Spreewaldkohle. Franziska Steinhauer

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Spreewaldkohle - Franziska Steinhauer

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Hilfe gerufen hat?«, fragte Nachtigall nachdenklich. »Dann wäre er der Stimme nachgegangen, nicht wahr?«

      Doreen tackerte ein Lächeln hinter den Ohren fest und begleitete die beiden Beamten zur Tür.

      Grußlos schob sie die lästigen Frager in den Vorgarten.

      Nachtigall zuckte mit den Schultern. »Das meint sie nicht persönlich«, murmelte er. »Ist eine schwierige Situation.«

      Er griff nach dem Handy.

      »Hallo, Silke. Heute können wir nichts mehr tun. Sollte Herr Stein bis morgen nicht auftauchen, läuft das volle Programm an. Familiärer Hintergrund, Gerüchteküche, berufliche Probleme, Kontobewegungen, EC- oder Kreditkartennutzung der letzten Stunden – das übliche Prozedere. Wir können nicht sicher sein, ob die Angaben zum Joggen stimmen. Hoffen wir, dass die Hunde morgen einen Politiker mit gebrochenem Bein finden, der es nicht bis zum nächsten Haus geschafft hat. Wenn nicht …«

      Als er beim Einsteigen einen letzten Blick zum Haus zurückwarf, erkannte er Doreen Stein, die am Küchentisch saß und den Kopf auf die Arme gelegt hatte.

      »Meinst du, sie weint?«, erkundigte er sich leise bei seiner Kollegin.

      Maja Klapproth sah lange durchs Fenster, fixierte die Frau, so, als wolle sie eine bisher unbekannte Spezies näher bestimmen: Zwei, vier, sechs oder doch acht Beine? Aasfresser, Jäger oder Vegetarier? Giftig oder ungefährlich?

      »Nein.« Das klang sehr entschieden. Überzeugt.

      »Nein? Wieso bist du dir so sicher?«

      »Weil ich nicht erkennen kann, dass ihre Schultern beim Schluchzen beben.«

      5

      Die Sonne blendete.

      Schon um diese Zeit.

      Schichtbeginn.

      Timothy befreite die Sonnenbrille aus der Frisur und schob sie auf der Nase zurecht.

      Nicht, dass ihn die Sonne gestört hätte.

      Im Gegenteil.

      Es war eine durchaus verlockende Vorstellung, sich auszuklinken, die Augen zu schließen und die warmen Strahlen auf dem Gesicht zu genießen.

      Aber er hatte ja Dienst.

      Krankheitsvertretung. Jürgen hatte Magen-Darm. Mist!

      Nix mit seliger Träumerei.

      Timothy seufzte genervt.

      Es war ein anstrengender und verantwortungsvoller Job in langweiliger, öder Umgebung. Die Augen fanden, ob nun mit oder ohne Brille, keine anregenden Eindrücke, die sie als Beschäftigung ans Hirn hätten weiterleiten können.

      Immerhin, dachte er, als ein Alarm ertönte und der Führer der Brücke sich meldete, irgendwas hatte sich verklemmt.

      Wahrscheinlich nur ein Stubben.

      Die hatten oft bizarre Formen und konnten einem ziemlich Arbeit machen.

      Missmutig hielt er mit dem Jeep auf die großen Schaufelräder zu.

      Seine Gedanken beschäftigten sich nicht mit dem anstehenden Problem, die Augen wanderten gewohnheitsmäßig das Flöz entlang.

      Wo war es denn nun? Von allein rausgefallen? Unwahrscheinlich!

      Dann entdeckte er das Unfassbare.

      Impulse, ähnlich einem Feuerwerk in seinem Denken, wurden ausgelöst, die gesamte Maschinerie setzte sich mit spürbarem Ruck in Gang.

      Über dem Band, das den Abraum transportierte.

      Aus der Schaufel ragte ein menschlicher Arm!

      Seltsam verdreht. Finger – soweit er es erkennen konnte – vollzählig. Zumindest an der Hand, die er sehen konnte. Über die andere war ihm eine Aussage zu treffen unmöglich, die war wohl tiefer in der Schaufel verklemmt. Hastig schob er die Sonnenbrille auf den Kopf zurück und nahm das kleine Fernglas zu Hilfe. Ächzte leise. Tippte auf eine der Kurzwahltasten.

      »Ja, äh, Timothy hier. Ich weiß jetzt, was da in der Schaufel klemmt. Sieht aus, als bräuchten wir die Polizei vor Ort. Ich glaube, da steckt ein Körper im Eimer.«

      Gestresst und kurzatmig wartete er auf die Antwort.

      »Ja, klar. Ich bleibe hier stehen und warte auf die Leute. Und – ja! Ich passe auf, dass niemand aus Versehen in den Gefahrenbereich gerät und dort gedankenlos rumstapft. Logisch. Eine Leiche ist genug, ja, sehe ich genauso.«

      Nachdenklich hob er den Kopf.

      Wie war der Leichnam da wohl reingeraten? Von alleine?

      War jemand hier rumgekraxelt, abgerutscht und tödlich verunglückt? Oder hatten sie eine historische Leiche ausgegraben? Lag hier in der Erde über einer Kohleschicht seit den Zeiten der Dinosaurier?

      Nun gut, vielleicht nicht ganz so lange. Er schmunzelte, ertappte sich dabei und zog die Mundwinkel eilig in die Waagerechte. Dort oben lag ein toter Mensch.

      Solch eine Entdeckung war kein Grund für Amüsement.

      Die Beamten wurden von einem firmeneigenen Fahrzeug an den Fundort gebracht.

      Aus Sicherheitsgründen. Das Terrain war gefährlich – Unkundige sollten sich hier besser nicht auf gut Glück bewegen.

      Schon von Weitem erkannte Timothy den Ermittler. Einen Kollegen, der selbst im Sitzen so groß war, hatte er nicht.

      Und seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war der Mann besorgt. Das war selbst auf die Entfernung deutlich zu sehen. Hm, überlegte Timothy, möglicherweise war aus der Stadt jemand abgängig, und nun musste man befürchten, ihn gefunden zu haben. Vielleicht so ein pubertierender Pickeltyp, der sein Glück in der Weite der realen Welt suchen wollte, dem das weltweite Netz nicht mehr ausreichte.

      »Tja«, murmelte er betroffen, »die Realität hält ungeahnte Gefahren bereit. Sterben wolltest du sicher nicht.«

      Der Wagen kam mit einem heftigen Ruck zum Stehen.

      »Guten Morgen«, eine Frau kletterte aus dem Fond. »Mein Name ist Klapproth, dies ist mein Kollege Nachtigall. Kriminalpolizei Cottbus.«

      »Sie haben den Leichnam gefunden?«, erkundigte sich der Ermittler mitfühlend, musterte dabei das blasse Gesicht Timothys kritisch. »Ist Ihnen nicht gut?«

      »Mein Name ist Timothy Weiler. Nun, ja, das war schon ein Schreck. Wenn Sie genau hinsehen, erkennen Sie einen Arm und eine Hand. Könnte also durchaus möglich sein, dass der Körper tiefer in der Schaufel liegt. Hochgeklettert bin ich nicht – wegen der Spuren und so. Aber wenn Sie möchten, können wir ihn runterlassen. Wir sollten versuchen, den Arbeitsbereich der Förderbrücke zügig zu verlassen. Hier ist es nicht ganz ungefährlich.«

      Timothy unterstrich gestenreich, welche Gefahren er konkret meinte.

      Wies

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