wahrheit. Das Erbrechen, die Nackensteife und das hohe Fieber deuteten auf eine der gefährlichsten Krankheiten hin, eine Krankheit, die gefährlich und ansteckend war. Es war Hirnhautentzündung.
Einen Moment schloss Anja Frey erschöpft die Augen. Aber es war keine körperliche Erschöpfung, sondern die Erkenntnis der gefährlichen Situation, in der sich dieses arme Kind befand. Und natürlich ganz Sophienlust.
Sie flößte dem Kind ein schmerzlinderndes Mittel ein, bevor sie das Zimmer verließ. Schwester Regine wartete auf einem Stuhl im Korridor. Sie erschrak, als sie Dr. Freys Gesichtsausdruck sah. »Oh, mein Gott«, murmelte sie unwillkürlich. Aber sie stellte keine Frage.
»Bitte, benachrichtigen Sie sofort Frau von Schoenecker«, bat die Ärztin leise. »Bärbel muss sofort isoliert werden. Niemand darf zu ihr.«
Schwester Regine nahm die Anordnung nickend zur Kenntnis. Dann blickte sie der Ärztin in die Augen. Anja Frey erwiderte diesen Blick sekundenlang. Dann öffnete sie den Mund und sagte wie unter einer Zentnerlast: »Das Kind hat Hirnhautentzündung.«
Sie sah das Erschrecken und auch die Angst auf dem Gesicht der Kinderschwester und drückte sie behutsam zurück auf den Stuhl, auf dem sie eben gesessen hatte. »Ich informiere Frau von Schoenecker selbst. Geben Sie Acht, dass niemand das Zimmer des Kindes betritt.«
Schwester Regine nickte nur. Sie war nicht fähig, einen Ton hervorzubringen. Sie presste ihre Fingernägel in das Fleisch des Handballens, dass er dort dunkelblaue Male hinterließ.
Als Anja Frey die große Halle von Sophienlust betrat, hörte sie vor dem Haus einen Wagen vorfahren. Gleichzeitig trat Frau Rennert ein und berichtete ahnungslos: »Frau von Schoenecker ist soeben gekommen.« Erst dann schaute sie die junge Ärztin genauer an und begriff, dass etwas Furchtbares geschehen sein musste. Doch genau wie Schwester Regine wagte sie nicht zu fragen.
»Ich möchte, dass Sie bei dem Gespräch, das ich mit Frau von Schoenecker nun führen werde, anwesend sind«, sagte Frau Dr. Frey zu Frau Rennert.
Die ältere Frau nickte.
Dann betrat Denise ahnungslos die Halle. Doch schon der erste Blick auf die Ärztin sagte ihr, dass etwas passiert sein musste. Ohne eine Frage zu stellen, begrüßte sie Dr. Anja Frey und bat sie sowie Frau Rennert in ihr Büro.
Erst hier, hinter geschlossenen Türen, begann die Ärztin zu sprechen. Sie schilderte Bärbels Zustand und gab erst am Schluss ihrer Beschreibung die furchtbare Diagnose preis.
Dumpfes Schweigen folgte ihrer Erklärung. Denise, die das ganze tragische Ausmaß dieses einen Wortes begriff, hatte sekundenlang das Gefühl, ersticken zu müssen. Sie presste die Hand auf die Brust und holte tief Luft. »Ich habe zwar nur eine laienhafte Kenntnis von diesen Dingen«, wandte sie sich an Dr. Frey, »aber meines Wissens ist Hirnhautentzündung nicht nur eine sehr gefährliche, sondern auch eine äußerst ansteckende Krankheit?«
Dr. Anja Frey nickte sehr ernst. »Hirnhautentzündung ist mit Lebensgefahr verbunden und verbreitet sich sehr schnell. Es ist eine Infektionskrankheit.«
Wie ein drohendes Schwert schwebten diese Worte im Raum. Sekundenlang war keiner der drei Menschen eines Wortes fähig. »Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen?«, wandte sich Denise schließlich an die Ärztin, womit sie gleichzeitig zu verstehen gab, dass sie die Situation als eine Art Ausnahmezustand betrachtete und Dr. Frey das Kommando übertrug.
Die Ärztin akzeptierte das dankbar. Es war dringend notwendig, dass sie sofort Anweisungen erteilte, um das Verbreiten der Krankheit zu verhindern. »Bärbel muss sofort isoliert werden.«
Diese Maßnahme hatte Denise erwartet. Doch dazu gehörte noch eine andere Entscheidung. Die isolierte Kranke