Lieblingsplätze Oberfranken. Friederike Schmöe
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Zwischen all den bunten Fassaden und Giebeln gibt es keinen Grund, sich zu beeilen. Jedes Haus will bestaunt werden. Die Gebäude Markt 1–18 stehen unter Denkmalschutz. In alten Zeiten führte hier die Handelsstraße von Nürnberg nach Erfurt (Süd-Nord) entlang, außerdem die von Prag nach Frankfurt (Ost-West). Sie kreuzen sich mitten auf dem Markt, der im 15. Jahrhundert angelegt wurde. Besonders gern mag ich das Stadthaus mit seinen bunten, reich dekorierten Erkern und den hoch aufragenden Zwerchhäusern.
Auch die Gassen und Gässchen um den Markt bieten Genuss fürs Auge, etwa die gut 300 Jahre alten Fachwerkfassaden in der Kirchgasse. Von hier schlendern Sie weiter zum Kirchhof. Werfen Sie einen Blick auf und in die Morizkirche, die älteste Kirche Coburgs, die mit ihren zwei unterschiedlichen Türmen ein markantes Bild abgibt. Schon 1310 wurde der Bau begonnen, doch erst mehr als 200 Jahre später abgeschlossen. Luther hat hier mehrfach gepredigt. Im 18. Jahrhundert wurde der Innenraum barockisiert, die einst gotischen Charakteristika sind weitgehend verschwunden. Das Konterfei von St. Mauritius, dem Schutzpatron der Stadt, ist übrigens auch auf den Kanaldeckeln wiederzufinden.
Zurück geht es in wenigen Minuten zum Markt und in die breite Spitalgasse, wo Sie geruhsam in Buchhandlungen stöbern können.
Stärken Sie sich im Miles and More, wo im 17. Jahrhundert die altehrwürdige Herrenstube beheimatet war. Im Sommer auch in der kleinen Hofnische unter freiem Himmel.
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Rathaus am Marktplatz
96450 Coburg
Tourismus Coburg
Herrngasse 4
96450 Coburg
09561 898000
Coburg: Café M
Wann immer ich in Coburg bin, mache ich gern einen Abstecher ins Café M. Beim Blick in einen riesengroßen (wirklich riesengroßen) Bottich Milchkaffee (hier stimmen die Größenverhältnisse auch aus Sicht eines Kaffeejunkies) und beim Knuspern einer Schoko-Kaffeebohne verliert sich die Zeit draußen. So, wie Mascha Kaléko schreibt: »Die Zeit steht still. Wir sind es, die vergehen.« In diesem Sinne: sitzen, beobachten, träumen.
Mag ja sein, dass man unversehens in eine Diskussion über Kunst hineingerät. Denn im Café M stellen regelmäßig verschiedene Künstler ihre Werke aus. Themen und Machart wechseln, doch Kunst an sich ist stets präsent, schwingt durch den Raum, gibt ihm Rhythmus und Dynamik. Und streut zugleich eine Prise Humor mit ein. Denn es gibt schon genug Ödnis im Leben. Nehmen wir es also nicht ganz so ernst.
Neben den vielen Stammgästen findet sich auch immer jemand Neues zum Schwätzen. Das Publikum ist gemischt, Theaterleute, Studenten, Professoren, Schüler, Plaudertaschen und Genießer. Eine Frau mit Laptop, die ihr Büro kurzfristig ins M verlegt hat. Womöglich eine Autorin.
Man betritt das Café von der Judengasse aus. Im Sommer sitzt es sich auch schön draußen mit Blick auf das Stadttor. Auf der ersten Ebene befindet sich die Theke, das bunte Regal mit den vielen Kaffeesorten, die linke Wand tiefgelb, die rechte leuchtend rot. Die großen Tafeln hinter der Theke, auf denen die aktuellen Spezialitäten beworben werden, sind selbst kleine Kunstwerke: Schokofondue soll es geben; der Schriftzug ist klein im Vergleich zu dem mit Kreide gemalten Fonduetopf mit einer brennenden Kerze darunter. Der Appetit lässt nicht lange auf sich warten.
Dann geht es ein paar Stufen hinauf. Hier sitzt es sich ein wenig intimer. Ein guter Platz zum Lesen und Nachdenken. Und im Innenhof, den manche Gäste erst entdecken, wenn sie die Toiletten aufsuchen, lässt sich ein prima Kurzurlaub einlegen. Apropos Toiletten: Auch hier gibt’s viel Farbe. Denn Farbe beißt nicht. Sie versüßt das Leben.
Das Café M ist der ideale Startpunkt für einen Stadtbummel. Schlendern Sie zum Marktplatz, es sind nur wenige Schritte, und von dort in die vielen Gässchen mit ihren kleinen Geschäften.
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Café M
Judengasse 8
96450 Coburg
09561 795133
Coburg: Ein Villenspaziergang
Wenn Sie über die Frankenbrücke kommend ins Coburger Zentrum fahren oder gehen, sehen Sie gegenüber am Hang ein paar Giebel aus dem Grün aufragen. Sie gehören zu einer Reihe von Villen, die (über den Daumen gepeilt) in der Zeit von 1850 bis 1910 gebaut wurden und sich von der Alexandrinenstraße über die Obere Anlage, Marienstraße und den Glockenberg erstrecken. Der Weg ist steil, doch die Anstrengung lohnt!
Beginnen Sie Ihren Spaziergang an der südlichen Alexandrinen-straße gegenüber dem Rosengarten. Einige der klassizierenden Villen liegen zurückgesetzt am Hang. In Nummer 13 lebte Johann Strauß für eine Weile, übrigens seit seiner Heirat mit Adele Deutsch 1887 Coburger Bürger. Ein Juwel ist die Villa mit der wunderschönen Glasveranda (Hausnummer 11). Die nördliche Alexandrinenstraße wartet mit dem einzigen Gebäude Coburgs auf, das in floraler Jugendstilornamentik gestaltet wurde. Das Sonnenemblem auf der Fassade gab der Villa ihren Namen: Sonnenhaus. Auf ihren Architekten Carl Otto Leheis gehen mehrere Villen im Umkreis zurück.
Der Weg führt über die Obere Anlage (hier blicken Sie auf die frühere südöstliche Stadtbefestigung) in die Marienstraße. Wieder viel Jugendstil und Fachwerk. Mein Lieblingshaus ist die Nummer 1 mit ihrem Eckturm, den vielen Giebeln und der seitlichen Veranda – ein bisschen Schloss, ein bisschen Villa Kunterbunt. Spazieren Sie den Glockenberg hinauf. Der Name leitet sich ab von der herzoglichen Glockengießerei, die Herzog Johann Casimir Ende des 16. Jahrhunderts einrichtete. Deren Gebäulichkeiten wurden 1879 abgerissen. Heute steht an ihrer Stelle (Hausnummer 7) ein Satteldachbau, in dem das Bayerische Forst- und Domänenamt Coburg seinen Sitz hat. Man erkennt das Haus mit den an der Dachkante angebrachten Polygonaltürmen, den Maßwerkfenstern und dem Balkon auf vier Säulen über dem Eingang sofort als Vertreter der Coburger Neugotik. Besonders pittoresk mit ihrem in hellem Blaugrau gehaltenen Fachwerk ist die Villa Glockenberg 6a (die Fassade steht zur Marienstraße).
Stilechtes Übernachten in Villennähe ist in der Hotelpension Bärenturm angesagt. Der Turm ist Teil der alten Stadtbefestigung und beherbergte einst zwei Bären.
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