Privatdetektiv Joe Barry - In die Enge getrieben. Joe Barry
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Als Walker gerade vor Milly, seiner farbigen Putzfrau das Feld räumen wollte. Iäutete das Telefon.
„Mr. Walker persönlich? Hier spricht Forside“, meldete sich der Anrufer.
„Eiscreme-Forside?“ erkundigte sich Jo auf gut Glück.
„No, ich bin der Transportunternehmer. Die Eiscremefabriken gehören meinem Neffen.“
„Jetzt weiß ich Bescheid“, gab Jo zurück. Die großen gelbgestrichenen Lastwagen der Forside Inc. waren häufig auf den New Yorker Straßen anzutreffen.
„Wo brennt’s, Mr. Forside?“
„Ich möchte Sie bitten, einen Fall für mich zu übernehmen. Man will mich erpressen.“
Es war reiner Zufall, daß Jo die Zeitungen gelesen hatte, trotzdem fragte er:
„Klapperschlangenbande? “
„Scheint so. Jedenfalls ist es mir zu riskant, mich an die Polizei zu wenden.“
„Okay, Mr. Forside, ich bin bereit, Ihnen zu helfen. In einer Viertelstunde bin ich bei Ihnen. Lassen Sie in dieser Zeit niemanden zu sich und halten Sie sich nicht in der Nähe eines Fensters auf.“
Jo legte auf und zog den Dufflecoat an, denn in New York wehte seit Tagen ein frischer Wind. Milly, die in diesem Augenblick mit dem Hoover bewaffnet in die Diele gepoltert kam, stemmte die Arme in die Körpergegend, wo andere Leute die Taille haben, und sah dem davonstürmenden Walker kopfschüttelnd nach. Sie brummte vor sich hin, daß er nie ein anständiger Mensch würde, als Jos grüner Mercedes bereits über die Triboro Bridge nach Manhattan hinüber flitzte.
Der Transportchef residierte in einem der altertümlichen Kitschpaläste am Central Park. Jo stellte seinen Wagen auf dem Firmenparkplatz ab und fuhr mit dem Lift nach oben.
Forside begrüßte ihn mit einem Aufatmen und zog die Rollos vor den Fenstern wieder hoch.
„Die letzte Stunde war die Hölle für mich“, bekannte er freimütig. „Ich hatte heute morgen beim Frühstück in der Zeitung den Bericht über den Klapperschlangenmörder gelesen. Als ich ins Büro kam, fand ich diesen Brief hier vor.“
Der Text des Erpresserbriefes hatte sich nur unwesentlich verändert. Lediglich ein Satz war hinzugefügt worden:
,,DENKEN SIE AN TONY HENDERSON!“
Jo hatte am Abend vorher mit Tom Rowland im Stork-Club gegessen und war daher über die ganze Angelegenheit informiert.
„Der Brief ist auf jeden Fall echt“, sagte er und leigte ihn wieder auf den Tisch. „Wir müssen uns darüber klar sein, daß Sie jetzt auf der Abschußliste dieser Verbrecher stehen.“
Mr. Forside, ein schmächtiger Mann mit einer Brillantnadel in der Krawatte, machte ein erschrockenes Gesicht.
„Sehen Sie überhaupt noch eine Chance für mich, Mr. Walker?“
Jo lächelte.
„Nur nichts dramatisieren, Mr. Forside. Immerhin bin ich jetzt für Ihre persönliche Sicherheit verantwortlich. Viel schwieriger erscheint mir das Problem, die Verbrecher unschädlich zu machen.“
„Sie haben recht“, gab Forside zu und fuhr dann sachlich fort: „Ich darf Sie bitten, mir Ihr Honorar zu nennen. Mir liegt sehr viel an Ihrer Mitarbeit; diesen Umstand dürfen Sie ruhig in Ihre Rechnung miteinbeziehen. “
Sie wurden sich in diesem Punkt rasch einig. Dann kam Jo zur Sache.
„Als erstes müssen wir die Polizei verständigen.“
Mr. Forside war entsetzt.
,,Um Himmels willen, nein! Wie wirksam die Polizei arbeitet, können Sie selbst in der Zeitung nachlesen.“
„Ich gebe nicht viel auf das Geschwätz eines Reporters. Zugegeben, in zwei Fällen ist der Verbrecher der Polizei zuvorgekommen. Wollte man aber daraus schließen im Police Center säßen nur Schlafmützen, dann befände man sich auf dem Holzweg.
Ich kann nicht dauernd mit der geladenen Flinte neben Ihnen stehen Mr. Forside. Das wäre zwar eine gewisse Sicherheit für Sie, aber auf diese Art kämen die Gangster nie hinter Schloß und Riegel. Ich muß mich frei bewegen können, gleichzeitig aber wissen, daß Sie von tüchtigen Polizisten, die ihr Handwerk verstehen, in der Zeit meiner Abwesenheit beschützt werden.“
Forside war einverstanden.
Da Jo annahm, daß das Telefon Forsides überwacht wurde, fuhr er mit dem Lift nach unten, um von der Telefonzelle in der Halle Rowland anzurufen.
Während der Expreßlift nach unten raste steckte Jo sich eine Chesterfield zwischen die Lippen. Der Fahrstuhlführer gab ihm Feuer.
„Danke“, sagte Jo, und plötzlich begann er sich für den Mann zu interessieren, der ihm wieder den Rücken zudrehte.
Nachdenklich stieg Jo im Erdgeschoß aus. Das Gesicht des Liftführers kam ihm bekannt vor. Vor seinem geistigen Auge spulte ein Film ab, der sich mit diesem Burschen beschäftigte. Jo stieß dabei auf den Namen Rocco und fragte sich was diese miese Type hier als Fahrstuhlführer zu suchen hatte.
Aber als Walker dem Burschen auf den Zahn fühlen wollte, war Rocco bereits wieder mit dem Lift unterwegs.
Die Leuchttafel neben der Lifttür zeigte den Weg des Fahrstuhls an. Er passierte das zwanzigste Stockwerk und hielt im obersten Geschoß an. Jo drückte auf den Rufknopf, aber die Leuchttaste auf der Schalttafel erlosch nicht.
Jo lief quer durch die Halle und sprang in den Paternoster. Der offene Aufzug hatte den Vorteil, daß man in jedem Stockwerk die Leuchttafel des Lifts beobachten konnte.
Im achtzehnten Stock endete der Paternoster. Der Lift hielt immer noch im Obergeschoß. Jo stieg ans und lief die Treppe hoch.
Das Obergeschoß des Bürogebäudes diente als Speicher. Es war in Verschläge eingeteilt, die den Mietern des Hauses zur Verfügung standen und mit Gerümpel vollgepackt waren.
Die Fahrstuhltür war angelehnt. Ein eingeklemmtes Stück Holz verhinderte, daß sie sich schloß und der Lift nach unten geholt wurde. Von Rocco, dem Fahrstuhlführer auf Abruf, war nichts zu sehen.
Jo machte seine Automatic schußbereit und sah sich um. In diesem Fuchsbau gab es tausend Verstecke.
Nach einigem Suchen entdeckte er, daß eine der auf das Dach führenden Luken offenstand. Er kletterte die eiserne Leiter empor und steckte den Kopf hinaus. Es war niemand zu sehen.
Er schwang sich auf das Flachdach und lief quer über die riesige Fläche. Dann schob er sich auf dem Bauch an den Dachrand und sah nach unten. Eine Feuerleiter führte nach unten. Jetzt sah er auch den Fahrstuhlführer. Der Mann hatte ungefähr die Hälfte des Weges geschafft. Emsig wie ein Eichhörnchen hangelte er von Sprosse zu Sprosse.
Jo beobachtete, wie Rocco den Boden erreichte und wie gehetzt davonlief. Jo richtete sich wieder auf. Jetzt wußte er, daß der Ganove sich wahrhaftig nur auf Abruf in Forsides Haus herumgedrückt hatte. An eine Verfolgung war allerdings nicht zu denken.
Eine