Finsterdorf. Peter Glanninger
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Jedes Mal, wenn die Tür sich öffnete, wurde sie von einer unbestimmten Angst gepackt. Sie wusste, dass es einen Grund gab, warum sie hier war, dass ihre Entführer etwas mit ihr vorhatten. Und jedes Mal, wenn die Tür sich öffnete, befiel sie die Furcht, dass es jetzt geschehen könnte.
Irgendwann war es so weit. Die Tür wurde aufgerissen und grelles Licht blendete sie. Bevor sie wusste, was geschah, zog sie jemand hoch, und mit einem stinkenden Stofffetzen wurden ihr die Augen verbunden. Die Angst war wieder so übermächtig, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnte.
»Zieh dich aus«, hörte sie eine Stimme, gedämpft und wie aus weiter Ferne.
Sie waren gekommen, um das mit ihr zu tun, weshalb sie sie hierhergebracht hatten. Die ganze Zeit über hatte sie darüber nachgedacht, was die Männer von ihr wollten, und war immer nur zu einem Ergebnis gekommen. Sie hatte versucht, sich damit abzufinden, aber es war ihr nicht gelungen. Jetzt war es so weit.
»Nein, bitte, tut mir nichts«, stammelte sie und begann zu weinen. Gleichzeitig wusste sie, dass alles Flehen vergeblich war.
»Zieh dich aus«, wiederholte der Mann, diesmal ungeduldiger. »Oder sollen wir dir dabei helfen?«
Sie war unfähig, sich zu bewegen. Plötzlich hörte sie ein lautes Knacken und spürte einen stechenden Schmerz im Oberschenkel. Sie schrie, stolperte zur Seite und fiel hin.
»Steh auf und zieh dich aus, oder willst du noch einmal?« Erneut hörte sie das ratternde Knacken. Trotz der Augenbinde nahm sie einen hell züngelnden Lichtpunkt wahr. Verzweiflung und Furcht wurden so übermächtig, dass sie sich nicht mehr beherrschen konnte. Sie machte sich in die Hose.
»Los, mach schon!«, hörte sie den Befehl.
Ihr Oberschenkel tat höllisch weh, als sie sich wieder hochrappelte. Sie konnte kaum stehen. Langsam zog sie sich aus, zuerst ihre Bluse, dann die nasse Hose, schließlich stand sie in Unterwäsche da, zitternd vor Angst, Kälte und Scham.
»Alles!«
Nach einem Moment des Zögerns öffnete sie den BH, ließ ihn zu Boden fallen und zog danach ihr Höschen aus. Sie konnte kaum auf den Beinen stehen bleiben. Sie weinte noch immer.
Zwei Männer waren nun neben ihr, packten sie und banden ihre Handgelenke mit einem groben Seil zusammen. Sie spürte einen Ruck an den Fesseln, der sie nach vorne riss.
»Los, gehen wir!« Ein scharfes Kommando. Es war ihr kaum möglich, einen Schritt zu tun, sie stolperte vorwärts, zum Teil gezogen, dann am Arm gepackt und wie eine Blinde geführt.
Es ging durch einen Gang und anschließend über eine enge Wendeltreppe hoch. Sie stieß sich daran die Zehen blutig.
Sie hörte dumpfes Geraune und Stimmen. Eine Tür wurde geöffnet, sie wurde in einen Raum geführt und die Menschen darin verstummten. Sie war gefesselt und konnte nichts sehen. Sie stand nackt da und wusste nicht, wie viele Leute sie anstarrten. Nun begriff das Mädchen, was das alles zu bedeuten hatte und was man mit ihr vorhatte. Das Gefühl, sich wegen ihrer Nacktheit schämen zu müssen, war mit einem Mal verschwunden, wurde weggewischt vom Bewusstsein des Ausgeliefertseins. Entsetzen packte sie und die Angst vor dem Kommenden, wie ein übermächtiges Tier, das sich unbemerkt angeschlichen hatte und sie zerriss. Ihre Beine gaben nach und sie sackte zu Boden.
»Bringt sie her!«, schrie die dumpfe Stimme eines Mannes.
Zwei Männer zerrten das Mädchen an den Armen hoch und schleiften es in die Mitte des Raumes. Eine Kette mit einem Haken hing dort an einem Flaschenzug. Damit zogen sie den schmächtigen Körper an den Armen in die Höhe, bis das Mädchen nur noch auf den Zehenspitzen stehen konnte. Einer der Männer band ihre Fußgelenke an einen metallenen Ring, der im Boden eingelassen war.
Sie begann vor Schmerzen zu wimmern, weil die Fesseln in ihre Handgelenke schnitten. »Bitte«, flehte sie, »bitte tut mir nichts. Ich mache es auch nie wieder. Ich …«
Der Mann vor ihr schlug sie ins Gesicht und beendete damit das Flehen nach Gnade.
Sie begann erneut zu weinen. Dann spürte sie eine Hand zwischen ihren Beinen und schrie. Die Hand verschwand. Sofort aber streichelte sie ihren Rücken und ihre Brüste.
»Du bist schön. Möchtest du schön bleiben oder sollen wir dich so herrichten, dass dich kein Mann mehr ansieht?«
Sie hörte ein Klicken. Ein Feuerzeug, dachte sie und spürte eine Flamme an ihrer rechten Brust und einen brennenden Schmerz. Sie schrie und zerrte an den Fesseln, krümmte sich, doch es war nicht möglich, der kleinen Flamme zu entkommen. Es schien eine Ewigkeit zu dauern und nicht aufhören zu wollen. Dann war die Flamme weg. Aber der Schmerz blieb. Es roch nach verbrannter Haut. Sie musste würgen, und hätte sie etwas anderes gegessen als dünne Suppe, hätte sie sich übergeben. Sie weinte noch immer, und die Tränen wurden von der Augenbinde aufgesogen.
Sie glaubte, das erregte Keuchen von Menschen zu hören, war sich jedoch nicht sicher. Vielleicht täuschten sie ihre Sinne. Vielleicht waren nur die Männer hier, die sie geholt hatten.
Plötzlich spürte sie einen spitzen Gegenstand an ihrer Brust. Eine metallene Spitze umkreiste ihre Brustwarze. Die Angst umklammerte sie noch stärker und ließ sie heftig atmen. Als wolle die Spitze ihren Körper streicheln, glitt sie in das Tal zwischen den Brüsten und danach hoch zur anderen, umkreiste auch dort die Brustwarze, zog weiter und bohrte sich leicht in die zuvor verbrannte Stelle. Ein greller Schmerz durchzuckte sie und ließ sie aufschreien. Sie spürte eine Hand auf ihren Brüsten und unterdrückte einen neuerlichen Schrei.
»Schöne Titten. Du hast so wunderschöne Titten. Wir könnten sie dir in Streifen schneiden. Möchtest du das?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein«, kam kaum hörbar aus ihrer trockenen Kehle.
Dann war seine Stimme an ihrem Ohr: »Weißt du, wo du hier bist?«
Sie nickte zaghaft.
»Und weißt du auch, warum du hier bist?«
»Ja«, flüsterte sie.
»Gut«, sagte er, »sehr gut. Ich werde dir jetzt einige Fragen stellen. Und ich möchte, dass du sie mir beantwortest. Ehrlich beantwortest. Wenn du das nicht machst, werde ich dir sehr wehtun. Dagegen werden dir alle deine bisherigen Schmerzen lächerlich erscheinen. Am Ende wirst du ein Haufen geschundenen Fleisches sein. Glaubst du mir das?«
Sie nickte.
Er stellte seine Fragen, und sie antwortete ihm wahrheitsgetreu. Er wusste, dass sie ihn nicht belog. »Braves Mädchen«, flüsterte er an ihrem Ohr. »Was sollen wir jetzt mit dir machen?«
Sie wurde am Haar gepackt und ihr Kopf zurückgerissen. Sie stöhnte leise.
»Du gehörst uns!«, brüllte er sie an. »Nur uns! Für immer und ewig! Vergiss das nie! Du hast deine Seele dem Teufel verkauft – und jetzt bist du bei mir!«
Sie versuchte zu nicken.
»Vielleicht lassen wir dich laufen. Dann kannst du wieder ein normales Leben führen. Du bist jedoch nicht frei. Außerdem trägst du das Zeichen. Das müssen wir dir vorher herausbrennen.«
»Nein,