Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Elisabeth Swoboda
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Читать онлайн книгу Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Elisabeth Swoboda страница 35
Pünktchen deutete ins Tal hinab, wo ein großes Haus mit einigen Nebengebäuden stand.
»Das ist es bestimmt.«
»Klar. Es steht ja hier auf der Tafel.« Vicky klopfte auf ein Schild, neben dem sie stand.
»Gut Riederau«, las Pünktchen. Wieder schaute sie nach unten. »Das also ist es. Ganz schön groß, findest du nicht auch?«
»Ja. Fast so groß wie Sophienlust. Aber nicht ganz. Sieh einmal die schönen Wiesen ringsherum.«
Pünktchen nickte. »Die sind bestimmt nicht arm. Komm, wir lassen unsere Räder hinunterrollen.« Sie stieg wieder auf und fuhr voran. Vicky folgte ihr.
Die beiden Mädchen wollten ihre Räder bis in den Gutshof rollen lassen. Aber etwas hielt sie davon ab. Ein kleines Mädchen.
Die Kleine mochte etwa fünf Jahre alt sein. Sie stand plötzlich mitten auf dem Weg und schaute die zwei fremden Mädchen mit großen ängstlichen Augen an.
Pünktchen und Vicky hielten an. Da wollte die Kleine davonlaufen.
»Bleib doch da«, rief Pünktchen. »Wir tun dir nichts.« Sie lachte das Mädchen freundlich an.
Jetzt blieb die Kleine. Sie hatte weißblondes Haar, das zu zwei mittellangen Zöpfen geflochten war. Ihre großen blauen Augen blickten unsicher und ängstlich. »Kommt ihr zu uns?«, fragte sie schüchtern. Pünktchens freundliches Gesicht flößte ihr sichtlich Vertrauen ein.
»Wir wollen zum Gut Riederau«, sagte Pünktchen und stieg vom Rad. »Gehörst du dorthin?«
Die Kleine nickte. Dabei drehte sie sich ängstlich um.
Verwundert folgte Pünktchen dem Blick des Mädchens. Er ging zurück zum Haus. Aber dort war nichts Ungewöhnliches zu entdecken. Das Haus wirkte fast unbewohnt.
»Wie heißt du?«, fragte Vicky.
»Angelika. Aber alle rufen mich Angi«, sagte die Kleine schüchtern. Danach drehte sie sich schon wieder um.
Sie muss vor irgendetwas Angst haben, dachte Pünktchen. Laut sagte sie: »Ich heiße Pünktchen, und das hier ist Vicky.«
Bei dem Namen Pünktchen begann die Kleine zaghaft zu lächeln. »Das klingt aber lustig.« Sie vergaß ihre Angst und setzte sich neben Pünktchen und Vicky ins Gras. »Bleibt ihr lange bei uns?«
Vicky und Pünktchen schauten sich an. »Nein«, sagte Pünktchen. »Wir wollten nur fragen, ob wir etwas zu trinken kriegen können.
»Schade«, meinte Angi. »Könnt ihr nicht noch ein bisschen bleiben? Ich habe niemanden zum Spielen. Und allein fürchte ich mich auch ein bisschen.«
Überrascht schaute Pünktchen auf. »Wovor fürchtest du dich denn? Hier tut dir doch bestimmt niemand etwas. Es ist doch ganz ruhig und friedlich hier.« Sie wollte Angi zum Sprechen bringen. Und das gelang ihr auch.
»Wenn meine Mutti da ist, habe ich ja keine Angst«, sagte Angi. »Aber jetzt ist sie in die Stadt gefahren. Ich bin allein.«
»Ganz allein?«, fragte Vicky verständnislos. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Angi ganz allein auf dem großen Gut war. »Habt ihr gar keine Leute hier, die euch helfen?«
»Doch«, antwortete Angi einsilbig.
»Wann kommt denn deine Mutti wieder?«, erkundigte sich Pünktchen.
»Heute Abend vielleicht. Aber manchmal bleibt sie auch ein paar Tage in der Stadt.« Angi schüttelte sich, als friere sie. Dabei saß sie in der warmen Nachmittagssonne.
»Und dein Vati?«
Verwundert schaute Angi zu Pünktchen auf. »Ich habe doch keinen Vati mehr. Er ist verun…, verun…«
»Verunglückt«, half Vicky aus.
»Ja. Mit dem Auto. Schon vor vielen Wochen und Monaten.« Angi zupfte am Saum ihres Röckchens. »Als er noch lebte, war es viel schöner. Da hat sich der Lüscher das nicht getraut.«
Vicky und Pünktchen horchten auf. »Was hat er sich nicht getraut?«
»Mich zu schimpfen und zu schlagen«, antwortete Angi kläglich. »Er ist richtig gemein. Deswegen habe ich Angst vor ihm.«
Mitfühlend strich Pünktchen der Kleinen übers Haar. »Du Arme. Aber sag einmal, wer ist eigentlich dieser Lüscher?«
»Unser Verwalter.« Schon wieder schaute Angi ängstlich hinüber zum Gut.
»Ist er jetzt da?«, fragte Vicky.
Angi nickte. »Deswegen bleibe ich ja draußen.«
»Aber irgendwann musst du doch wieder hineingehen.«
Unglücklich nickte die Kleine. »Könnt ihr nicht mitkommen?«, fragte sie dann plötzlich. »Wenn ihr dabei seid, traut er sich bestimmt nicht, mich zu schimpfen oder zu schlagen.«
»Wir kommen mit«, sagte Pünktchen und schaute Vicky an. Sie dachte dabei an den Schimmel, den sie suchten. Schließlich waren sie aus diesem Grund zu dem Gut gefahren.
Angi sprang befreit auf. »Kommt ihr gleich mit?«, fragte sie.
»Ja.« Pünktchen griff nach ihrem Rad und schob es neben sich her. So gingen sie langsam zum Gut hinüber.
»Sag einmal, Angi, warum erzählst du es nicht deiner Mutti, wenn dich dieser Herr Lüscher so schlecht behandelt?«, fragte Vicky.
Hilflos schaute die Kleine zu den beiden älteren Mädchen auf. »Mutti ist doch krank und darf sich nicht aufregen.«
»Ach so.« Pünktchen griff nach Angis Hand. Die Kleine tat ihr leid. Es musste furchtbar sein, dauernd Angst zu haben. Wenn ich ihr nur irgendwie helfen könnte, dachte Pünktchen.
Die drei erreichten den Gutshof und erkannten erst jetzt, wie groß Gut Riederau war. Die Stallungen neben dem Hauptgebäude waren fast so groß wie auf Gut Schoeneich. »Wo sind denn eure Pferde?«, fragte Vicky.
Angi deutete zu dem linken Nebengebäude. »Dort drin. Wollt ihr sie sehen?«
»Ja«, sagten Pünktchen und Vicky gleichzeitig. Sie stellten ihre Fahrräder ab und wollten mit Angi zu den Pferdeställen gehen. Doch plötzlich blieb die Kleine ruckartig stehen. Ängstlich tastete sie nach Pünktchens Hand. »Das ist er.«
Aus dem Pferdestall war ein etwa vierzigjähriger Mann gekommen. Er hatte die drei Mädchen entdeckt und überquerte nun mit energischen Schritten den Hof. »Wen bringst du denn da schon wieder?«, fuhr er Angi an. Zwischen seinen Brauen stand eine steile Falte. Seine Augen funkelten zornig.
»Das …, das sind zwei Freundinnen von mir«, stotterte Angi. »Sie haben Durst und möchten gern etwas trinken.«
Fritz Lüscher wischte die zaghaft vorgetragene Bitte mit einer unwilligen Geste aus der Luft. »Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich keine Fremden hier