Emmentaler Alpträume. Paul Lascaux

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Emmentaler Alpträume - Paul Lascaux

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Rechtsmedizin.«

      »Wo wir wie üblich sofort vorbeigehen und uns Theorien von barocker Musik für Dunkelmessen anhören.«

      Der Kommissar korrigierte: »Wo wir morgen vorbeigehen, weil das Skelett noch in Bearbeitung ist. Dr. Augsburger hat noch ein paar frischere Klienten, auf deren Untersuchung dringend gewartet wird.«

      »Wieso war das Skelett verschoben?«, wunderte sich Müller.

      »Zuerst hat man gedacht, dass das wegen der Schräglage des Hanges sei. Aber der Bauer hat erzählt, dass es vor zwanzig Jahren durch den Sturm Lothar einen kleinen Murgang gegeben habe. Denn der Körper lag ursprünglich wesentlich tiefer vergraben.«

      Heinrich fragte: »Wie kommst du ins Spiel? Weisen die Knochen bereits Hinweise auf ein Verbrechen auf?«

      »Nein. Der Archäologische Dienst besitzt allerdings auch einen Metalldetektor. Und der fand das hier.«

      Er legte eine abgeplattete Patrone auf das Pult.

      »Lag unter dem Brustbein.«

      »Ein Steckschuss«, erkannte der Detektiv. »Und die Ballistik?«

      »Weiß noch nichts von ihrem Glück.«

      Müller fragte: »Irgendwelche voreiligen Schlüsse?«

      »Nein«, antwortete Markus. »Professionelles Vorgehen ist gefragt.«

      »Dann brauchst du ja mich nicht dafür«, frotzelte Heinrich.

      »Doch. Ich bin zu jung.«

      Der Detektiv wirkte überrumpelt. »Wie meinst du das?«

      Der Kommissar wollte wissen: »Was verbindest du mit Linden?«

      »Nicht viel. Das Wallfahrtskirchlein Würzbrunnen?«

      Forrer schüttelte den Kopf. »Gehört zur Nachbargemeinde Röthenbach.«

      »Chuderhüsi mit dem Aussichtsturm?«

      »Nein. Ebenfalls Röthenbach. Du weißt, was ich meine.«

      »Die Methernitha?«, fragte Müller.

      »Genau.«

      »Damit habe ich nichts zu tun. Und ich glaube auch nicht, dass sie in Linden so begeistert sind, wenn sie immer wieder daran erinnert werden.«

      Forrer sagte: »Schon klar. Aber es geht hier um Mord. Und du hast die Siebzigerjahre erlebt.«

      »Ist das so lange her?«, sinnierte Müller.

      »Ja. Paul Baumann, der Gründer der religiösen Gemeinschaft Methernitha, wurde im Oktober 1976 von einem Geschworenengericht wegen qualifizierter Unzucht mit minderjährigen Mädchen zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt.«

      »Daran kann ich mich erinnern. Es warf hohe Wellen. Aber von Tötungsdelikten war in diesem Zusammenhang nicht die Rede. Ein Geschworenengericht wird jedoch im Kanton Bern nur bei äußerst schwerwiegenden Verbrechen eingesetzt. Aber weshalb glaubst du, der Ring stamme aus den Siebzigerjahren?«

      »Ich weiß es noch nicht. Ich habe noch etwas gefunden: Erdgas.«

      Müller kramte in seinen Erinnerungen. »Ging es damals nicht um Erdöl?«

      »Wahrscheinlich schon. Man findet kaum Details im Netz. Einzig auf der Gemeindehomepage erfährt man unter ›Geschichte‹, dass ein ›Berner Erdöl-Konsortium‹ mit Beschluss vom 10. Dezember 1968 eine Schürfbewilligung für Erdöl erhalten habe. Im Gebiet Grossgraben wurde eine Probebohrung durchgeführt. Das Bohrloch soll damals einen Schweizer Rekord aufgestellt haben.«

      »Aber Erdöl haben sie nicht gefunden?«

      Forrer erklärte: »Nein. Hör zu: ›Nachdem am 16. Dezember 1972 das Anbohren einer Erdgaskammer mit lautem Knall die Bevölkerung um ein Uhr in der Früh aus dem Schlaf geschreckt hatte, schien die Zukunft unseres idyllischen Hochtals besiegelt, zumal in der Folge rund 12.000 Liter bestes Gasolin abgefackelt wurden.‹ Das war’s dann aber auch. Noch heute nennt die Bevölkerung den Flecken ›Ölbohrgelände‹.«

      »Und? Lass dir nicht alle Würmer aus der Nase ziehen!«

      »Am Rande dieses Geländes wurde das Skelett gefunden.«

      »Du meinst …«

      »Ja, ich denke, jemand hat die Gunst der Stunde genutzt und in der bereits ausgehobenen Grube, die bald darauf wieder zugeschüttet werden sollte, eine Person erschossen oder eine Leiche deponiert.«

      »Die man nie mehr gefunden hätte, wenn es diesen Murgang nicht gegeben hätte«, sagte Müller. »Aber was machen wir jetzt damit?«

      »Ich bin noch unschlüssig«, erklärte der Kommissar. »Ich würde gerne im Fall von Nicole Himmel weiterermitteln, aber da uns neue Erkenntnisse fehlen und sie sich an keine Details erinnert …«

      »Beugen wir uns über ein altes Skelett«, schloss der Detektiv.

      »Mal sehen, was die Rechtsmedizin dazu meint.«

      Freitag, 17.5.2019

      Es war nicht zu übersehen, dass Dr. Augsburger und Laura de Medico diesmal mehr zu bieten hatten. Heinrich Müller und Markus Forrer standen vor dem Seziertisch, auf dem säuberlich aufgereiht die Knochen eines beinahe vollständigen Skeletts lagen. Nur der linke Fuß fehlte.

      »Keine natürliche Ursache«, brummte der Rechtsmediziner. Er hatte die Lautstärke derart gedrosselt, dass gerade so ein Gespräch möglich war. Es lief unverkennbar die erste Langspielplatte von Black Sabbath. Der monotone Klang der Kirchenglocken wurde von Tony Iommis Gitarre wiederholt und stürzte mit beängstigender Kraft auf die vier Anwesenden, bevor die Rösser des Todes durch den Seziersaal galoppierten.

      »Mit dem Teufel wird es wohl nicht zugegangen sein«, mutmaßte Heinrich.

      Augsburger entgegnete: »Immerhin einer, der noch Musik kennt. Die jungen Leute heutzutage …«

      Der Blick auf de Medico war unmissverständlich, obwohl auch der Rechtsmediziner zu den Zeiten dieser Kult-Platte noch nicht auf der Welt gewesen sein konnte.

      »Nein«, fuhr er fort, »der Teufel hat mit dem Skelett nichts zu tun, ein Teufel schon.«

      »Will heißen?«, fragte der Kommissar.

      »Vor uns liegen die Überbleibsel einer Frau mittleren Alters. Man erkennt das am Beckenknochen. Die Bestimmung wird schwieriger, je älter der Mensch beim Eintritt des Todes ist. Man nennt das die Mutungsspanne. Das bedeutet, man muss mit Schätzfehlern rechnen und gibt deswegen nur einen Rahmen an, der im Übrigen auch vom Gesundheitszustand des Verstorbenen abhängig ist. Hier gehen wir von einem Alter zwischen fünfunddreißig und fünfundvierzig Jahren aus. Der Fuß ist post mortem vom restlichen Körper abgerissen worden, es sind jedenfalls keine Spuren eines absichtlichen Entfernens zu entdecken.«

      »Gibt es Hinweise auf die Liegezeit?«, fragte Müller.

      Laura de Medico übernahm das Wort: »Schwer

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