Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Elisabeth Swoboda
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Читать онлайн книгу Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Elisabeth Swoboda страница 37
Atemlos sank Vicky in das hohe Gras. »Mann, habe ich jetzt Ängste ausgestanden. So etwas mache ich nie wieder.« Sie japste noch immer nach Luft.
Pünktchen erging es genauso. »Aber wir haben Pedro gefunden«, sagte sie. »Das war die Angst wert. Ich freue mich schon darauf, es Nick erzählen zu können.«
Vicky dachte dagegen an nächstliegendere Dinge. »Ich habe solchen Hunger. Und ganz entsetzlichen Durst. Komm, wir suchen die Jugendherberge. Hier können wir ja doch nicht bleiben.«
Die beiden Mädchen radelten zum nächsten Dorf. Dort fragten sie ein älteres Mädchen nach dem Weg zur Jugendherberge.
*
Am nächsten Morgen packten Pünktchen und Vicky ihre Rucksäcke auf die Gepäckträger der Räder und verabschiedeten sich von der Leiterin der Jugendherberge.
Pünktchen fuhr voraus und schlug den Weg nach Gut Riederau ein.
»Was sagen wir, wenn wieder nur der Verwalter da ist?«, fragte Vicky.
Über diese Frage dachte Pünktchen schon die ganze Zeit nach. »Gar nichts. Wir gehen einfach wieder.«
Durch das hohe Gras der Wiese sprang ein kleines Mädchen mit blonden Zöpfen. Es war Angi. »Hallo«, rief sie und schwenkte einen Blumenstrauß durch die Luft. »Kommt herüber.«
»Angi ist nicht allein«, sagte Vicky. »Eine Frau ist bei ihr.«
Pünktchen schaute zu den beiden hinüber. »Vielleicht ist es ihre Mutti. Komm, wir gehen hin.« Sie lief mit Vicky durch die Wiese.
Jutta Rauscher schaute den beiden Mädchen neugierig entgegen.
»Das sind Pünktchen und Vicky, Mutti. Die beiden, die gestern schon hier waren«, sagte Angi.
Jutta Rauscher lächelte die beiden Mädchen freundlich an.
»Das ist meine Mutti«, sagte Angi.
Pünktchen und Vicky knicksten und reichten Jutta Rauscher die Hand.
»Was für schöne Blumen«, staunte Vicky und schaute auf den Strauß in Jutta Rauschers Hand. »Vom Weg aus sieht man gar nicht, dass sie hier wachsen.«
»Das stimmt«, sagte Angis Mutter freundlich. »Man muss schon bis in die Mitte der Wiese gehen, um sie zu finden.«
Wie freundlich sie ist, dachte Pünktchen. Sie fasste sofort Vertrauen zu Angis Mutter.Vicky ging es nicht anders. »Sie ist richtig lieb«, flüsterte sie der Freundin ins Ohr.
Pünktchen nickte. Dann pflückte sie eine besonders große Margarite und gab sie Angi.
»O ja, die ist schön. Hilf mir ein bisschen pflücken, Pünktchen. Mein Strauß ist noch nicht groß genug.«
»Ich helfe dir auch«, sagte Vicky und sprang suchend durch die Wiese, um besonders schöne Blumen für Angi zu finden.
Schmunzelnd schaute Jutta Rauscher den Kindern zu. Dann blinzelte sie in die Sonne, die jetzt noch angenehm war. Um die Mittagszeit würde die Hitze jedoch kaum zu ertragen sein. Dann würde sie ins Haus zurückgehen und sich ins kühle Schlafzimmer legen müssen. Ich wollte, ich wäre völlig gesund, dachte sie in einem plötzlichen Anflug von Unmut. Doch da kamen die drei Mädchen zurück und ließen sie ihre trüben Gedanken vergessen.
»Schau, Mutti, was für einen schönen großen Strauß ich jetzt habe.«
Jutta Rauscher nickte. »Der ist wirklich schön. Und so bunt. Ihr habt ja sogar Rittersporn gefunden.«
»Der wächst dort ganz hinten.« Pünktchen deutete zum Ende der Wiese. Dann setzte sie sich neben Jutta Rauscher ins Gras. »Schön ist es hier.«
Jutta nickte. »Besonders im Sommer. Dafür ist es in den Wintermonaten ein wenig einsam.«
»Das ist bei uns in Sophienlust genauso«, sagte Vicky.
»Sophienlust?«, fragte Jutta Rauscher.
»Ja. Von dort kommen wir. Das ist ein Kinderheim. Aber kein normales.« Sie begann von Sophienlust zu erzählen.
Aufmerksam hörten Jutta Rauscher und Angi ihr zu. Dabei begannen die Augen der Kleinen zu leuchten. »Das muss aber schön sein. Hast du gehört, Mutti? Sie haben sogar ein Heim mit lauter Tieren und einem richtigen Bären.«
Jutta nickte. »Das ist allerdings kein normales Kinderheim. Ihr seid zu beneiden«, sagte sie zu Vicky und Pünktchen. Dann schaute sie zu den Rädern, die immer noch am Wiesenrand lagen. »Habt ihr heute einen Radausflug gemacht?«
Pünktchen zögerte, ob sie weitersprechen sollte oder nicht. Dann riskierte sie es und erzählte Angi und ihrer Mutter von Nicks Schimmel, der eines Morgens plötzlich verschwunden war und den die kleine schwarze Peggy dann auf einer Pferdeauktion wiederentdeckt hatte. Jutta dachte an den Schimmel, der in ihrem Stall stand. »Wir haben auch einen Schimmel«, sagte sie. »Mein Verwalter hat ihn auf einer Auktion ersteigert.«
»Der Schimmel, den Peggy auf der Auktion gesehen hat, ist nach Gut Riederau gekommen«, sagte Vicky. Doch als sie sah, wie Jutta Rauscher auf diese Nachricht reagierte, erschrak sie.
Jutta war blass geworden. Ihr vorher noch so fröhlicher Blick überschattete sich. Pünktchen entdeckte sogar, dass Juttas Hände zitterten.
»Ich kümmere mich normalerweise nicht um diese Dinge«, sagte Jutta. »Das macht alles mein Verwalter.«
Die Erinnerung an diesen Mann erschreckte nun wieder Vicky und Pünktchen. Ganz instinktiv erfassten die beiden, dass auch Jutta Rauscher sich vor dem Verwalter fürchtete.
Schweigend erhob sich Jutta und strich ihren Rock glatt.
Da beugte sich Vicky vor und flüsterte Pünktchen zu: »Wir sollten lieber nach Hause radeln.«
Pünktchen nickte. Sie hielt das auch für besser. »Wir können ja Nick und seinem Vati alles erzählen.«
»Kommt doch mit ins Haus«, schlug Jutta den beiden Mädchen vor. Sie hatte sich inzwischen wieder gefasst.
Pünktchen nickte. »Gern. Aber nur einen Moment. Wir müssen nämlich zurückfahren. Sonst schaffen wir es nicht bis zum Abend. Es ist ziemlich weit bis Sophienlust.«
»Ich werde euch auch gar nicht lange aufhalten«, versprach Jutta.
»Aber vielleicht wollt ihr noch eine Kleinigkeit essen und trinken, bevor ihr losfahrt, damit ihr die lange Reise auch gut übersteht?« Jetzt konnte sie schon wieder lächeln. Und sie überlegte, ob sie den Mädchen irgendwie helfen konnte, was den Schimmel anbetraf. Denn schließlich waren die beiden nur deswegen so weit gefahren.
Als Jutta noch einmal davon sprach, schüttelten Pünktchen und Vicky den Kopf. »Nein, wir möchten nicht mit dem Verwalter sprechen«, sagte Pünktchen schnell. »Wir haben auch gar keine Zeit mehr. Wir müssen zurück.