Der Arzt vom Tegernsee Staffel 4 – Arztroman. Laura Martens

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Der Arzt vom Tegernsee Staffel 4 – Arztroman - Laura Martens Der Arzt vom Tegernsee Staffel

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Er nahm einen Kauknochen vom Beifahrersitz seines Wagens. »Was hältst du davon?«

      Franzl dachte nicht daran, sich bestechen zu lassen, obwohl der Kauknochen genau die richtige Größe für ihn hatte. Er hielt im Kläffen inne und drehte sich zu seinem Herrchen um.

      »Ich freue mich, daß du gekommen bist, Martin.« Eric reichte seinem Kollegen die Hand.

      »Ich wollte dich nicht enttäuschen«, sagte Martin Hellwert. »Nimmst du jetzt den Knochen?« Er hielt ihm Franzl erneut hin. »Ich sehe doch, wie gern du ihn hättest.«

      »Na, nimm ihn schon«, forderte Eric.

      Bereits im nächsten Augenblick schnappte sich Franzl den Knochen und verschwand mit ihm im hinteren Teil des Gartens.

      »Versteckt er ihn?« fragte Martin.

      »Nein, er sucht sich nur ein ungestörtes Plätzchen, um ihn zu verspeisen.« Eric führte seinen Kollegen ins Haus. »Danke, daß du an Franzl gedacht hast.«

      »Ich mag Hunde. Wie sagt man so schön, sie wären die besseren Menschen.«

      »So würde ich das nicht sehen.«

      »Kommt immer darauf an, was man erlebt hat.« Martin Hellwert wandte sich Katharina Wittenberg zu, die in diesem Moment aus der Küche kam, um den Gast zu begrüßen. »Sie müssen die Dame sein, deren Kochkunst Eric neulich über alle Maßen gelobt hat.«

      Katharina errötete bis zu den Haarwurzeln. »Nun, ich gebe mir Mühe«, sagte sie.

      »Große Mühe«, verbesserte

      Eric sie. »Katharina würde jedem Hotel Ehre machen.«

      »Hören Sie nicht auf ihn, Doktor Hellwert«, sagte die Haushälterin. »Sie kennen ja Eric. Er muß immer übertreiben.«

      Bald darauf saßen sie am Terrassentisch bei Kaffee und Kuchen. Sie sprachen über frühere Zeiten. Eric erzählte von seinem zweijährigen Aufenthalt in Kenia und daß es ihm nicht leichtgefallen war, nach dem Tod seines Vaters dort alles aufzugeben und die Praxis in Tegernsee zu übernehmen.

      »Inzwischen weiß ich, daß ich das Richtige getan habe«, meinte er. »Ich gehöre hierher. In Kenia wäre ich auch in zehn Jahren noch ein Gast gewesen.«

      Katharina brachte neuen Kaffee, dann zog sie sich zurück. Sie spürte, daß Dr. Hellwert allein mit Eric sprechen wollte. Außerdem hatte sie noch einiges für das Abendessen vorzubereiten, und sie wollte auch einen Heimatfilm anschauen, der im Fernsehen lief.

      »Wir haben die ganze Zeit von mir gesprochen«, sagte Eric, als sie allein waren. Er schenkte für seinen Gast Kaffee ein.

      Franzl kam und rollte sich unter dem Tisch zusammen. Es war ein besonders kräftiger Kauknochen gewesen, und es hatte ihn einige Mühe gekostet, ihn aufzufressen. Jetzt brauchte er erst einmal etwas Ruhe.

      »Was gibt es schon von einer gescheiterten Existenz zu reden?« fragte Martin bitter. »Ich hatte eine Familie, eine schöne Praxis und glaubte, auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen. Irrtum! Als ich eines Tages früher als erwartet von einem Kongreß nach Hause kam, fand ich meine Frau in den Armen meines besten Freundes. Bei der Scheidung wurde ich von ihr und ihrem Anwalt wie eine Weihnachtsgans ausgenommen, zudem bekam sie das Sorgerecht für unseren kleinen Sohn zugesprochen. Inzwischen hat meine frühere Frau meinen Ex-Freund geheiratet, und Claus trägt seinen Namen, weil es angeblich zum Wohle des Kindes ist. Ich habe vergeblich dagegen geklagt.«

      »Ich kann mir vorstellen, wie furchtbar das alles für dich ist, dennoch solltest du dich nicht von den Menschen zurückziehen, Martin«, meinte Dr. Baumann betroffen. »Du mußt versuchen, einen neuen Anfang zu finden.«

      »Einen neuen Anfang?« Martin Hellwert lachte höhnisch auf. »Womöglich hätte es mir gelingen können, einen neuen Anfang zu finden, aber dann kam die Steuerprüfung und hat mir den Rest gegeben. Ein Rachefeldzug meiner Ex-Frau, nachdem ich erneut versucht hatte, das Sorgerecht für meinen Sohn zu bekommen. Ich nehme jedenfalls an, daß sie es gewesen ist, die mich beim Finanzamt angezeigt hat.« Er strich sich mit beiden Händen durch die Haare. »Besonders ein Steuerinspektor hat sich damit hervorgetan, mir den Todesstoß zu versetzen. Er stand damals kurz vor seiner Frühpensionierung. Als Heinz, der Gnadenlose, ist er weit über München hinaus bekanntgewesen.«

      Heinz? – Heinz Seitter? Konnte es sein, daß sein Studienkollege von Heinz Seitter sprach? Dr. Baumann dachte an die anonymen Briefe und Anrufe, die der Steuerinspektor a. D. seit Wochen erhielt. Einmal hatte man ihn sogar bei Dunkelheit niedergeschlagen. Konnte Martin Hellwert…

      Katharina Wittenberg stürzte auf die Terrasse hinauf. »Bei der Prinz-Karl-Kapelle hat es vor fünf Minuten einen Unfall gegeben!« rief sie den Männern zu. »Frau Winkler hat eben von ihrem Auto aus angerufen. Sie hat den Unfall beobachtet.«

      »Vielleicht braucht man unsere Hilfe.« Eric sprang auf. »Du kommst doch mit, Martin?«

      »Natürlich«, antwortete Dr. Hellwert und schob seinen Stuhl zurück. Eilig folgte er seinem Kollegen zum Wagen.

      *

      Melanie saß in einem der Sessel, die im Foyer des Krankenhauses standen, und beobachtete den Eingang. Sie hatte sich mit Jörg um vier verabredet. Es war das erste Mal, seit sie ihn kannte, daß er sich verspätete. Die junge Frau nahm sich vor, ihren Freund damit gehörig aufzuziehen.

      Ein verträumtes Lächeln umspielte ihre Lippen. Jetzt konnte sie sich nicht mehr erklären, warum sie solche Angst gehabt hatte, Jörg die Wahrheit zu gestehen. Er liebte sie, und es war ihm völlig egal, daß sie kein Vermögen besaß.

      Plötzlich mußte sie an seine Eltern denken. Ihr Freund hatte ihr erzählt, wie ihm sein Vater am Mittwoch wieder zugesetzt hatte. Sie konnte es Gerhard Thomson nicht verdenken, daß er gegen sie war. Immerhin hielt er sie für eine Hochstaplerin, wenngleich sie niemals behauptet hatte, vermögend zu sein.

      Melanie stand auf und ging langsam durch das Foyer. Obwohl sie die meisten der Anschläge schon kannte, begann sie damit, sie erneut zu lesen. Sie wäre gern zum Kiosk gegangen, um sich ein Eis oder Schokolade zu kaufen, da sie jedoch gerade auf die richtige Insulinmenge eingestellt wurde, durfte sie das nicht.

      Aus der Traum vom süßen Leben, dachte sie sarkastisch. Aber es gab Schlimmeres, als in Zukunft mit Süßigkeiten sehr vorsichtig sein und eine genaue Diät einhalten zu müssen. Außerdem hatte sie Jörg. Seine Liebe würde ihr helfen, mit den Einschränkungen, die ihr durch ihre Krankheit auferlegt wurden, fertigzuwerden.

      Wo blieb er nur?

      Melanie ertappte sich dabei, daß sie alle paar Minuten zu der großen Uhr blickte, die in der nähe der Portiersloge an der Wand hing. Sie überlegte, ob sie im Hotel anrufen und nach ihrem Freund fragen sollte, befürchtete allerdings, daß man sie womöglich mit Gerhard Thomson verbinden würde, und mit ihm wollte sie nicht sprechen.

      Es wurde fünf, dann halb sechs. Die junge Frau fuhr mit dem Aufzug nach oben. Womöglich hatte Jörg versucht, sie anzurufen. Eilig ging sie zu ihrem Zimmer und fragte ihre beiden Bettnachbarinnen, ob ein Anruf für sie gekommen sei.

      »Nein«, erwiderte die jüngere von ihnen.

      »Sieht aus, als hätte man Sie versetzt«, bemerkte die andere.

      Auf ihrem Nachttisch stand

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