Die Vögelfarm. Carrie Fox

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Die Vögelfarm - Carrie Fox

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zur Zucht gewählt, weil sie für überdurchschnittlich gute Fleischerträge und einer hohen Milchleistung bekannt war. Zenzi und die anderen wurden als Original Simmertaler Fleckvieh bezeichnet und Jonathan war stolz darauf, aus eigener Zucht schon über zwanzig Rinder großgezogen zu haben.

      »Wenn ein Mädel so treu wäre, wie meine Kuh …« Verträumt strich er seinen Vollbart mit den Fingern der rechten Hand glatt und dachte daran, wie schön es wäre, eine Frau zum Kuscheln und Reden zu haben, die an seiner Seite die leichten landwirtschaftlichen Arbeiten erledigte oder den Haushalt schmeißen könnte. Eine Frau wäre eine himmlische Gabe, die sein Leben komplettieren würde. Er würde alles mit ihr teilen, das Frühstück und die Gefühle. Selbst die Lust am Sex würde sich in Sekundenschnelle entfalten.

      Ein unerklärliches Gefühl der Sehnsucht übermannte ihn und ihm wurde bewusst, dass er endlich mit dem Suchen anfangen musste.

      Er kehrte zu der Brücke zurück. Das Wasser hatte einen besonderen Klang, wenn es unter der Holzbrücke hindurchfloss. Es gluckerte dumpf unter dem Holz und rauschte hell und spritzig auf der anderen Seite heraus. Jonathan liebte diese Geräusche. Er verweilte auf der Brücke und dachte nach.

      Er war achtundzwanzig, der einzige Sohn eines senil werdenden Großbauern und auf der Suche nach einer Frau. Es wurde Zeit, dass Jonathan echte Liebe und von Herzen kommende Zärtlichkeit kennenlernen sollte. Zwar hatte er Versuch unternommen, die Richtige zu finden, ab und zu ergab sich auch ein One-Night-Stand, aber ansonsten war alles ergebnislos geblieben. Jonathan war naturverbunden, passte sich seiner Umwelt an und war einer, der wusste, was es bedeutete, mit der Natur und ihren unvorhersehbaren Ereignissen zu leben.

      Vielleicht war das der Grund: sein Leben war typisch ländlich.

      Die Hoffnung stirbt zuletzt, dachte er. Irgendwo da draußen, wo das Leben der Stadt pulsierte, wartete sie vielleicht auf ihn. Er lehnte sich auf das breite Geländer der Holzbrücke, kaute auf einem dürren Grashalm und blickte in den blauen Himmel. Hinter dem Hügel, etliche Kilometer entfernt, hörte das Landleben auf. Dort musste er suchen. Es wurde ihm bewusster, je länger er darüber nachdachte. Sein Vater hatte ihm des Öfteren die Frau vom Nachbarhof ans Herz gelegt, doch sie war eine unsympathische Bohnenstange, ohne Form, ohne Stil und von einer unordentlichen Art. Und erst ihr Name. Elisabeth Genswürger. Jonathan musste unwillkürlich lachen, bei der Vorstellung, wie dieser Name vermutlich entstanden war. Die hätte ihm gerade noch gefehlt. Sie passte nicht zu ihm und hatte sicher keinen Sinn für die schönen Dinge im Leben. Überdies war sie mit ihren vierzig Jahren viel zu alt für ihn. Was sie wohl arbeitete? Jonathan wusste nichts über sie, außer was sein Vater und die Leute im Dorf erzählten.

      Er dachte eine Weile über diese Frau nach, hob die Hand und winkte kopfschüttelnd ab. Lieber würde er noch einige Jahre suchen, bevor er sich auf Elisabeth einlassen würde. Er spuckte den Grashalm aus und ging weiter. Es war ein Juliwochenende, nicht zu heiß, nicht verregnet und Jonathans Lust auf eine neue Bekanntschaft stieg.

      Heute Abend wollte er sich auf den Weg machen, beschloss er spontan. Samstagabend, da traf sich das halbe Dorf in der Stadt.

      Er betrat das Haus.

      »Wo warst du so lange?« Eine alte Stimme erklang aus dem hinteren Raum. Jonathans Vater war voller Sorge. Das war er immer, wenn Jonathan sich nicht abmeldete.

      »Auf dem Feld. Ich habe die Zäune überprüft.«

      »Sind sie in Ordnung?«

      »Klar.«

      »Ich habe heute Elisabeth getroffen.«

      »Die Genswürger. Bitte fang nicht schon wieder damit an, Vater.« Jonathan wandte sich genervt ab. »Ich geh heute Abend aus.«

      »Mit Elisabeth?« Der Alte neckte seinen Sohn bei jeder Gelegenheit.

      »Vater!« Es würde noch in einem Streit enden, wenn er nicht aufhörte.

      »Jaja, schon gut«, grummelte der Alte und schlurfte zu dem abgewetzten Ohrensessel, in dem er am liebsten saß. »Ich weiß nicht, was du an ihr so schrecklich findest. Es wäre hundertprozentig eine gute Verbindung, wenn sich die Höfe zweier Großbauern zusammenschließen würden. Die Grundstückegrenzen aneinander, es wäre perfekt, mein Junge!«

      »Du denkst nur an den Reibach. Geld, Geld, Geld. Als wenn es das einzig Wichtige im Leben wäre.«

      »Wieso? An was denkst du?«

      »An Liebe. An aufrichtige Liebe und Zusammengehörigkeit. Dafür würde ich auf Reichtum verzichten.«

      »Ach was!« Unwirsch wedelte der Alte mit der Hand. »Das gibt es heutzutage nicht mehr.«

      »Für dich wahrscheinlich nicht mehr, aber ich glaube fest daran.«

      »Glaub, was du willst. Ich hab mehr Lebenserfahrung, du wirst noch an mich denken.«

      Jonathan bemerkte, dass auch dessen Laune sank. Bevor ihm der Vater seine Meinung geigen würde, sollte er lieber verschwinden.

      »Das werden wir sehen. Ich geh jetzt in die Stadt und sehe mich um«, erklärte Jonathan und konnte einen leicht erbosten Gesichtsausdruck nicht zurückhalten.

      »Viel Spaß und treib es nicht zu doll!« Ein raues Lachen drang aus dem faltigen Hals des alten Herrn.

      Jonathan lächelte gespielt und verließ das Zimmer, um sich im Bad fertigzumachen.

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      »Marie-Claire, bist du da?«, rief Susanna in den langen Flur des alten Jugendstilhauses.

      Ihre Stimme hallte in dem hohen Korridor wider. Sie hielt den Messingtürknauf in der Hand und wartete eine Antwort ab. Wenn Marie-Claire Besuch erwartete, ließ sie die Tür meist offen stehen. Sie kannten sich seit der Schulzeit und waren ein Herz und eine Seele, wenn es darum ging, dieselbe Musik zu hören oder am Wochenende essen zu gehen. Beim Italiener waren sie am liebsten. Sie hatten ziemlich gleiche Ansichten und das war es, was diese Freundschaft für Susanna besonders wertvoll machte, obwohl sie sich äußerlich deutlich voneinander unterschieden. Marie-Claire war im Vergleich zu Susanna hibbeliger, lauter und direkter. Sie nahm kein Blatt vor den Mund. Sie war rastlos, wie ein Hai, der das Wasser mit seiner spatenartigen Flosse zerpflügt. Susanna dagegen war wie ein Manta in der Weite des Stillen Ozeans, ruhig und beharrlich. Kaum etwas konnte sie aus der Ruhe bringen. Zusätzlich war sie kleinlaut und schüchtern. Sie hatte es schwer, aus sich herauszugehen und sich an allem zu beteiligen. Sie war eher das Mäuschen, das bei kleinster Gefahr davonhuschte und sich versteckte. Gut, dass Marie-Claire ihre beste Freundin war, durch sie fand sie den Ansporn, den sie brauchte. Sie war ihr Anschubser, wenn sie sich nicht traute.

      Marie-Claire wohnte allein in dem alten Jugendstilhaus. Für ihre sechsundzwanzig Jahre war sie äußerst selbstbewusst. Ihr langes blondes Haar hatte eine rote Strähne an der Seite, was ihr einen teuflischen, sexy Touch verlieh. Wenn Marie-Claire ausging, sah sie elegant aus und ihre schlanke Figur ließ sie ständig von Männern umringt sein. Dann drehte sie besonders betonend ihre Hüften und fuhr sich provokant mit den Fingern durchs volle Haar, als sei sie mit Marilyn Monroe verwandt. Nicht selten wurde um sie geworben, als wären die Männer aufgeblasene Truthähne, die gurrend um sie herumschwänzelten. Susanna wünschte sich eine Portion von Marie-Claires Selbstbewusstsein und auf ihre Attraktivität war sie neidisch. Sie konnte nichts daran ändern, Marie-Claire war nun mal schlanker und begehrenswerter als sie. Insgeheim hatte sie

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