Spreewaldkohle. Franziska Steinhauer

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Spreewaldkohle - Franziska Steinhauer

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andere schlagfertig zurück, »Mama hat gesagt, nach Ostern beginnt die Vorweihnachtszeit!« Offensichtlich war sie nicht leicht zu beirren.

      »Kinder, hört auf zu zanken. Es hat geklingelt! Macht mal die Tür auf!«, rief die Mutter aus dem Obergeschoss.

      »Jaha!«, antworteten die Schwestern unisono.

      »Was wollen Sie denn schon wieder hier?«, erkundigte sich die Kleine überrascht, was ihr einen rüden Stoß der großen Schwester einbrachte.

      »Wir möchten mit eurer Mama sprechen. Lasst ihr uns bitte rein?«

      Die Schwestern nickten unsicher.

      Während die Kleine die Treppe nach oben polterte und »Mama! Mama! Das sind die beiden von gestern!«, rief, bot die Ältere den Besuchern einen Platz am Küchentisch an.

      »Ich sehe mal nach, wo sie ist. Vielleicht hat sie uns nicht gehört.«

      »Deine Schwester wird sie finden. Ich gehe nicht davon aus, dass sie sich vor uns versteckt.« Klapproths Ton war schroff, ihre Miene abweisend.

      Über ihren Köpfen patschten Schritte durch Räume. »Mama?«

      »Fällt heute die Schule aus?«, erkundigte sich Klapproth bei der Großen, die sich wieder zu den Gästen umwandte. »Wie heißt du eigentlich?«

      »Das sind gleich zwei Fragen auf einmal«, stellte das Mädchen fest. »Meine Mutter meint, es sei klüger, erst die Antwort auf die erste abzuwarten, bevor man die zweite stellt. Sonst verwirrt man den Gefragten.«

      »Okay, dann möchte ich zuerst deinen Namen wissen.« Altkluges Gör, dachte Maja gereizt, versuchte, sich den Ärger nicht anmerken zu lassen.

      »Luise. Meine Schwester heißt Paula. Und wir dürfen heute zu Hause bleiben. Mama hat in der Schule angerufen.« Luise warf einen sehnsüchtigen Blick Richtung Treppe.

      »Schon gut, Luise. Das weiß Herr Nachtigall sicher schon.« Frau Stein umklammerte das Geländer, die Knöchel traten weiß hervor.

      »Woher?«

      »Herr Nachtigall sucht nach Papa. Ihr wisst ja, dass er nicht hier ist. Und du gehst bitte rauf zu Paula. Ihr dürft euch ein Video ansehen, es läuft schon. Und keinen Streit!«

      Wütend stampfte Luise davon, maulte hörbar: »Immer, wenn es interessant wird!«

      Im Blick von Doreen Stein lag ängstliche Gewissheit, gepaart mit der Hoffnung, sie könne sich irren.

      »Sie haben ihn gefunden?«, erkundigte sie sich leise im Näherkommen, schwankte erkennbar.

      »Ja. Heute Morgen. Es tut uns sehr leid, aber …«

      Doreen hob abwehrend die Hände gegen den Sprecher. »Schon gut. Wo?«, hauchte sie.

      »Im Tagebau … Er lag in der Schaufel eines Baggers, der die Erdschicht entfernt. Die Todesursache ist noch unbekannt.«

      Doreen fiel auf einen der Stühle. Zitterte. Am ganzen Körper.

      »In einer Schaufel? Aber dann muss mindestens eine weitere Person involviert gewesen sein. Sie glauben doch nicht, mein Mann habe sich da allein reingelegt.«

      »Nein, das glauben wir nicht. Das ist auch technisch gar nicht möglich – ganz abgesehen davon, dass es unwahrscheinlich ist«, stellte Klapproth klar. »Wir gehen von einem Unfall oder einem Tötungsdelikt aus.«

      Doreen nickte langsam, so vorsichtig, als habe sie Angst, der Kopf könne sich sonst vom Körper lösen.

      »Wir benötigen ein paar Angaben von Ihnen, damit wir …«, begann Nachtigall, wurde von der Witwe unterbrochen.

      »Ja. Natürlich. Logisch. Sie wollen sofort mit den Ermittlungen beginnen. Am besten fragen Sie im Büro nach seinen letzten beruflichen Terminen und im Parteibüro ebenfalls. Und«, sie zögerte auffällig, »bei seiner Mutter. Mag sein, dass er ihr bei seinem letzten Besuch erzählt hat, er fühle sich bedroht oder Ähnliches.«

      »Wie erreichen wir seine Mutter?«

      »Sie wohnt in einem Seniorenstift. Ich suche Ihnen die Nummer raus.« Sie griff nach ihrem Handy, präsentierte nach kurzem Scrollen den Eintrag im Adressbuch. »Ich habe sie bei mir gespeichert. Patrick hatte die Nummer nie parat, wenn er sie brauchte. Irgendwie hat er den Kontakt wohl immer versehentlich am Ende des Telefonats gelöscht. Muss was Psychopathologisches gewesen sein. Offensichtlich wollte er sein Handy vor zu viel Nähe mit seiner Mutter schützen.« Tränen schwappten über den Lidrand, kullerten über die schmalen Wangen. Hektisch fischte Doreen nach einem Taschentuch, wischte energisch über ihr Gesicht. »Wenigstens kann keine Schminke verlaufen. Sieht ja grässlich aus, wenn Mascara sich über und über verteilt. Aber soweit war ich heute noch gar nicht gekommen.«

      Nachtigall zuckte bei diesem Kommentar merklich zusammen, was die Witwe offensichtlich nicht bemerkte.

      »Gibt es Freunde, die etwas wissen könnten?« Klapproth übernahm wieder.

      »Vielleicht bei der Partei.«

      »Der Staatsschutz ist an den Ermittlungen beteiligt. Bei den Kollegen, die in dem Fall nachforschen, fragen wir nach.«

      »Die Leute sind nervös. Gereizt. Das Thema Kohleausstieg treibt ganze Familien um. Manche glauben, diese Entscheidung treibe sie in den persönlichen Ruin, und die Grünen mit ihren Forderungen nach immer schnellerem und früherem Ausstieg trügen die Schuld daran. Patrick hat versucht, den Menschen zu erklären, dass es eine Umkehr im Denken und Handeln eines Jeden geben muss, damit der Klimawandel aufgehalten werden kann. Aber es ist schwierig. Es gibt ja auch eine Partei, die vehement leugnet, dass der Mensch mit den Veränderungen etwas zu tun hat. Wenn sich nicht einmal die Politiker einig sind, sehen die Menschen nicht ein, dass sie eine Neuorientierung privat und beruflich hinnehmen sollen. Seit dem Mord an Dr. Lübke sind alle besorgt. Es spricht nur keiner gern darüber.«

      »Aber hier in der Region wurde Ihr Mann für den Kohleausstieg persönlich verantwortlich gemacht?«

      »Nun ja … Wenn man so will, war er wohl das Gesicht der Energiewende in der Region.« Sie schwieg abrupt. Ihre bebenden Finger strichen über die Haare, flatterten um die Lippen, fuhren durchs Gesicht. »Wie soll ich das bloß den Mädchen erklären?«

      »Können wir jemanden anrufen, der zu Ihnen kommt? Sie sollten jetzt besser nicht allein sein.« Nachtigall warf Frau Stein einen besorgten Blick zu. »Wir haben ein sehr kompetentes Kriseninterventions-Team.«

      Klapproth machte dem Kollegen ein Zeichen und verließ das Haus, um zu telefonieren.

      Frau Stein fixierte die Augen des Cottbuser Hauptkommissars kalt. »Wir brauchen niemanden. Wir kommen klar«, behauptete sie mit wankender Stimme trotzig und warf den Kopf zurück.

      »Möglicherweise wäre es eine gute Idee, die Mädchen zu Bekannten oder Freunden zu bringen, bevor das Team des Erkennungsdienstes hier herumstöbert. Für Kinder kann so etwas sehr verstörend sein.«

      »Was will denn der Erkennungsdienst … ach so, Laptop, Kalender, Notizen. Das Handy haben Ihre Kollegen ja schon, alles andere finden Ihre Leute in seinem Arbeitszimmer.«

      »Sein Adressbuch würde

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