Night Team. Michael Connelly
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Zwei Männerstimmen rissen Ballard aus ihren Gedanken. Als sie den Blick vom Bildschirm abwandte und über die Trennwand des Abteils schaute, sah sie zwei Detectives, die ihre Anzugjacken ablegten und über ihre Schreibtischstühle hängten, um einen neuen Arbeitstag zu beginnen.
Einer von ihnen war Cesar Rivera.
4
Ballard packte ihre Sachen zusammen und stand von ihrem geborgten Schreibtisch auf. Zuerst ging sie in den Druckerraum, um die Berichte, die sie in der Nacht geschrieben hatte, aus dem Gemeinschaftsdrucker zu holen. Der Lieutenant des Detective Bureau war in dieser Hinsicht noch ganz vom alten Schlag und wollte ihre Berichte am Morgen immer auf Papier vorgelegt bekommen, obwohl sie ihm auch eine digitale Version zukommen ließ. Sie sortierte die Berichte über den Unfalltod und den Einbruch, heftete sie zusammen und legte sie in den Eingangskorb auf dem Schreibtisch des Adjutanten des Lieutenant, damit er sie bei seinem Eintreffen vorliegen hatte. Dann kehrte sie in den Bereitschaftsraum zurück und ging von hinten auf Rivera zu, der inzwischen an seinem Schreibtisch saß und sich für seinen Arbeitstag rüstete, indem er eine Miniaturflasche Whiskey in seinen Kaffee kippte. Ballard ließ sich nicht anmerken, dass sie das mitbekommen hatte, als sie ihn ansprach.
»Sei gegrüßt, Cesar.«
Rivera war auch einer von diesen Schnurrbarttypen, wobei seiner fast weiß war auf seiner braunen Haut. Dazu hatte er eine wallende weiße Mähne, die für LAPD-Maßstäbe etwas lang war, aber bei einem alten Haudegen geduldet wurde. Er zuckte leicht zusammen, da er offensichtlich fürchtete, bei seinem Morgenritual ertappt worden zu sein. Er drehte sich um, entspannte sich aber sofort, als er sah, dass es Ballard war. Er wusste, dass sie deswegen keinen Aufstand machen würde.
»Renée«, sagte er, »was gibt’s, Mädchen? Hast du was für mich?«
»Nein«, sagte sie. »Heute Nacht war nicht viel los.«
Für den Fall, dass sie nach Verwesung roch, kam sie Rivera nicht zu nahe.
»Was gibt es dann?«, fragte er.
»Ich muss zwar gleich los«, sagte Ballard, »aber ich hätte da noch eine Frage: Du kennst doch bestimmt einen Harry Bosch, der mal hier gearbeitet hat? Er war bei der Mordkommission.«
Sie deutete in die Ecke des Bereitschaftsraums, in der einmal die Mordermittler ihre Schreibtische gehabt hatten. Jetzt saß dort die Einheit zur Bekämpfung von Bandenkriminalität.
»Das war, bevor ich hier angefangen habe«, sagte Rivera. »Ich weiß natürlich, wer er ist – es gibt wohl niemand, der das nicht weiß. Aber ich hatte nie was mit ihm zu tun. Wieso?«
»Er war heute Morgen hier«, sagte Ballard.
»Während der Friedhofsschicht?«
»Ja. Er hat gesagt, er wäre hergekommen, um mit Dvorek über einen alten Mordfall zu reden. Aber ich habe ihn dabei ertappt, wie er sich deine Akten angesehen hat.«
Sie deutete auf die lange Reihe von Aktenschränken entlang der Wand. Rivera schüttelte verwundert den Kopf.
»Meine Akten? Wieso das denn?«
»Wie lang bist du schon bei der Hollywood Division, Cesar?«
»Sieben Jahre. Aber was hat das …«
»Sagt dir der Name Daisy Clayton was? Sie wurde 2009 ermordet. Es ist ein offener Fall, der unter sexuell motiviert fällt.«
Rivera schüttelte den Kopf.
»Das war vor meiner Zeit hier. Damals war ich noch in Hollenbeck.«
Er stand auf, ging zu den Aktenschränken und nahm einen Schlüsselbund aus der Hosentasche, um den obersten Schub seines Schranks zu öffnen.
»Abgeschlossen«, sagte er. »Das war er auch, als ich gestern Feierabend gemacht habe.«
»Ich habe ihn abgeschlossen, nachdem er gegangen ist«, sagte Ballard.
Die aufgebogene Büroklammer, die sie im obersten Schub gefunden hatte, erwähnte sie nicht.
»Ist Bosch nicht pensioniert?«, sagte Rivera. »Wie ist er überhaupt reingekommen? Hat er seinen 999er behalten, als er hier aufgehört hat?«
Jeder Officer bekam einen sogenannten 999-Schlüssel, mit dem sich der Hintereingang jeder Polizeistation der Stadt aufschließen ließ. Sie wurden zur Ergänzung der elektronischen Kartenschlüssel ausgegeben, die bei Stromausfällen manchmal nicht funktionierten. Die Stadtverwaltung nahm es nicht allzu genau damit, sie von pensionierten Polizisten zurückzufordern.
»Vielleicht«, sagte Ballard. »Aber mir hat er erzählt, Lieutenant Munroe hätte ihn reingelassen, damit er hier auf Dvorek warten könnte. Er ist überall rumgegangen, und ich habe gesehen, wie er in deinen Aktenschrank geschaut hat. Ich habe hinten in der Ecke gearbeitet, und deshalb hat er mich nicht bemerkt.«
»Hat er den Daisy-Fall erwähnt?«
»Daisy Clayton. Nein. Aber Dvorek hat gesagt, dass das der Fall war, über den Bosch mit ihm reden wollte. Dvorek war damals der Erste, der am Tatort eingetroffen ist.«
»War das damals Boschs Fall?«
»Nein. Ursprünglich hatten ihn King und Carswell. Inzwischen ist Offen-Ungelöst Downtown dafür zuständig.«
Rivera ging zu seinem Schreibtisch zurück, blieb aber stehen, als er nach seiner Kaffeetasse griff und einen kräftigen Schluck daraus nahm. Dann nahm er die Tasse abrupt von seinem Mund.
»Oh, jetzt weiß ich, was er wollte«, sagte er.
»Was?«
Die Dringlichkeit in Ballards Stimme war nicht zu überhören.
»Ich bin hierhergekommen, als sie im Zuge der Umstrukturierung des Department die Mordkommission ins West Bureau verlegt haben«, sagte Rivera. »Gleichzeitig wurde der Sexualdelikte-Tisch erweitert, deshalb haben sie mich und Sandoval geholt. Zur Verstärkung, nicht als Ersatz für jemand, der aufgehört hat. Wir sind beide von Hollenbeck gekommen.«
»Mhm«, sagte Ballard.
»Deshalb hat mir der Lieutenant diesen Schrank zugeteilt und den Schlüssel dafür gegeben. Aber als ich den obersten Schub rausgezogen habe, um was reinzulegen, war er voll. Alle vier Schübe gerammelt voll. Bei Sandoval war es das Gleiche – alle vier Schübe voll.«
»Und was war in den Schüben? Akten?«
»Nein, lauter Filzkarten. Sie waren bis oben hin voll damit. Als das Department auf digitale Archivierung umgestellt hat, haben die Mordermittler und die anderen Detectives die alten Karten aufgehoben. In den Aktenschränken.«
Mit Filzkarten, die offiziell Field-Interview-Karten hießen, meinte Rivera die vorgedruckten Karten, auf denen sich Streifenpolizisten