Der Arzt vom Tegernsee Staffel 4 – Arztroman. Laura Martens

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Der Arzt vom Tegernsee Staffel 4 – Arztroman - Laura Martens Der Arzt vom Tegernsee Staffel

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      Nach dem Essen brachte die junge Frau das Tablett in den Korridor zum Servicewagen und ging danach auf den Balkon. Auf die Brüstung gestützt schaute sie über die Häuser der Stadt zum See. Langsam brach die Dämmerung herein. Sie beobachtete, wie ein hellerleuchteter Dampfer unweit des Ufers durch das Wasser glitt. Vielleicht war es die »Seemarie«. Jörg und sie waren noch nicht dazu gekommen, mit der »Seemarie« hinauszufahren.

      Melanie fiel ein, daß ihr Freund während der letzten drei Tage nichts mehr davon erwähnt hatte, daß sein Vater gegen sie hetzte. Weshalb? Gerhard Thomson hatte sich bestimmt nicht von einer Stunde zur anderen mit ihr abgefunden. Ob der Hotelier erreicht hatte, daß sein Sohn ihre Beziehung überdachte? Daß er…«

      Die junge Frau spürte einen Luftzug, als die Balkontür geöffnet wurde. »Jörg!« rief sie freudig aus und drehte sich um. »Ich… Doktor Baumann!« Es fiel ihr schwer, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. »Ich dachte, Jörg sei gekommen«, sagte sie und reichte dem Arzt die Hand. »Wir hatten uns verabredet.«

      »Das habe ich vorausgesetzt«, erwiderte Eric und wies auf einen der beiden Gartenstühle, die auf dem Balkon standen. »Bitte, nehmen Sie Platz.«

      »Was ist passiert?« fragte Melanie, ohne seiner Aufforderung nachzukommen. »Hat Jörg Sie geschickt, um mir zu sagen, daß es zwischen uns aus ist? Hat…«

      »Nein, Herr Thomson liebt Sie sehr«, fiel ihr Dr. Baumann ins Wort. »Seine Eltern haben mir erzählt, daß er nach dem Mittagessen zu den Kordes’ nach Rottach-Egern gefahren ist, um sich zwei Pferde und drei Ponys anzuschauen. Danach wollte er sich mit Ihnen treffen. Er…« Eric atmete tief durch. »Ihr Freund hatte bei der Prinz-Karl-Kapelle einen Unfall.«

      »Einen Unfall?« wiederholte Melanie entsetzt.

      »Ja.« Der Arzt nickte. »Es war nicht seine Schuld. Ein anderer Wagen ist zu schnell gefahren und hat den Sportwagen Ihres Freundes von der Straße gedrängt.«

      »Was ist mit Jörg?« fragte Melanie fast tonlos. Es kam ihr vor, als würde sich vor ihr ein gewaltiger Abgrund auftun.

      »Herr Thomson hat weder schwerwiegende äußere noch

      innere Verletzungen«, antwortete Eric. »Durch den Unfallschock ist er jedoch ins Koma gefallen. Er liegt auf der Intensivstation.«

      Melanie preßte die Hände an die Schläfen. Um sie herum schien sich alles zu drehen. Da hatte sie schon geglaubt, Jörg hätte es sich anders überlegt, dabei war er auf dem Weg zu ihr gewesen. Sie fühlte sich entsetzlich schuldig, weil sie an seiner Liebe gezweifelt hatte. »Und wie stehen seine Chancen?« fragte sie mit belegter Stimme.

      »Wie gesagt, er ist wie durch ein Wunder bei dem Unfall kaum verletzt worden«, erwiderte Dr. Baumann. »Sorgen bereitet uns im Moment nur sein Koma. Je länger es anhält, um so größer könnten die Spätfolgen sein.«

      »Darf ich zu ihm?«

      »Ja.« Eric nickte. »Ich habe mit seinen Eltern gesprochen. Sie sind damit einverstanden, daß Sie Jörg besuchen.« Er öffnete die Balkontür. »Wenn Sie möchten, können Sie gleich mitkommen.«

      Melanie folgte dem Arzt zur Intensivstation. Jörg befand sich in einem kleinen Zimmer, dessen Jalousien halb herabgelassen waren. Blind für alles um sich herum, sah sie nur ihren Freund, der mit geschlossenen Augen im Bett lag und so leblos wirkte, als hätte man ihn durch eine Schaufensterpuppe ersetzt.

      Maria und Gerhard Thomson wichen zur Seite, als Melanie an das Bett trat. Die junge Frau beugte sich über ihren Freund und küßte ihn zärtlich auf die Wange, dann nahm sie seine Hand. »Ich weiß, daß du mich hörst, Jörg«, sagte sie mit fester Stimme. »Was auch geschieht, ich werde für

      dich da sein und dich nie im Stich lassen.« Sie strich ihm über die Stirn. »Denk daran, wie wir unten am See miteinander getanzt haben.« Und ohne, daß es ihr recht bewußt wurde, begann sie leise für ihn das Lied zu singen, das sie in jener Nacht gehört hatten.

      Die Thomsons und Dr. Baumann wagten es kaum zu atmen. Fasziniert blickten sie zu Melanie, die noch immer Jörgs Hand hielt, während ihre Stimme leise durch den Raum klang. »… Ein Lied singt uns ein Solosaxophon, verrückter Ton, verlorener Ton, ein Schrei, der uns erzählt, daß Liebe siegt. – So singt das Solosaxophon. Es sagt zu mir, halt ihn ganz sacht und tanz, als wär’s die letzte Nacht der Welt…«

      Maria Thomson wischte sich über die Augen. »Gehen wir hinaus«, flüsterte sie ihrem Mann zu, weil sie ihre Tränen nicht länger zurückhalten konnte.

      »Ja.« Gerhard Thomson legte für den Bruchteil einer Sekunde seine Hand auf Melanies Schulter, dann folgte er Maria und Dr. Baumann in den Korridor. Er spürte, wenn jemand seinem Sohn helfen konnte, dann war es diese junge Frau.

      *

      Andrea Stanzl wälzte sich in ihrem Bett von einer Seite zur anderen. Sie hatte bis spät in die Nacht hinein in der Küche gestanden und danach noch aufgeräumt. Das Schnarchen ihres Freundes dröhnte überlaut in ihren Ohren. Es tat ihr regelrecht weh. Ihre Augen brannten vor Müdigkeit. Sie sehnte sich nach Schlaf, doch die Schmerzen in ihrem kaputten Knie ließen sie nicht zur Ruhe kommen.

      Es war ein Fehler gewesen, heimlich das Haus von Dr. Baumann zu verlassen und zu Herbert Freytag zurückzukehren. Was hatte sie an der Seite dieses Mannes denn zu erwarten? Es verging kein Tag, an dem er ihr nicht sagte, was für eine Niete sie war und welch große Belastung für ihn. Erst am Abend hatte er ihr vorgeworfen, daß er ein viel zu weiches Herz hätte und es ein Fehler gewesen sei, sie wieder aufzunehmen.

      Andrea rollte sich zur anderen Seite. Sie konnte Herberts Anblick nicht mehr ertragen, schloß die Augen und versuchte, sich vorzustellen, unter Menschen zu sein, die sie mochten und so annahm, wie sie war. Mit einem Lächeln um den Lippen schlief sie trotz ihrer Schmerzen schließlich ein.

      Einige Stunden später wurde die junge Frau brutal aus dem Schlaf gerissen. »Auf, du Vogelscheuche, mach, daß du aus den Federn kommst!« Herbert Freytag rüttelte Andrea bei der

      Schulter. »Worauf wartest du noch?«

      Andrea schlug die Augen auf. »Wie spät ist es denn?« fragte sie verschlafen.

      »Kurz vor acht. Anständige Weiber sind schon längst bei der Arbeit.« Herbert Freytag zog seine rutschenden Boxershorts nach oben. »Hausgang und Treppe müssen geputzt werden. In der Gaststube ist auch Großputz angesagt. Und die Fenster sehen aus, als hätten sie seit Jahren kein Wasser gesehen.« Er stemmte die Fäuste in die Seiten, was seine Boxershorts sofort erneut zum Rutschen brachte. »Daß man dir alles sagen muß.«

      »Ich bin erst gegen halb vier eingeschlafen.« Sie richtete sich auf. »Außerdem…«

      »Es gibt kein Außerdem mehr!« stieß er hervor. »Meinst du denn, ich füttere dich für nichts und wieder nichts durch?« Er drehte sich um und stapfte nach draußen.

      »Altes Ekel«, flüsterte Andrea und stand schwerfällig auf. An diesem Morgen versagte ihr Knie bereits beim dritten Schritt. Sie konnte sich gerade noch an der Tür festhalten, sonst wäre sie hingestürzt. Vorsichtig hob sie das rechte Bein und schwenkte es langsam hin und her, dann stellte sie es zu Boden und trat vorsichtig auf. Ihr Knie tat weh, rutschte aber nicht wieder zur Seite.

      Die junge Frau wartete, bis Herbert Freytag das Bad verlassen hatte, dann wusch sie sich in aller Eile und zog sich an.

      »Wie

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