Ein unerwartetes Geständnis. Christa Wagner

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Ein unerwartetes Geständnis - Christa Wagner

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wir aufeinander zu und küssten uns voller Leidenschaft. Mir fuhr ein Blitz durch den ganzen Körper, und ich fing an zu zittern. Simon drückte mich ein letztes Mal an sich und ließ mich dann aus dem Mantel schlüpfen.

      Ich sperrte die Tür auf und hielt einen Augenblick inne. Alles ruhig. Erleichtert schlich ich in mein Zimmer. Obwohl es sehr spät war und ich müde sein musste, konnte ich nicht einschlafen. Jeden köstlichen Augenblick mit Simon ging ich in Gedanken noch einmal durch, spürte ihm mit allen Sinnen nach. Ich hatte mich total in ihn verliebt. Was für ein Geschenk!

      Gott sei Dank konnte ich am folgenden Morgen ausschlafen. Ich hatte erst wieder gegen 17 Uhr Dienst.

       8

      Als ich am nächsten Tag die Weinstube betrat, war nur Fritz anwesend.

      »Na, Bärbelchen, heute Nacht geschlafen? Kaum zu glauben, wie schnell sich ein ach so unschuldiges Kind vom Land verführen lässt. Die Schwarzen sollen sagenhafte Liebhaber sein, sagt man. Stimmt’s? Du brauchst nicht rot zu w…«

      »Halt deinen Mund! Das geht dich gar nichts an. Außerdem ist alles ganz anders, als du es dir mit deiner schmutzigen Fantasie ausmalst.«

      Fritz wollte zu einer Erwiderung ansetzen, aber Frau Hartmann betrat den Raum. Sie schaute uns an, grüßte, spürte wohl die angespannte Atmosphäre, sagte aber nichts dazu.

      Der Abend verlief routiniert, ich blieb auf das letzte Glas Bier bei den anderen sitzen und war froh, dass Fritz vor mir ging. Das entspannte Plaudern mit den Kollegen tat mir gut.

      Auf dem Heimweg sagte ich mir, dass ich Fritz’ doofe Bemerkungen einfach ignorieren wollte. Sollte er mir doch den Buckel runterrutschen! Ich war verliebt, ich war glücklich, alles andere konnte mir egal sein.

      Im Verlauf der nächsten Woche schaute ich immer wieder nervös zur Tür. Warum rührte sich Simon nicht? War ich für ihn nur einer von vielen belanglosen Flirts? Das glaubte ich aber tief in meinem Innersten nicht. Bisher war ich immer stolz auf meine gute Menschenkenntnis gewesen. Aber ich hatte schließlich keinerlei Erfahrung mit Männern. Wie konnte ich mich da auf ein Gefühl verlassen?

      Fritz, der tagelang keine dummen Bemerkungen mehr gemacht hatte, konnte sich nach einiger Zeit, wenn er meinen Blick zur Tür beobachtete, nicht verkneifen, fragend die Arme zu heben und frech zu grinsen.

      Eines Abends jedoch, vielleicht eine Stunde bevor wir schlossen, betrat eine Gruppe Amerikaner die Weinstube. Sie hatte anscheinend den Tisch bei meiner Kollegin reserviert. Simon war unter ihnen. Er saß mit dem Rücken zu meinen Tischen, würdigte mich keines Blickes.

      Mechanisch bediente ich meine Kundschaft, merkte, wie feucht meine Hände vor Aufregung wurden. Ich musste mich konzentrieren, um keine Fehler zu machen und nicht zu oft zu den Amerikanern hinzusehen.

      Gott sei Dank war das Fritz’ freier Abend, so blieb mir wenigstens seine Häme erspart.

      Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie Simon und seine Kameraden aufstanden und ihre Jacken anzogen. Die anderen gingen hinaus, Simon war der Letzte.

      Plötzlich drehte er sich um, kam auf mich zu und sagte laut: »Ach, da ist ja das Fräulein Bärbel! Guten Abend«, und reichte mir die Hand.

      Ich spürte, wie er mir einen Papierschnipsel übergab. »Guten Abend!«, erwiderte ich und fügte ein lautes »Gute Nacht!« hinzu.

      Sofort eilte ich zur Toilette und las, was Simon auf den Papierfetzen gekritzelt hatte: »In 20 Minuten vor dem Woolworth-Eingang«.

      Ich schnaufte aus, strahlte mein Spiegelbild über dem Waschbecken an und bediente die letzte Viertelstunde beschwingt und besonders freundlich.

      Frau Hartmann nickte mir anerkennend zu.

      Ich beeilte mich, gleich nach Dienstschluss loszukommen, und hastete die Straße entlang.

      Er wartet auf mich, jauchzte ich innerlich, auf mich!

      Als ich um die Ecke bog, sah ich ihn unter dem Leuchtreklameschild des Warenhauses stehen. Ein gutaussehender, großer, kräftiger Mann! Ich flog auf seine ausgebreiteten Arme zu, er hob mich hoch und wirbelte mich herum.

      »Verzeih, dass ich dich im Lokal so distanziert behandelt habe«, sagte er, nachdem er mich wieder abgesetzt hatte, »aber ich wollte nicht, dass du dort meinetwegen Unannehmlichkeiten bekommst.«

      »Das wäre mir doch völlig egal!«, entfuhr es mir. Doch schließlich musste ich doch zugeben, dass sein Verhalten klug und rücksichtsvoll war. Frau Hartmann, so wohlwollend sie auch war, überwachte mich doch streng wie eine Mutter, und von den Kollegen hätte ich kaum Verständnis zu erwarten.

      Simon hatte leider nicht viel Zeit, seine Kameraden warteten im Olim auf ihn.

      »Wann kann ich dich einmal längere Zeit sehen? Hast du frei am kommenden Wochenende?«

      Meine Gedanken überschlugen sich. Eigentlich hatte ich meinen Eltern versprochen, mein kommendes freies Wochenende ganz bei ihnen zu verbringen, aber augenblicklich schaufelte ich einen Tag für Simon frei, unmöglich konnte ich ihm eine Abfuhr erteilen.

      »Ich müsste samstags oder sonntags zu meinen Eltern, hätte aber den jeweils anderen Tag zur Verfügung. Wie schaut’s bei dir aus?«

      »Samstag wäre perfekt. Den ganzen Tag, einschließlich Abend, ja?« Er lachte mich an.

      »Passt, ich freue mich darauf.« Ich sang diesen Satz nahezu vor Freude.

      Wir umarmten und küssten uns. Zum Abschied zog er einen postkartengroßen Umschlag aus seinem Mantel und steckte ihn in meine Jackentasche. »Eine Überraschung für zu Hause, Bärbel.« Dann musste er gehen.

      Ich schwebte vor Seligkeit ins Haus.

      Kaum hatte ich mein Zimmer betreten, öffnete ich den Umschlag. Mein Herz schlug schneller. Simons Porträt strahlte mir entgegen. In Schwarz-weiß. Was für eine positive Ausstrahlung er doch hatte!

      Ich drehte die Fotografie um. »Für Bärbel, das Mädchen, in das ich mich verliebt habe. Simon.«

      Überwältigt fuhr ich mit dem Finger seine geschwungene Schrift nach, dann drehte ich das Foto wieder um und küsste seinen Mund auf dem Papier.

      Als ich wenig später, schon im Nachthemd, das Bad verließ, kam mir eine dunkle Gestalt in dem nur von Straßenlampen kaum beleuchteten Flur entgegen. Fast hätte ich vor Schreck aufgeschrien.

      »Keine Angst, Bärbelchen, ich bin’s bloß.«

      Fritz! Ich drückte mich im engen Gang an die Wand, um ihn vorbei ins Bad zu lassen, aber er blieb direkt bei mir stehen und stützte seine Hände rechts und links von meinen Schultern an der Wand ab, sodass ich nicht ausweichen konnte, berührte mich aber nicht. Sein Geruch nach Alkohol und Zigaretten nahm mir den Atem.

      »Warst wohl mit deinem schwarzen Lover unterwegs? Na, Bärbelchen, gib’s doch zu!«, lallte er und lachte kurz auf. »Meine Alice und ich sind moderne Menschen, wir haben doch da keine Vorurteile. Soll doch jeder sich vergnügen, mit wem er will.« Er gluckste in sich hinein, gab jedoch den Weg immer noch nicht frei.

      »Es gibt aber andere Leute,

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