Der Arzt vom Tegernsee Staffel 4 – Arztroman. Laura Martens

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Der Arzt vom Tegernsee Staffel 4 – Arztroman - Laura Martens Der Arzt vom Tegernsee Staffel

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zu sehen. »Womöglich ist uns nur ein Geist begegnet«, sagte er zu Franzl. »Natürlich stellt sich in diesem Fall die Frage, ob ein Geist so verbittert sein kann.«

      Franzl bellte erneut. Dann entdeckte er ein Eichhörnchen, das mitten auf dem Weg saß, wo es seiner Meinung nach überhaupt nichts zu suchen hatte. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als Ordnung zu schaffen und es die nächste Kiefer hinaufzujagen. Beifallheischend schaute er sich nach seinem Herrchen um. Statt des erwarteten Lobes zeigte ihm Dr. Baumann die Leine. Erschrocken ließ sich Franzl auf sein Hinterteil fallen und hob eine Vorderpfote, als wollte er um Verzeihung bitten.

      »Du bist und bleibst ein Schauspieler«, sagte der Arzt lachend. »Wenn ich dich nicht an die Leine nehmen soll, benimmst du dich anständig und läßt die armen Eichhörnchen in Ruhe.« Er schlug Franzl leicht auf den Rücken. »Also komm schon. Bevor wir nicht an der nächsten Lichtung sind, gibt es kein Vesper.«

      Seine Worte wirkten wie eine Zauberformel auf Franzl.

      Der Hund sprang auf und rannte unternehmungslustig ein paar Schritte voraus. Mit einem verständnisvollem Herrchen und einen Rucksack, in dem auch ein paar Würstchen für ihn steckten, konnte das Leben wirklich wundervoll sein.

      *

      Jörg Thomson ging zu seinem Sportwagen. Geradezu liebevoll legte er den Rosenstrauß, den er am Morgen eigenhändig geschnitten hatte, auf den Beifahrersitz. Seine Liebe zu Melanie wurde mit jedem Tag größer. Meistens wachte er schon am Morgen mit den Gedanken an sie auf. Daß sie kein Geld besaß, interessierte ihn nicht. Wichtig war einzig und allein, was sie füreinander empfanden.

      »Jörg!«

      Der junge Mann drehte sich um. »Ja, Vater?« fragte er. »Ich fahre ins Krankenhaus. Soll ich irgend etwas besorgen?«

      Gerhard Thomson blieb kurz vor seinem Sohn stehen. »Dich scheint überhaupt nicht zu bekümmern, was wir über diese Frau denken«, bemerkte er. »Du verrennst dich da in eine Geschichte, aus der es später nur schwer ein Entkommen geben wird.«

      Jörg zählte in Gedanken bis zehn. »Erstens handelt es sich bei dieser Frau, wie du Melanie in den letzten Tagen ständig bezeichnest, um meine Freundin, und zweitens will ich aus dieser Geschichte überhaupt nicht herauskommen.«

      Der Hotelier berührte die Schulter seines Sohnes. Er zuckte zusammen, als Jörg seine Hand mit einer flüchtigen Bewegung abschüttelte. »Wir wollen nur nicht, daß du mit offenen Augen in dein Unglück rennst. Wie schnell macht man in solchen Dingen einen Fehler. Bei Frau Berger handelt es sich zweifellos um eine Hochstaplerin. Wir sollten froh sein, daß sie gezwungen gewesen ist, die Wahrheit zu bekennen. Wenn…«

      »Melanie ist keine Hochstaplerin. Sie hat nicht ein einziges Mal behauptet, Geld zu haben. Und eines weiß ich, sie besitzt mehr Benehmen und Anstand, als man von vielen unserer finanzkräftigen Gäste behaupten kann.«

      »Wenn Sie Anstand besitzen würde, wäre sie nicht unter falschen Fahnen gesegelt.«

      »Ich habe keine Lust, mich mit dir zu streiten, Vater«, sagte Jörg. »Wie es aussieht, kann ich dich sowieso nicht überzeugen. Außerdem solltest du nicht voraussetzen, daß Mutter deiner Meinung ist. Sie mag nämlich Melanie.«

      »Das hat damit nichts zu tun, Jörg. Ich weiß, daß wir dir in den letzten beiden Jahren ziemlich zugesetzt haben, weil du keine Anstalten gemacht hast, dich nach einer Frau umzusehen, das bedeutet jedoch nicht, daß du dich nun Hals über Kopf in ein Abenteuer stürzen mußt, dessen Folgen du nicht absehen kannst.«

      »Ich weiß sehr gut, was ich tu’, verlaß dich darauf«, widersprach der junge Mann. »Außerdem ist es einzig und allein meine Entscheidung, wen ich eines Tages heiraten werde.« Er sah seinem Vater voll ins Gesicht. »Was hättest du gesagt oder getan, wenn dein Vater versucht hätte, dich von Mutter zu trennen? Ich nehme an, du hättest deine Sachen gepackt und wärst gegangen. Für jemanden mit deiner Ausbildung hätten alle guten Hotels der Welt offengestanden.«

      »Das ist anzunehmen«, meinte Gerhard Thomson unsicher.

      »Nun, auch mir würden sie offenstehen«, erklärte Jörg. »Bitte, denk darüber nach.« Er setzte sich in seinen Wagen. »Ich bin in etwa zwei Stunden zurück.« Entschlossen drehte er den Zündschlüssel herum und gab Gas. »Wiedersehen!« Obwohl ihm im Moment nicht der Sinn danach stand, besonders freundlich zu seinem Vater zu sein, hob er die Hand und winkte. Er wollte es nicht zu einem Bruch kommen lassen. Sie hatten niemals einen ernsthaften Streit gehabt und sich bisher stets aufeinander verlassen können.

      »Wiedersehen«, antwortete Gerhard Thomson resignierend und hob ebenfalls die Hand. Wie gebannt blieb er stehen, um dem Sportwagen seines Sohnes nachzublicken. Er spürte, daß sie an einem Scheideweg angekommen waren. Bisher hatte sich Jörg stets nach seinen Wünschen gerichtet, und ihm war das als selbstverständlich erschienen. Doch er hatte sich all die Jahre nur etwas vorgemacht. Er konnte von seinem Sohn nicht verlangen, ohne nach rechts oder links zu schauen die Straße zu gehen, die er für ihn gebaut hatte. – Aber mußte es ausgerechnet jetzt sein, daß Jörg rebellierte?

      Langsam drehte er sich um und kehrte ins Hotel zurück. »Du bist ein Snob«, hatte seine Frau erst am Morgen gesagt, als er mit ihr über Melanie Berger gesprochen hatte. Er hatte diese Bezeichnung weit von sich gewiesen. Ihm ging es einzig und allein darum, daß Jörg eine Frau heiratete, die zu ihm paßte und auf die er sich verlassen konnte.

      Melanie Berger hatte er von Anfang an nicht recht getraut, und wie sich herausgestellt hatte, nicht zu unrecht. Sie war unter falschen Voraussetzungen in sein Hotel gekommen, und er ließ es sich nicht nehmen, daß sie vorgehabt hatte, sich einen reichen Mann zu angeln. Und wie es aussah, hatte sie sogar damit Erfolg gehabt.

      Andererseits kannte sein Sohn diese Frau noch keine drei Wochen. Junge Männer verliebten sich rasch. Mit ein bißchen Glück erwies sich Jörgs Liebe zu Melanie Berger als Strohfeuer und würde schnell verlöschen.

      Dem Hotelier wurde bewußt, daß er mit seinem Verhalten genau das Gegenteil von dem erreichte, was er wollte. Er mußte seinen Widerstand gegen Melanie aufgeben, wenn er ihr nicht seinen Sohn regelrecht in die Arme treiben wollte. Er beschloß, in Zukunft kein Wort mehr gegen die junge Frau zu sagen.

      *

      Dr. Eric Baumann befreite Franzl von seinem Halsband und hängte es an den dafür vorgesehenen Haken neben der Flurgarderobe. Herr und Hund hatten einen ausgiebigen Spaziergang gemacht. Die Küchentür stand einen Spalt breit offen. Der Arzt öffnete sie ganz. »Dein Kuchen duftet einfach wundervoll, Katharina«, sagte er. »Uns läuft das Wasser im Munde zusammen.«

      Seine Haushälterin lächelte geschmeichelt. »Trotzdem gibt es kein Stückchen, bevor wir nicht mit deinem Gast draußen auf der Terrasse sitzen«, erklärte sie.

      Franzl stieß einen tiefen Seufzer aus, drehte sich um, marschierte mit zwischen die Beine geklemmter Rute zu seinem Korb und ließ sich mit einem lauten Plumps hineinfallen.

      »Sieht aus, als hättest du ihn gekränkt«, bemerkte der Arzt.

      »Das macht nichts.« Katharina schaltete die Kaffeemaschine ein. »Hoffentlich ist dein Doktor Hellwert pünktlich.«

      Eric trat ans Fenster. »Sieht aus, als wäre er es«, meinte er und wies nach draußen. Ein alter Ford hatte vor dem Haus gehalten. Martin Hellwert, gekleidet in Cordhosen und ein lose darüberhängendes Hemd, stieg aus. Er hatte sich sogar rasiert.

      Kaum hatte Eric die Haustür geöffnet, drängte sich Franzl

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