Heliosphere 2265 - Der komplette Fraktal-Zyklus. Andreas Suchanek
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Jayden nickte seinem Taktikoffizier ebenfalls zu.
Lukas Akoskin ließ die Holografie des Rentalianers verschwinden und sagte: »In den vergangenen Jahrzehnten besiedelten die Rentalianer alle acht Welten ihres Heimatsystems und errichteten zahlreiche Atmosphären- und Raumhabitate. Das gesamte System wurde mit Phasenstörern zugepflastert, die jeden festen Körper aus dem Phasenraum holen, der versucht, außerhalb der Einflugvektoren in das System zu gelangen – nur Phasenfunkwellen auf dem unteren Band können übertragen werden. Zudem gibt es ein Netz aus Torpedowerfern und Raumminen. Ohne eine offizielle Erlaubnis ist es Selbstmord, in das System einzudringen. Da die Minen immer wieder ihren Standort ändern, wechseln die möglichen Einflugkorridore ständig. Hinzu kommt der einmalige Vorteil, den die Rentalianer gegenüber allen anderen Völkern besitzen.«
»Die Transmittertechnik.« Jayden nickte Akoskin dankend zu und übernahm wieder das Wort. »Obwohl unsere Diplomaten alles versucht haben, die Technik von den Rentalianern zu erhalten, sind diese bei ihrem Nein geblieben. In verschiedenen Fällen konnten wir nun bereits miterleben, wie sie ihre Transmittertore einsetzten. Eine beeindruckende und von uns bisher nicht kopierbare Technik.«
»Angeblich sollen die Parliden mal eines davon gestohlen haben«, sagte Akoskin. »Sie traten hindurch, um die Heimatwelt der Rentalianer anzugreifen. Man hat nie wieder etwas von ihnen gesehen.«
»Eine Geschichte, die wir auf der Akademie alle schon mal gehört haben«, sagte Noriko Ishida. »Aber für unseren aktuellen Auftrag ist sie nicht von Bedeutung. Wir müssen herausfinden, weshalb das Artefakt über den Phasenraum einen Datensatz mit den Koordinaten des rentalianischen Systems versendete.«
»Ich werde mich mit dem Obersten Rudelführer treffen«, sagte Jayden. »Wir werden ihm alle Informationen über das von uns entdeckte Artefakt übergeben.«
»Das wird die Rentalianer zweifellos in weitere Panik versetzen«, entgegnete Janis. »Sie werden befürchten, auch ihr System könnte ein Opfer des Fraktals werden.«
»Die Admiralität teilt Ihre Bedenken, hat mich jedoch angewiesen, trotzdem direkt vorzugehen.« Jayden ignorierte die hochgezogenen Augenbrauen und jede gerunzelte Stirn. »Die Rentalianer sind unsere Freunde und müssen die Wahrheit erfahren – auch, wenn ihnen diese nicht gefällt. Falls wir durch diesen Informationsaustausch ihre Ängste schüren, haben wir keine Wahl. Zudem ist ihre Angst ja nicht unbegründet.«
Ishidas Gesicht blieb eine starre Maske, doch ihre Augen funkelten wütend. Zweifellos fühlte sie sich genauso wie er, als er von den Befehlen der Space Navy und der dahintersteckenden Intention erfahren hatte.
»Sie alle finden in Ihren persönlichen Speichern ein von Doktor Tauser verfasstes Dossier über die Rentalianer«, erklärte Jayden. »Ich schlage vor, dass jeder von Ihnen seine Freizeit mit der Lektüre dieser Dateien verbringt. Wir erreichen das Rental-System in wenigen Tagen. Irgendwelche Fragen?« Einheitliches Kopfschütteln antwortete Jayden.
»Wegtreten.«
*
IL HYPERION, Im Interlink-Flug ins Rental-System, 03. Januar 2266, 19:00 Uhr
Noriko war auf dem Weg zu einem der Terminals in den freien Büroräumen, als sie innehielt. Der Gang lag ausgestorben vor ihr. Sie aktivierte eines der Wandpanels und berührte das Icon zur Umgebungssteuerung. Sofort wurde ein kreisrunder Bereich des Stahls transparent und gewährte einen Blick auf die vorbeiziehenden Sterne. Anstelle des einheitlich rötlichen Waberns des Phasenraums zogen die Sterne wie aufblitzende Lichtkäfer am Schiff vorbei.
Die HYPERION flog, eingehüllt in die Interlink-Blase, mit 6200-facher Lichtgeschwindigkeit durch den normalen Raum. Die Blase neutralisierte das Higgs-Boson-Feld, wodurch der Raumer nicht länger den Massebeschränkungen des Normalraums unterlag. Das Melnikow-Schild sorgte dafür, dass die physikalischen Gesetze innerhalb der Blase trotzdem noch Wirkung hatten. Ebenso wie ein Schiff im Phasenraum konnte auch der Interlink-Raumer seinen Vektor nicht ändern, bis es wieder unter Lichtgeschwindigkeit ging. Doch die Astrogation hatte den linearen Kurs zweifellos wie immer korrekt berechnet.
Theoretisch konnten sie sogar direkt in das System der Rentalianer einfliegen. Der halbmaterielle Zustand machte sie unempfindlich für Gegenstände auf ihrem Weg. Eine machtvolle Technik, die dem Kommandanten dieses Schiffes zur Verfügung stand. Noriko war froh, dass Captain Cross das Ruder in der Hand hielt und nicht irgendein hirnloser Hardliner.
Sie deaktivierte die Transparenz und ging in Richtung des technischen Labors. Im Zuge der ersten Mission des Schiffes hatten sie allerlei Erfahrungen gesammelt. Noriko wollte die Zeit des Interlink-Fluges dazu nutzen, einige Taktikprotokolle zu überarbeiten. Da die Arbeit für sie alleine zu umfangreich war, hatte sie das Projekt unter der Rubrik »Freiwillige Zusatzleistung« im Schiffsnetz veröffentlicht. Sie hoffte auf die Beteiligung einiger motivierter Offiziere, die sich besonders hervortun wollten. In der Regel stürzten sich die Karrierebewussten regelrecht auf eine solche Chance.
Das Schott fuhr zur Seite. Noriko betrat das Technische Labor und blickte sich um. Sie war alleine. Verblüfft runzelte sie die Stirn. Hatte sie die Zeit oder den Ort falsch eingetragen oder die Projektdaten fehlerhaft veröffentlicht? Schnell aktivierte sie ihr Pad und überprüfte ihren persönlichen Speicher. Die Angaben waren korrekt.
»Etwas in der Art habe ich mir schon gedacht«, sagte Lieutenant Commander Lorencia. Die Chefingenieurin betrat hinter Noriko das Labor. »Ich denke, Sie wissen, wem Sie das zu verdanken haben.«
Erst jetzt begriff Noriko, wie weit die Mobbing-Attacken von Michalews Männern – Lieutenant Walker im Besonderen – schon gediehen waren. »Es kann doch nicht sein, dass er innerhalb weniger Tage alle gegen mich aufbringt.«
»Aufbringen ist das falsche Wort.« Lorencia trat neben sie. »Die Abneigung dagegen, etwas mit Ihnen außerhalb des Notwendigen zu tun zu haben, steigt kontinuierlich an. Gerüchte, Andeutungen, Halbwahrheiten – mehr ist nicht nötig. Einige der Offiziere glauben mittlerweile, es wäre karriereschädigend, Ihnen zu nahe zu sein.«
Noriko verzog verbittert die Mundwinkel. »So einfach ist es also.« In ihrem Inneren kämpften Wut und Traurigkeit um die Vorherrschaft. Sie wollte Bruce Walker aus der nächsten Luftschleuse werfen und sich gleichzeitig in ihrem Quartier verkriechen.
Sie trieb ihre Emotionen zurück in den hintersten Winkel ihres Bewusstseins und straffte die Schultern. »Captain Cross erwartet eine Überarbeitung der Protokolle, und die wird er auch bekommen.«
»Das ist keine Arbeit, die Sie alleine durchführen können.« Lorencia schüttelte den Kopf. »Daran sitzen drei Offiziere mehrere Tage.«
»Dann sollte ich wohl anfangen.« Noriko trat an die Konsole und öffnete die erforderlichen Dateien. »Schlaf wird überbewertet.«
Die L.I. lachte auf. »Wie es der Zufall so will, habe ich gerade nichts zu tun. Und da Schlaf ja überbewertet wird, gehe ich jetzt in den Speisesaal und hole uns eine große Kanne ViKo. Bevorzugen Sie eine Geschmacksrichtung?«
Noriko wollte schon widersprechen, dann besann sie sich jedoch eines Besseren. Selbst mit einer Nachtschicht konnte sie die Überarbeitung nicht alleine durchführen. Und wenn sie Captain Cross morgen erste Ergebnisse vorlegen