Der Arzt vom Tegernsee Staffel 4 – Arztroman. Laura Martens

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Der Arzt vom Tegernsee Staffel 4 – Arztroman - Laura Martens Der Arzt vom Tegernsee Staffel

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      Andrea antwortete ihm nicht. Sie setzte Kaffeewasser auf und deckte stumm den Tisch.

      »Sprichst wohl nicht mehr mit mir?« fragte er. »Meinst du wirklich, du könntest mich mit Schweigen fertigmachen?«

      Die junge Frau reagierte nicht. Sie brühte den Kaffee auf, schenkte für ihn ein, stellte die Kanne auf den Tisch und schob den Brotkorb in seine Nähe. »Ich habe keinen Hunger«, sagte sie, als sie sich an den Tisch setzte, um eine Tasse Kaffee zu trinken.

      »Ach, Madam ist noch beim Abnehmen«, höhnte der Kneipenwirt. »Komisch, daß ich davon noch nichts gemerkt habe.« Er sah sie verächtlich an. »Selbst, wenn du bis an dein Lebensende auf das Frühstück verzichten würdest, wäre deine Figur noch immer ein Witz.«

      »Vielleicht solltest du dich mal im Spiegel betrachten«, meinte Andrea, obwohl sie sich vorgenommen hatte, sich nicht mit ihm zu streiten.

      »Was soll das heißen?« Sein Gesicht lief rot an.

      »Daß du auch keine Schönheit bist.« Andrea stand auf und trug ihre Tasse zum Spülbecken. Sie hörte, wie er seinen Stuhl zurückstieß. Bereits im nächsten Moment packte er ihren Arm und riß sie herum. »Meinst du wirklich, du könntest es dir leisten, ein freches Mundwerk gegen mich zu führen?« Herbert Freytag wies in den Hof hinunter. »Wer hat denn neulich angerufen und mich gebeten, ihn wieder aufzunehmen?«

      Andrea dachte an den Spruch, den sie am Vortag in einer Zeitschrift gelesen hatte. Wer seine Träume verwirklichen will, der darf nicht schlafen.Dr. Baumann hatte ihr seine Hilfe angeboten, und sie war sicher, daß er noch zu seinem Wort stehen würde, auch wenn sie ihn enttäuscht hatte.

      »Es ist ein Fehler gewesen, zu dir zurückzukehren, Herbert«, sagte sie und blickte in sein unrasiertes Gesicht. »Ich werde meine Sachen packen und gehen.«

      »Aber nicht, bevor du die Küche und das Haus in Ordnung gebracht hast!« Er ließ sie los. »Und eines schreib dir hinter die Ohren: wenn du gehst, gibt es keine Wiederkehr.«

      »Wer kehrt schon ein zweites Mal freiwillig in die Hölle zurück?« fragte sie. Herbert Freytag holte aus, doch Andrea war schneller als er. Sie fing seine Hand ab und hielt sie fest. »Du wirst mich nie wieder schlagen«, erklärte sie. »Nie wieder.«

      Herbert Freytag entriß ihr seine Hand. »An dir mach ich mich nicht schmutzig!« stieß er hervor, stürmte aus der Küche und verschwand im Schlafzimmer. Kaum hatte er es betreten, flog auch schon die Tür ins Schloß.

      Die junge Frau hörte, wie der Kneipenwirt wenig später die Treppe hinunterpolterte und kurz darauf der Motor seines Wagens aufheulte. Sie wußte, daß er einen Zahnarzttermin hatte. Ganz sicher hing seine schlechte Laune auch damit zusammen. Im Grunde seines Herzens war Herbert ein Feigling.

      »Wenn du denkst, ich bringe noch dein Haus in Ordnung, irrst du dich gewaltig«, sagte sie leise vor sich hin. Viel hatte sie nicht zu packen. Ihre Kleidung, ein paar Bücher, das war schon alles.

      Sie ging zum Telefon, um Dr. Baumann anzurufen. Da sie annahm, daß er um diese Zeit in seiner Praxis war, wählte sie deren Nummer. Tina Martens meldete sich. »Tut mir leid, der Herr

      Doktor ist zu einem Notfall gerufen worden«, erwiderte sie, als Andrea nach dem Arzt fragte. »Kann ich ihm etwas ausrichten?«

      »Nein, danke.« Die junge Frau legte auf.

      Was sollte sie tun? So weh, wie ihr Bein tat, konnte sie unmöglich mit ihren beiden Koffern bis zum Doktorhaus laufen. Sollte sie ihre Sachen erst später holen? – Nein, Herbert brachte es fertig und würde sich weigern, sie herauszugeben.

      Andrea ging ins Wohnzimmer. Sie tat es nicht gern, doch es blieb ihr nichts anderes übrig. Herbert bewahrte sein Kleingeld in einem Schubfach des Büfetts auf. Ihre Finger zitterten, als sie zu der Blechdose griff, die im Barfach stand. Rasch nahm sie zwanzig Mark für ein Taxi heraus, dann stellte sie die Dose zurück und machte sich daran, ihre Sachen zu packen.

      Als Herbert Freytag vom Zahnarzt zurückkehrte, sah er gerade noch das Taxi, das mit Andrea abfuhr. Ohne seinen Wagen abzuschließen, stürzte er ins Haus. Auf einen Blick erkannte er, daß die junge Frau weder die Gaststube noch die Treppe geputzt hatte. Außer sich vor Zorn stieß er mit dem rechten Fuß nach dem Schirmständer. Polternd stürzte dieser um.

      *

      Katharina Wittenberg stand in der Küche, als das Taxi vorfuhr. Sie trocknete sich rasch die Hände ab und eilte nach draußen. Franzl, der unter dem Apfelbaum gelegen hatte, stand abwartend zwei Meter vom Wagen entfernt. Kaum war Andrea ausgestiegen, rannte er zu ihr und ließ sich von ihr ausgiebig streicheln.

      Die Haushälterin nahm die junge Frau in die Arme. »Ich wußte, daß Sie zurückkommen würden«, sagte sie herzlich. »Da wird sich der Herr Doktor freuen. Und eines können Sie uns glauben, wir werden nicht eher ruhen, als bis Sie gut untergebracht sind.«

      »Danke.« Andrea blickte auf ihre Koffer, die der Taxifahrer neben die Haustür gestellt hatte und die von Franzl bewacht wurden. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sie sich geborgen. Es war ein Abenteuer, sich einfach so ins Leben zu stürzen, aber sie hatte sich fest vorgenommen, es zu bestehen.

      *

      Melanie wurde aus dem Krankenhaus entlassen. Sie nahm sich ein Zimmer in einer kleinen Pension, die in der Nähe der Klinik lag, um in Jörgs Nähe zu sein. Der junge Hotelier lag noch immer im Koma, obwohl die wenigen Verletzungen, die er bei seinem Unfall davongetragen hatte, längst verheilt waren. Melanie hatte täglich mehrere Stunden an seinem Bett verbracht. Sie hatte ihm vorgelesen, hatte ihm von ihren Untersuchungen erzählt und ihn an gemeinsame Unternehmungen erinnert.

      Ich darf die Hoffnung nicht aufgeben, dachte sie, als sie zu Dr. Baumann fuhr, um mit ihm über ihre weitere Behandlung zu sprechen. Aber es war schwer, nicht den Mut zu verlieren. Unablässig sah sie das wachsbleiche Gesicht ihres Freundes vor sich, hörte das Summen der Instrumente, die ihn überwachten.

      Melanie hatte die Versicherung, bei der sie arbeitete, angerufen und ihrer Vorgesetzten gesagt, daß sie zur Zeit krankgeschrieben war und noch nicht wußte, wann sie nach Stuttgart zurückkehren würde. Für sie stand fest, daß sie Jörg nicht im Stich lassen durfte. Sie mußte bei ihm bleiben, bis er aus dem Koma erwachte und sie nicht mehr so dringend brauchte wie jetzt. Notfalls wollte sie unbezahlten Urlaub nehmen.

      Die junge Frau bog zum Haus von Dr. Baumann ab und parkte am Straßenrand. Als sie zur Praxis ging, kam ihr Franzl entgegen. Sie blieb stehen. »Na, paßt du auch schön auf, daß kein Unbefugter das Grundstück betritt?« fragte sie und kraulte ihn hinter den Ohren. »Weißt du was, wenn ich nicht allzu lange warten muß, werde ich dein Herrchen fragen, ob ich noch ein Stückchen mit dir spazierengehen darf.«

      Das Wort »spazierengehen« wirkte auf Franzl geradezu elektrisierend. Winselnd umkreiste er sie und wedelte dabei so heftig mit der Rute, daß die junge Frau sogar den Luftzug spürte.

      »Ein bißchen mußt du dich schon noch gedulden«, meinte sie, tätschelte seinen Kopf und wandte sich eilig der Praxis zu. Bevor sie die Tür öffnete, drehte sie sich noch einmal um. Franzl saß wenige Meter von ihr entfernt im Gras und starrte erwartungsvoll zu ihr hinüber. »Bis gleich!« Sie winkte ihm zu. Der Hund hob hoffnungsvoll die Ohren. Als sie die Praxis betrat, vergrub er den Kopf enttäuscht zwischen den Vorderpfoten.

      Tina Martens lächelte der jungen Frau entgegen. »Wie geht es Ihnen, Frau Berger?« fragte sie freundlich.

      »Danke,

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