Die Vögelfarm. Carrie Fox

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Die Vögelfarm - Carrie Fox

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fand es unendlich schade, sie erinnerte sich, wie sie von seinen Verführungskünsten geträumt hatte, nachdem sie zu ihm gegangen war. Doch wie hätte es sonst kommen sollen? Es wäre zu schön gewesen, wenn sich für Susanna gleich beim ersten Kontakt mit einem Mann ein Traum erfüllt und sie ihn bekommen hätte. Wehmütig tat sie es als verpasste Chance ab.

      Wenn sie ihn nur früher kennengelernt hätte! Wenn sie Marie-Claire zuvorgekommen wäre … Sie schüttelte innerlich den Kopf und drückte die große Enttäuschung hinunter, die in ihr aufstieg und sich als Kloß in ihrem Hals festsetzen wollte. Am besten nichts anmerken lassen. Aber Moment mal! Susanna spürte einen Verdacht aufkeimen, erst durch Marie-Claire hatte sie Ricardo kennengelernt. Hatte Marie-Claire etwas mit dem Date zu tun?

      »Sag nicht, du steckst dahinter. Marie-Claire?« Susannas Stimme hatte einen leicht drohenden Unterton bekommen.

      »Hast du ihm von mir erzählt?«, fragte Susanna.

      »Ö, nein. Ich äh … habe ihn ungefähr zur gleichen Zeit entdeckt. Ich weiß von nichts.«

      »Schwöre es!«

      »Im Ernst«, verteidigte sich Marie-Claire und hob die rechte Hand zum Ehrenwort.

      »Da hast du bedenkenlos einen Strip hingelegt?«

      »Nach dem Kartenlegen sind wir noch in ein gemütliches Lokal namens Irish Love gefahren und haben uns einen schönen Abend gemacht«, versuchte Marie-Claire abzulenken. »Es kam, wie es kommen musste, du weißt schon, was ich meine. Erst später in seiner Wohnung habe ich mein Bestes gegeben. Ich hab mich vor ihm ausgezogen und dann sind wir in der Kiste gelandet.«

      Marie-Claire lächelte zwinkernd und Susanna stieg Hitze ins Gesicht.

      »Du brauchst nicht rot zu werden.« Marie-Claire grinste.

      War ihre Freundin wirklich so blind? Konnte sie nicht sehen, wie Susanna litt?

      »Wie war das eigentlich mit der Sitzung und dem Kartenlegen?

      Hat es dir gefallen? Hat Ricardo gut erklärt, was dich erwartet?«

      »O ja, er hat mir mystische Dinge erzählt. Viele Sachen haben gestimmt, einiges war rätselhaft und er empfahl mir eine Veränderung. Ich wollte mit dir darüber reden. Was denkst du, soll ich machen? Soll ich woanders hinziehen? Soll ich mein Aussehen verändern?«

      »Erzähl mir genauer, was du meinst.«

      »Diese Unruhe, weißt du? Etwas nervt mich schon lange, ich wusste nicht, was es war. Durch Ricardo bin ich drauf gekommen. Die Arbeit, die ewig dasselbe ist. Die lebhafte Straße mit dem ständigen Straßenverkehr und der quietschenden Tram, meine lauten, spießigen Nachbarn mit den Kindern. Ich finde kaum noch Ruhe. Es würde mir viel besser gefallen, wenn meine Umgebung ruhiger wäre. Meine Wohnung sperrt mich irgendwie ein, ich kann nicht frei denken. Ich will hier raus. Ich muss hier weg!«

      In diesem Moment wollte Susanna auch von Marie-Claire getrennt sein. Aus Neid, aus Scham oder vor Misstrauen. Sie konnte immer noch nicht verstehen, warum Ricardo nicht sie gewollt hatte, sondern Marie-Claire. Aber sie war ihre Freundin und sie wollte sich nicht mit ihr streiten. Schon gar nicht um einen Mann. Da würde Susanna den Kürzeren ziehen.

      »Nimm dir nicht zu viel auf einmal vor. Ich würde dir ein Fitnessstudio empfehlen, dort wirst du dich kräftigen können, im körperlichen wie im psychologischen Sinn. Dein Körper wird es dir danken und du fühlst dich nachher viel besser. Du wirst mutiger und hast viel mehr Energie. Danach kannst du dir ein größeres Ziel stecken.«

      »Ja, neue Energie, das könnte ich jetzt gut gebrauchen. Zeigst du mir, wie das geht?«

      »Nein, das zeigen dir die Trainer, aber ich kann gern mitkommen, wenn du willst.«

      Susanna nickte erleichtert. Ein anderes Thema würde sie schnell vergessen lassen, was sie vorhin noch gedacht hatte. Auf einmal hatte sie das Gefühl, ihr Ego würde größer werden. Ab jetzt ging es um ihre Zukunft. Das Fitnessstudio war ein Anfang, der eventuell ihr ganzes Lebensbild verändern würde.

      Morgen ging Marie-Claire zum Training, wie sie es jeden zweiten Tag tat. Sie würde Susanna mitnehmen. Sie war neugierig auf das, was kommen würde. Bestimmt würde sie vor Aufregung heute Nacht nicht schlafen können.

      »Darauf müssen wir anstoßen! Lass uns noch weggehen. Komm, schlag ein!« Marie-Claire hob die Handfläche und Susanna klatschte die ihre dagegen.

      Marie-Claire sollte heute der nach vorn treibende Peitschenknall sein, falls Susanna sich wieder wie ein Esel benehmen würde.

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