Wer braucht schon eine Null. Christine Corbeau

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Wer braucht schon eine Null - Christine Corbeau Nullen-Reihe

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      Kurz vor dem Abflug ging ich die letzten Schritte über das Flugfeld auf die Gangway zu, die mich an Bord des Privatjets führen würde. Wenn ich nicht vorher schon gewusst hätte, dass er zu einer von Cals Firmen gehörte, dann wäre es mir spätestens beim Betrachten des Emblems auf dem Rumpf klar geworden. Wie immer enthielt es eine Blüte. Das war mir bereits im letzten Jahr aufgefallen, nachdem ich Agata in Italien kennengelernt hatte. Zusammen hatten wir darüber spekuliert, was es wohl mit diesem undurchschaubaren Typen auf sich haben mochte, der in einem Auto mit einer Blüte darauf durch die Gegend fuhr. Und nicht viel später hatte sie herausgefunden, dass er nicht nur ein Milliardär mit einem Herz für die Umwelt, sondern auch noch die Liebe ihres Lebens war. Kurz darauf durfte ich ihre Brautjungfer sein.

      Ein wohliger Schauer lief mir über Arme und Oberkörper.

       Wenn so etwas früher mal in einer Daily Soap gelaufen ist, dann habe ich nur ungläubig den Kopf geschüttelt. Aber solche Cinderella-Storys gibt es wirklich. Vorher war Agata eine betrogene Romanautorin mit allerlei Sorgen und zack, hat sich ihr Leben in ein Märchen verwandelt. Und ich darf Teil davon sein. Hammer.

      »Guten Morgen, Frau Schultz«, begrüßte mich ein Mann in Uniform. Ich machte unwillkürlich große Augen. Der Kerl sah aus, als wäre er direkt aus dem Plakat der Magic-Mike-Tour herausgestiegen, jederzeit bereit, sich die Klamotten vom Leib zu reißen.

       Agata, gib’s zu. Den hast du mir extra hierher gestellt, damit ich was habe, das mich ablenkt.

      »Ich bin Steve Krüger, der Co-Pilot. Herzlich willkommen an Bord. Captain Picard ist mit dem Pre-Flight-Check beschäftigt. Daher werde ich Ihnen die Kabine zeigen.«

       Picard? Ernsthaft?

      In meinem Kopf entstand sofort das Bild eines anderen Captain Picard, der mir von den Abenden, an denen ich mit Paps Science-Fiction-Klassiker bei Prime gesuchtet hatte, wohlbekannt war.

      Dieses Erkennen musste sich auf meinem Gesicht widergespiegelt haben, denn der Co-Pilot grinste und ergänzte augenzwinkernd: »Keine Sorge, wir fliegen nicht mit Warpgeschwindigkeit.«

      Auch ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.

      Er ging mir voraus in die Kabine und dort durch einen schmalen Durchgang zwischen den Sitzen bis zum hinteren Ende, wo er mir das geradezu luxuriös ausgestattete WC zeigte.

      »Da wir heute nur Sie als Fluggast haben, können Sie den Sitzplatz selbst wählen«, eröffnete er mir.

      Auch wenn Agata mir gestern schon etwas in der Art gesagt hatte, wurde mir erst in diesem Moment bewusst, dass ich ein Privileg genoss, das nur wenigen Menschen zuteilwurde. Ich ließ meinen Blick durch die Kabine schweifen, die mir mit einem Mal riesig erschien. Überall waren edles Holz und glänzende Chromleisten verbaut. Die sechs im Raum verteilten Sessel glichen in keiner Weise dem, was ich als Normalsterbliche bisher in einem Flugzeug gewöhnt war. Selbst die recht bequemen Sitze auf dem Flug zum Auslandsjahr in Mexiko, wirkten im Vergleich zu diesen halben Sofas geradezu lächerlich klein. Eine Berührung meiner Fingerspitzen ließ mich spüren, dass sie aus echtem, supersoftem Leder gefertigt waren.

      »Wir müssen uns entschuldigen«, holte mich die Stimme des Co-Piloten aus der Träumerei, in die der schiere Luxus mich versetzt hatte.

      »Ent… entschuldigen? Wofür denn?«

      »In der Zeit von gestern Abend bis jetzt ist es uns leider nicht gelungen, eine Servicekraft zu engagieren. Daher müssten Sie sich während des Fluges nach Málaga weitestgehend selbst mit Snacks und Getränken hier aus der Galley versorgen. Die Flugzeit wird ungefähr drei Stunden betragen. Ich assistiere Captain Picard in dieser Zeit als Navigator.«

      »Hey, kein Ding«, rutschte es mir heraus. Sofort stoppte ich mich und biss mir auf die Lippe. Ich hatte das Gefühl, mich in diesem Ambiente unpassend, geradezu ungehörig zu benehmen, wenn ich so weitersprach.

      Aber der Co-Pilot wirkte angesichts meiner spontanen, ehrlichen Worte ernsthaft erleichtert. Er zeigte mir den Kühlschrank, in dem sich neben Getränken auch frisch und lecker aussehende Salate und Sandwiches befanden. Magic Steve deutete eine Verbeugung an, zwinkerte mir dann aber schelmisch lächelnd zu, bevor er sich verabschiedete, um ins Cockpit zu gehen.

      Ich dankte ihm, nahm eine Flasche stilles Wasser und setzte mich in einen der Sessel, die in Flugrichtung aufgestellt waren. Beim Anschnallen bemerkte ich einige Knöpfe, die vermuten ließen, dass ich den Sessel sogar zu einer Liege umwandeln könnte, wenn ich das wollen sollte.

       Ob der gute Steve mir gleich auch noch persönlich den Gebrauch der Sicherheitseinrichtungen vorturnt?

      Ich schmunzelte in mich hinein und fing an, mich zu entspannen. Probehalber ließ ich den Sitz doch einmal in die Waagerechte fahren. Es fühlte sich unheimlich gut an.

      »Frau Schultz? Bitte stellen Sie Ihren Sitz nun wieder senkrecht, da wir in Kürze landen werden.«

      Ich öffnete ein Auge und erblickte den Co-Piloten, der lächelnd ein Stück entfernt von mir in der Kabine stand.

      Es war offensichtlich weder etwas aus einem späten Frühstück geworden, noch hatte ich Gelegenheit dazu gehabt, herauszufinden, ob die Sicherheitsvorführung nun von ihm oder überhaupt durchgeführt worden war.

      Kopfschüttelnd kicherte ich in mich hinein und folgte seiner Bitte. Nun, da ich vollends wach war, spürte ich meinen leeren Magen mehr, als mir lieb war. Durch einen Blick aus dem Fenster versuchte ich, mich davon abzulenken. Wir schwebten über eine recht karge hügelige Landschaft. Im Dunst des ansonsten wolkenlosen Nachmittags nur noch als Schemen erkennbar, säumte eine Bergkette die weite Ebene, die sich unter uns erstreckte. Wenig später wurden die bräunlichen Hügel von grünen Feldern und Ansammlungen von Häusern abgelöst. Die Bergkette rückte näher. Wir überquerten einen Flusslauf, der dann eine Biegung vollführte und fortan die Landschaft durchzog. In Flugrichtung konnte ich die Flughafengebäude erkennen. Und dahinter das Meer. Schon der schmale sichtbare Streifen Blau zauberte ein versonnenes Lächeln auf mein Gesicht. Und obwohl ich kurz danach die Landebahn direkt vor uns erkennen konnte und deshalb damit rechnete, dass wir bald aufsetzen würden, war es noch nicht vorbei.

      Anstatt sich nach unten zu bewegen, legte sich der Jet in eine weite Kurve, sodass ich nur noch das intensive Blau des Himmels sehen konnte. Nach einer kurzen Weile schwenkte das Flugzeug wieder in die Horizontale und nun war dieses Blau nicht mehr allein. Es wurde ergänzt vom Tiefblau des Meeres, dem Weiß der Häuser und dem Grün der üppigen Vegetation, die sich vor dem kantigen Grau des Gebirges im Hintergrund abzeichneten.

      Ich holte tief Luft und ließ sie langsam wieder entweichen. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich eine Bewegung und schaute hoch. Der Co-Pilot hatte seinen Kopf durch die offene Tür zum Cockpit gestreckt und zwinkerte mir zu.

      »Danke schön«, formte ich lautlos mit den Lippen, denn mir war klar geworden, dass er diesen kleinen Umweg eingefädelt haben musste, damit ich wenigstens noch etwas Schönes zu sehen bekam, nachdem ich den Flug ja fast vollkommen verschlafen hatte.

      Am Terminal erwartete mich eine Person, mit der ich ganz und gar nicht gerechnet hatte. Direkt hinter der Tür, die den Zollbereich vom öffentlichen Teil des Flughafens trennte, stand ein Bild von einem Mann mit einem iPad in der Hand,

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