Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Paket

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      Wolfgang Steingruber kam wenig später zur Tür herein. Er setzte sich gleich an den Tisch, während die Tochter das Mittagessen in Schüsseln umfüllte.

      »Ich hab’ eben den Burgmüller getroffen«, erzählte der Bauer. »Und wißt ihr, was der gesagt hat?«

      »Woher?« zuckte seine Frau die Schultern. »Wir waren ja net dabei.«

      Kathi schmunzelte. Ihr Vater antwortete nichts auf die Bemerkung der Mutter.

      »Der Rumtreiber ist wieder da!« sagte er statt dessen. »Stellt euch das mal vor. Nach sechs Jahren taucht er hier plötzlich wieder auf!«

      Traudel machte ein erstauntes Gesicht, während Kathi ihre Eltern nur verständnislos ansah.

      »Der Rumtreiber?« fragte sie. »Wer ist denn das?«

      Der Bauer hatte sich Kartoffeln und Gemüse aufgefüllt und griff nach einem Fleischpflanzerl.

      »Den kennst’ wahrscheinlich gar net mehr«, antwortete er. »Drunten in St. Johann hat er gewohnt, zusammen mit seiner Mutter. Als sie gestorben ist, hat er alles verkauft und ist fortgegangen, der Vater lebte da schon ein paar Jahre net mehr. Na ja, das Haus ist er wohl net losgeworden oder wollt’s auch net, das weiß ich net so genau, jedenfalls ist’s all die Jahre immer mehr verkommen, aber der Burgmüller sagt, daß der Rumtreiber es wieder hergerichtet hat.«

      Kathi runzelte unwillig die Stirn.

      »Du nennst ihn immer nur Rumtreiber«, sagte sie kopfschüttelnd. »Hat er vielleicht auch einen Namen?«

      Jetzt war es ihr Vater, der erstaunt aufsah.

      »Freilich hat er einen Namen«, erwiderte er. »Berghofer heißt er, Tobias Berghofer.«

      »Ach, den meinst du«, sagte die Bäuerin. »Der ist tatsächlich wieder zurück?«

      Ihr Mann nickte.

      Kathi hatte ihre Gabel aus der Hand gelegt und schaute nachdenklich vor sich hin.

      Tobias Berghofer – war das der geheimnisvolle Fremde, der ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte?

      Eigentlich kam sonst niemand in Frage. Es paßte alles. Der Mann fuhr ein Auto mit ausländischem Kennzeichen, war nach eigenen Worten in Afrika gewesen und er sprach den hiesigen Dialekt.

      Ja, er mußte es sein, und sie wußte jetzt endlich seinen Namen!

      Sie kannte sogar das Haus, von dem ihr Vater gesprochen hatte. Es stand zwar in einer Seitenstraße von St. Johann, so daß man nicht sehr oft daran vorbeikam, wenn man dort nichts zu tun hatte, aber gleich vornean wohnte eine frühere Schulfreundin von Kathi, die sie heute noch ab und zu besuchte.

      Eigentlich war ich schon lang’ net mehr bei der Vroni, dachte sie schmunzelnd.

      Dann sah sie ihren Vater an.

      »Mama und ich wollen morgen noch ein bissel in der Stadt bummeln, wenn wir bei Burgl waren«, sagte sie.

      Der Bauer schnitt eine Grimasse.

      »Ohne mich!« antwortete er unwillig.

      »Ach, Wolfgang«, griff seine Frau ein, »jetzt tu’ uns doch den Gefallen! Du könntest übrigens auch eine neue Hose brauchen.«

      Ihr Mann stieß einen tiefen Seufzer aus.

      »Na schön«, gab er nach. »Aber wenn’s zu lang’ dauert, dann geh’ ich ins Wirtshaus.«

      Mutter und Tochter lächelten sich siegesgewiß an.

      *

      Es war schon erstaunlich, wieviel man schaffen konnte, wenn man sich ranhielt.

      Und das hatte Tobias Berghofer getan. Nicht einmal eine ganze Woche war vergangen, und nichts erinnerte mehr an das heruntergekommene Haus, das er vorgefunden hatte. Wie ein Berserker hatte er sich an die Arbeit gemacht, sämtliche Räume gesäubert, die Fenster geputzt und den Garten auf Vordermann gebracht und sogar noch den Zaun vor dem Haus repariert.

      Zwischendurch war er in die Stadt gefahren und hatte Möbel gekauft, die am Morgen geliefert worden waren, und nun saß der Heimkehrer zufrieden im Wohnzimmer auf dem neuen Sessel und trank gemütlich eine Flasche Bier.

      Freilich, es fehlten noch ein paar Kleinigkeiten. So waren noch keine Gardinen da und Lampen fehlten in sämtlichen Zimmern, aber das würde alles nach und nach kommen; jedenfalls konnte man es jetzt schon aushalten.

      Nach dem ersten Großputz hatten die Räume im Erdgeschoß einen neuen Anstrich bekommen. Tobias hatte beschlossen, sich erst einmal hier unten wohnlich einzurichten. Es gab sowieso mehr Zimmer, als er brauchte. Dann war er an den Garten gegangen, der fast noch mehr Arbeit machte als das Haus. Aber auch das Unkraut und der hohe Rasen konnten seiner Ausdauer und Arbeitswut nicht standhalten. Die Beete wurden nicht wieder angelegt, dafür war es um diese Jahreszeit schon zu spät, aber im nächsten Frühjahr würde er bestimmt Gemüse anpflanzen und auch die Blumenrabatte wieder herrichten.

      Was ihn die ganze Zeit, in der er nun schon hier war, wunderte, war die Tatsache, daß sich außer Pfarrer Trenker und Max sonst niemand um ihn zu kümmern schien. Von den meisten Dörflern hätte er es auch nicht erwartet, so aber doch zumindest von den nächsten Nachbarn. Doch bisher hatte er keinen aus den Häusern rechts und links von ihm zu Gesicht bekommen. Indes hatte er auch sonst kaum jemanden gesehen; die Leute, die ihm beim Einkaufen begegnet waren, kannte er nicht.

      Allerdings war ihm das auch herzlich egal. Tobias Berghofer war schon immer mehr ein Einzelgänger gewesen, und was andere über ihn dachten, interessierte ihn nicht weiter.

      Einer der ersten Wege, nachdem er zurückgekommen war, hatte ihn zum Friedhof geführt. Das Grab der Eltern wurde durch eine Gärtnerei gepflegt, doch jetzt würde er das selbst übernehmen. Lange Zeit hatte er davorgestanden, stumme Zwiesprache mit den Verstorbenen gehalten und dabei an ein anderes Grab gedacht, das sich, weit fort, in Afrika befand.

      »Ihr hättet sie gemocht«, sagte er leise. »Und Patricia euch.«

      Auch jetzt, als er in seinem Wohnzimmer saß, mußte er wieder an sie denken. Ihr Foto hielt er in der Hand. Er hatte es kurz vor dem tragischen Unglück gemacht, und es zeigte eine strahlend schöne Frau, die ihn anlächelte, und in ihren Augen las er, wie glücklich sie gewesen war und wie sehr sie sich auf die bevorstehende Hochzeit gefreut hatte.

      Unwillkürlich griff sich Tobias an die Brust, wo unter dem T-Shirt das Kettchen mit den Ringen hing, und schloß für einen Moment die Augen.

      Dann war es schon an der Zeit fürs Abendessen. Er richtete sich ein paar belegte Brote her, die er auf der Terrasse verzehrte. Dann saß er mit ausgestreckten Beinen auf seinem Stuhl, schaute in den Garten und stellte sich vor, wie es im nächsten Jahr hier aussehen würde, wenn die Beete angelegt waren, und in den Rabatten die Blumen blühten.

      Das Zwitschern der Vögel in den Bäumen erinnerte ihn an die Geräusche in Afrika. Es war zwar ganz anders, aber er hatte oft so auf der Veranda seines Hauses gesessen und den Tieren gelauscht. Manchmal erklangen von irgendwoher Trommeln, und die ganze Szenerie war eigentümlich, exotisch und geheimnisvoll gewesen.

      Tobias hatte

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