Die Gentlemen-Gangster. Manfred Bomm

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Die Gentlemen-Gangster - Manfred Bomm

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der Vertrauen und Optimismus ausstrahlte. Nur unterschätzen durfte man ihn nicht, wenn er so dasaß, die kräftigen Arme verschränkt: Er war aktiver Judoka.

      Helmut Reinicke, der Installationsmeister, musterte den Kriminalisten von oben bis unten. Er saß ihm in einem der Büros bei der Polizeidirektion Göppingen gegenüber und umklammerte die Lehne des Stuhls. Rein äußerlich, so dachte Reinicke, würde er’s mit Häberle locker aufnehmen können. Beide waren sie von kräftiger Gestalt. Doch Häberle riss ihn aus solchen Gedanken: »Ich hab gelesen, was Sie vor einem Jahr meinem Kollegen Biegert gesagt haben. Leider sind wir keinen Schritt weitergekommen. Deshalb fragen wir noch einmal alle, die im Umfeld der Bank zu tun hatten, ob ihnen inzwischen nicht doch etwas eingefallen ist, was im Nachhinein verdächtig erschienen sein könnte.«

      »Verdächtig?«, echote Reinicke und wippte mit den Beinen. »Das ist jetzt über ein Jahr her.«

      »Manchmal kommt man erst später drauf, dass da irgendetwas war: irgendjemand, der sich für das, was Sie während Ihres Auftrags in der Bank gesehen haben, besonders interessiert hat. Ich könnte mir auch vorstellen, dass Sie nach dem Überfall im Freundeskreis gesagt haben, schon mal im Tresorraum gewesen zu sein.«

      »Hinterher«, wiederholte Reinicke verständnislos. »Ein Täter wird sich ja nicht hinterher bei mir informieren.«

      »Das nicht. Aber vielleicht hat man drüber diskutiert, und irgendjemand hat etwas gesagt, aus dem man schließen könnte, dass er vielleicht mehr weiß, als er wissen sollte.«

      »Ne, tut mir leid. Mehr als das, was ich damals Ihrem Kollegen gesagt habe, weiß auch ich nicht. Und dass es inzwischen 1000 Gerüchte in der Stadt gibt, werden Sie ja mitbekommen haben. Plötzlich wird alles, was passiert, mit dieser Sache in Verbindung gebracht. Das muss für die Betroffenen ziemlich schlimm sein.«

      »Ist es auch«, bekräftigte Häberle. »Da werden inzwischen Menschen, die ein schreckliches Schicksal erlitten haben, gerüchteweise verdächtigt, mit den Sparkassenräubern unter einer Decke zu stecken.«

      Reinicke verschränkte die Arme, als wolle er auf Distanz gehen. »Wenn Sie das so sehen, dann werde ich doch auch verdächtigt – oder sehe ich das falsch?«

      »Was die objektive Seite anbelangt, sehen Sie das falsch«, beruhigte Häberle. »Aber was die Leute schwätzen, ist natürlich subjektiv. Fast scheint es so, dass jeder, der mal im Bankgebäude gearbeitet hat oder den Herrn Seifritz kennt, als potenzieller Täter infrage kommen könnte. Bis dahin, dass man an den Angaben der Opfer selbst zweifelt.« Häberle sah auf die Unterlagen, die er von den Kollegen aus Göppingen erhalten hatte. »Wir haben uns berichten lassen, Sie seien eine Zeit lang mit einer Angestellten der Kreissparkasse liiert gewesen.«

      Reinicke umklammerte wieder die Armlehne des Stuhls. »Ja – und? Das war kein Geheimnis. Was wollen Sie mir damit sagen?«

      »Gar nichts. Ist nur eine Frage. Reine Routine. Wir interessieren uns leider immer noch, wer welchen Kontakt zur Sparkasse hatte. Ich geh mal davon aus, dass es Ihnen und der Dame nichts ausmacht, wenn Sie mir sagen, um wen es sich handelt.«

      »Wieso sollte mir das etwas ausmachen? Und wenn Sie so fragen, wissen Sie’s vermutlich eh schon. Ihr Informant wird doch den Namen genannt haben, oder?«

      Reinicke runzelte die Stirn. »Tutto con calma, Herr Häberle. Alles mit der Ruhe.«

      »Tutto – was?«, stutzte Häberle.

      »Tutto con calma«, wiederholte Reinicke. »Immer mit der Ruhe. Habe ich bei meinen Urlauben an der Adria gelernt.«

      Häberle nahm es nickend zur Kenntnis, ließ sich aber nicht ablenken:»Sie wollten mir den Namen der Dame sagen«, beharrte Häberle.

      »Offenbach, Heidi«, brummte Reinicke missmutig. »Sie arbeitet aber inzwischen nicht mehr bei der Sparkasse. Und zwischen uns ist nichts mehr. Wir haben uns damals kennengelernt, als ich in der Tiefgarage den Rohrbruch behoben habe. Das haben wohl einige in der Sparkasse mitgekriegt.« Er machte eine abweisende Handbewegung. »Aber das ist ja schon über ein Jahr her.«

      42

      Kirstin war wirklich verrückt. Schon wie sie aus ihrem Mercedes-Cabrio stieg, im kurzen Kleid, tief ausgeschnitten, und auf Blaubarts Büro zu stöckelte, ließ erkennen, dass sie mit ihren weiblichen Reizen nicht geizte. Natürlich war sie es gewohnt, diese in Nachtklubs zur Schau zu stellen. Außerdem genoss sie die lüsternen Blicke der Männer. Sie fand es anregend und prickelnd, sich nackt zu präsentieren. Schon gar in einer Kleinstadt, in der es nur diesen einen Nachtklub gab, von einigen halblegalen Rotlichtkneipen vielleicht abgesehen. Kirstin wusste natürlich, dass sich im Luna zahlungskräftige Kundschaft aufhielt, obwohl es um kaum mehr ging als Striptease und die körperliche Nähe an der Sektbar.

      Blaubart kam ihr an diesem lauen Abend entgegen, umarmte und küsste sie und machte ihr Komplimente. »Du hättest es als Model auf die Titelseiten der Männermagazine geschafft.«

      »Oder auf Autozeitungen«, ergänzte sie lächelnd und streichelte seine strohblonden Haare« »Du magst doch scharfe Kurven und elegante Formen.«

      Blaubart schluckte. »Ich hab ein paar tolle neue Kisten da«, presste er hervor und hatte Mühe, sich auf ihre Fotowünsche zu konzentrieren.

      »Und ich hab ein paar Klamotten dabei«, erwiderte sie. »Falls du nicht nur Haut und Blech magst.«

      Er lächelte und führte sie in die Garage, wo seine kostbaren Gefährte blitzblank standen. Sie stöckelte mit schwingendem Kleidchen hinterher, während er auf einen historischen US-Ford deutete, der ein typischer Straßenkreuzer war: »Immer wenn ich diese Kotflügel sehe, muss ich an deine Schenkel denken.«

      »Lustmolch«, warf sie ihm neckisch vor. »Sag mal, hast du den alten Chevi auch noch? Den roten?«

      Blaubart wurde aus seinem Hochgefühl gerissen, zögerte und sah Kirstin irritiert ins Gesicht. »Den Chevrolet? Der steht draußen. Hättest du sehen müssen.«

      »Hätt ich?«, fragte sie zurück. »Ist mir nicht aufgefallen. Aber was hältst du davon, wenn ich mich in dem auf den Rücksitz lege. So ganz mit nix auf dem Ledersitz.«

      Blaubart wusste für einen Moment nicht, wie er diese Frage deuten sollte. Wollte sie es tatsächlich nur fürs Fotografieren tun – oder erwartete sie dann mehr von ihm? Hier in der Garage? Dazu noch in diesem demolierten Chevrolet?

      43

      Häberle spürte, wie belastend das Verbrechen auch nach über einem Jahr für die Beteiligten war. Vor allem die Gerüchte, die ihnen ständig zu Ohren kamen, machten ihrer Psyche zu schaffen. Deshalb war Berthold Rilke nicht gerade erfreut gewesen, als Häberle um einen Termin bei ihm gebeten hatte. Rilke, wie immer korrekt gekleidet und um untadeliges Auftreten bemüht, führte den Kommissar aus Stuttgart in ein Besprechungszimmer der Kreissparkasse, wo sie ungestört miteinander reden konnten. »Haben Sie denn eine heiße Spur?«, staunte der Kassierer, nachdem sie sich an einen Tisch gesetzt hatten.

      »Leider nein. Deshalb klopfen wir noch einmal alle möglichen Verbindungen ab«, seufzte Häberle in sich hinein. »Vielleicht sind ja den Betroffenen – also auch Ihnen – im Laufe der Zeit Dinge eingefallen, die Ihnen im Nachhinein merkwürdig erscheinen.«

      »Welche sollten das sein?«, wurde Rilke verunsichert. »Als ich vor über einem Jahr meine Aussage gemacht habe, war alles noch frisch. Jetzt plagt mich die Sache nur

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