Die Gentlemen-Gangster. Manfred Bomm

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Die Gentlemen-Gangster - Manfred Bomm

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Wir sollten aber dringend mal zu den Gerüchten etwas schreiben.«

      Grüninger wollte das Thema in einer der folgenden Redaktionskonferenzen ansprechen und die Meinung der übrigen Kollegen dazu hören.

      Noch bevor es dazu kam, ereilte die Redaktion eine neuerliche Schockmeldung. Gerade mal zwei Tage nach dem Familiendrama.

      37

      Schon einige Stunden zuvor hatte die Meldung bei der Sonderkommission in Stuttgart wie eine Bombe eingeschlagen. Wieder Göppingen. Schon wieder ein mysteriöser Fall. Waren sie denn dort jetzt alle verrückt geworden, oder hatte der Banküberfall nach einem Jahr eine Kettenreaktion ausgelöst? Waren vielleicht doch einige Göppinger darin verwickelt – und drohte etwas aufzufliegen, wovor sie alle Angst hatten? Etwas, von dem die Kriminalisten keine Ahnung hatten? Gerüchte dieser Art würden schnell die Runde machen, schoss es August Häberle durch den Kopf, als er wieder mit Zeller und einigen Kollegen im Besprechungsraum der Landespolizeidirektion Stuttgart 1 zusammengekommen war.

      »Wir sind über einen Todesfall unterrichtet worden, der sich am gestrigen Dienstag am Bodensee ereignet hat«, informierte Zeller nun detailliert das ganze Team: Ein Geschäftsmann aus Göppingen war mit seinem Auto von einer Bodenseefähre gerollt und mit dem Fahrzeug versunken.

      »Wie?«, fragte einer der Ermittler. »Von der Fähre gerollt? Wie geht das denn?«

      Zeller schob einige Blätter beiseite und las nach. »Er ist in Romanshorn, in der Schweiz also, gegen 13.30 Uhr als Letzter auf die Autofähre gefahren, zurück ans deutsche Ufer. Ein Zöllner will beobachtet haben, dass der Mann wohl darauf bedacht war, auch wirklich als Letzter auf das Schiff zu fahren.«

      »Ein Suizid also«, resümierte Häberle.

      »Die Kollegen in Friedrichshafen gehen davon aus, obwohl kein Motiv dafür erkennbar ist«, berichtete Zeller weiter. »Der Pkw stand mit dem Heck rund fünf Meter von der Reling entfernt, als sich das Auto während der 50-minütigen Überfahrt etwa 600 Meter, bevor die Fähre das Friedrichshafener Ufer erreicht hätte, rückwärts in Bewegung gesetzt hat. So sagen es zwei Jugendliche, die im Fahrzeug davor saßen.«

      »Ein Unfall oder eine Fehlbedienung des Autos?«, hakte ein Ermittler nach.

      »Sieht nicht danach aus. Die Kollegen schreiben, der Fahrer habe den Motor des Autos gestartet. Und selbst dann, wenn dabei versehentlich der Rückwärtsgang eingelegt gewesen wäre, hätte der kurze Ruck nicht ausgereicht, den Pkw über eine Strecke von fünf Metern zu bewegen und dort eine stabile Absperrkette zu durchbrechen. Im Übrigen seien die Fähren mit einem Gefälle zur Schiffsmitte hin konstruiert, sodass kein Fahrzeug selbstständig von Bord rollen könnte.«

      »Was hat der Mann denn in der Schweiz gemacht?«, wollte Häberle wissen. »Hat man im Wagen etwas gefunden? Belege …«

      »Belege«, griff Zeller das Gesagte auf. »Du denkst an Bankbelege. Bisher keine Erkenntnisse, nein. Und was den Grund der Reise anbelangt, hab ich die Kollegen in Göppingen gleich, nachdem ich die Meldung gekriegt hab, danach gefragt. Sie sagen, dass er vormittags noch mit seiner Frau gemeinsam in den eigenen Betrieb gefahren ist. Dort habe er dann erklärt, er müsse auswärts geschäftliche Verpflichtungen erledigen und werde deshalb möglicherweise nicht bis zum Mittagesessen zurück sein.«

      »Und dann?«

      »In seiner Wohnung hat man inzwischen eine Notiz gefunden, mit der er seiner Frau mitteilte, er werde für einige Tage verreisen. Sogar einige Reiseutensilien hat er wohl zusammengepackt, ehe er in Richtung Bodensee gefahren ist, wo er vermutlich den Grenzübergang Schaffhausen benutzt hat.«

      »Damit, liebe Kollegen«, fasste Häberle seine Gedanken zusammen, »dürfte sich das Gerüchtekarussell in Göppingen noch rasanter drehen.«

      Zeller nickte: »Deshalb wäre es vielleicht nun doch angebracht, du würdest dich in den nächsten Tagen als Einheimischer dort umhören. Findest du nicht auch?«

      38

      Blaubart hatte in den vergangenen Tagen kein Bedürfnis gespürt, Kirstin zu treffen. Sie hatten einige Male miteinander telefoniert, dabei auch über den Amerikaner gesprochen, der sich Joe Lukas nannte. Doch trotz ihrer inständigen Bitte, ihr zu sagen, welcher Art die Schwierigkeiten mit ihm waren, wich er immer wieder aus und erklärte allgemein: »Die Amis haben seltsame Vorstellungen, was Oldtimer kosten.« Noch hatte sich der Kerl nicht bei ihm gemeldet, dafür aber, so berichtete ihm Kirstin, tauchte er fast jeden Abend im Luna auf, warf geradezu mit Geld um sich und suchte eindeutig die Nähe zu der jungen Frau, deren Job es natürlich war, die männliche Kundschaft zum teuren Sektkonsum zu animieren.

      Jetzt, an diesem frühlingshaften Aprilabend, sank er nach unzähligen Telefonaten, die er teils in Englisch, teils in Französisch geführt hatte, auf seinem Bürosessel zusammen und besah, wie immer, wenn die Nacht schon hereingebrochen war, sein eigenes Spiegelbild in der großen dunklen Fensterscheibe. Vielleicht, so dachte er, war es sinnvoll, dort endlich eine Jalousie anzubringen, um nicht von draußen beobachtet werden zu können. Zwar gab es hier am Stadtrand unweit der Cooke Barracks nur selten Passanten, allenfalls ein paar entfernte Nachbarn, die ihre Hunde ausführten. Aber diese Einsamkeit kam ihm seit einigen Wochen nicht mehr ganz so friedlich vor. Schließlich gab es unter seiner gewiss zahlungskräftigen Kundschaft auch einige Typen, die bisweilen etwas dubios erschienen. Außerdem konnte man in den derzeit politisch turbulenten Zeiten niemals so genau wissen, wie lange das internationale Geschäft noch boomte. Die Friedensinitiativen gewannen nahezu täglich mehr an Boden, sodass militärisches Eingreifen, in welcher Form und wo auch immer, das Wirtschaftsgefüge sehr schnell durcheinanderbringen konnte. Außerdem hatte der US-Präsident Ronald Reagan erst dieser Tage die Sowjetunion als »Reich des Bösen« bezeichnet. Das waren wirklich keine guten Zeichen.

      Blaubart sah auf den Wecker, der auf seinem Schreibtisch stand: 22.47 Uhr. Das war so ungefähr die Zeit, zu der Kirstin auf die Bühne musste, um die Hüllen von ihrem wohlgeformten Körper fallen zu lassen.

      Nein, er entschied, auch heute nicht ins Luna zu gehen, vor allem nicht, weil dort möglicherweise der Amerikaner Lukas sein Unwesen trieb.

      Während er sich gerade mit diesem Gedanken beschäftigte, dröhnte etwas an sein Ohr. Aus der Ferne. Ein dumpfer Schlag. Aber von ungewohntem Klang, sodass er regungslos sitzen blieb und in die Nacht lauschte, die nur vom gleichmäßigen Rauschen der Klimaanlage erfüllt war. Seine Augen waren auf die nachtschwarze Fensterscheibe gerichtet, durch die er von außen wie auf einem beleuchteten Präsentierteller wirken musste.

      Instinktiv griff er zum Lichtschalter, der sich links an der Wand in Reichweite befand, knipste die Leuchtstoffröhren aus und saß augenblicklich in undurchdringlicher Finsternis, während gleichzeitig wieder ein dumpfes metallisches Geräusch an seine Ohren drang. So, als sei nebenan in der Garagen- und Werkstatthalle eine Verbindungstür zugefallen. Dort gab es einige, die nie zugeschlossen wurden. Aber das große Rolltor, zuckte es ihm durch den Kopf, das hatte er bereits in der Abenddämmerung heruntergefahren. Ganz sicher.

      Er spürte, wie sein Herzschlag an Tempo zulegte. Wieder diese Stille und nur das Rauschen der Klimaanlage. Inzwischen hoben sich vor ihm in der Finsternis die Fenster als tief schwarzgraue Flächen ab, denn seine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Draußen gab es Streulicht von der nahen Stadt und einigen Straßenlampen. Er drehte den Kopf nach links zu der Tür, die ins Freie führte. Er hatte sie abgeschlossen und den Schlüssel innen steckenlassen. Hingegen befielen ihn Zweifel, ob er auf der gegenüberliegenden Seite die Tür in den Garagenbereich auch schon verschlossen hatte. Manches tat er unbewusst, ohne dass es sich in sein Gedächtnis einprägte,

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