Zersplittert. Teri Terry

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Zersplittert - Teri Terry Dystopie-Trilogie

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ernste Blick ist wieder zurück und das Schweigen dauert an.

      »Kyla, hör zu.« Seine Stimme wird leiser. »Vorhin habe ich doch gesagt, dass überall Menschen verschwinden?«

      Ich nicke.

      »Mein Vater ist nicht abgehauen. Die Lorder haben ihn geholt. Sie sind mitten in der Nacht in unser Haus eingebrochen und haben ihn verschleppt. Seitdem haben wir nichts mehr von ihm gehört.«

      »Oh, Cam.« Entsetzt starre ich ihn an. Nach außen hin wirkt er so sorglos, so unkompliziert. Aber auch er trauert um einen Menschen, der einfach so verschwunden ist. Wie Ben.

      »Ja. Er war in ein paar Dinge verwickelt, die ihnen nicht gepasst haben. Hat was damit zu tun, Vermisste zu finden. Illegale Webseiten und so.«

      MIA?

      Ich sehe mich nervös um. Niemand ist in Hörweite, dennoch ist mir das Gespräch nicht ganz geheuer. »Und deine Mutter?«, frage ich dann doch.

      »Uns hätten sie bestimmt auch noch geholt, wenn ihre Forschungsarbeit nicht sehr wichtig wäre. Viel weiß ich nicht darüber, aber die Lorder wollen, dass sie weitermacht. Mich haben sie zu meiner Tante und meinem Onkel gebracht, um sie bei der Stange zu halten.«

      »Wie schrecklich. Es tut mir so leid. Ich hätte nicht fragen sollen.«

      »Ist doch nicht deine Schuld. Du warst nicht nah genug dran, um deine geheimen Verschwindetechniken einzusetzen! Es sei denn, deine Kräfte wirken auch noch ein paar hundert Kilometer nördlich von hier.«

      Und schon wieder macht Cam Witze. Aber er spielt mir nicht länger etwas vor. In ihm geht mehr vor, als ich mir je hätte vorstellen können.

      »Hör zu«, sagt er. »Hast du Lust, später eine Runde mit dem Auto zu drehen? Ich würde wirklich gern reden. Aber hier ist das nicht möglich.«

      Ich bin neugierig, aber trotzdem vorsichtig. Doch ich muss keine Entscheidung treffen, noch nicht. »Heute kann ich nicht. Muss heute länger bleiben.«

      »Warum das?«

      »Hab noch was zu erledigen.«

      »Was?«

      »Irgendwelche Sachen.«

      »Was für Sachen?«

      »Hey, Mr Neugierde, ich hab einfach noch zu tun, okay?«

      Er schweigt. »Ich kann warten. Soll ich dich heimfahren?«

      »Ich weiß nicht, wie lang es dauert.«

      »Macht nichts. Ich hab sonst eh nichts vor.«

      Ich versuche, es ihm auszureden. Sonst reite ich ihn womöglich noch rein und bringe ihn mit meinen magischen Fähigkeiten auch noch zum Verschwinden. Das will ich auf keinen Fall, seine Mutter hat schon genügend Probleme. Aber er lässt sich nicht davon abbringen, beim Wagen auf mich zu warten. Also sollte ich nachher lieber auftauchen, wenn ich nicht will, dass er bis morgen früh dort steht.

      Der Flur ist leer. Ich klopfe einmal an; Nicos Tür geht auf. Ich gehe rein und er verschließt sie.

      »Wie geht’s Tori?«, frage ich.

      »Sie putzt ganz gut«, sagt er. »Sie braucht nur ein paar warme Mahlzeiten und muss ihren verstauchten Knöchel schonen, das genügt schon. Körperlich zumindest.«

      »Sie hat keinen Ärger gemacht?«

      »Nein, bisher nicht. Falls doch, wirst du’s sicher erfahren. Bald kann ich sie anderswo unterbringen, ich muss nur noch ein paar Details klären. Obwohl sie behauptet, dass sie kochen kann. Vielleicht behalte ich sie auch bei mir.«

      Sie putzt ganz gut, sie kann kochen. Vor meinen Augen blitzt plötzlich eine Szene auf, wie Nico und Tori heute Abend bei einem gemütlichen Essen sitzen, im Schein der Kerzen, die ich auf dem Tisch gesehen habe, und mit einer offenen Flasche Wein.

      Nico grinst, als würde er haargenau wissen, was ich denke, ein Lächeln, das bedeutet: selbst schuld.

      Ich werde rot. Als er auf den Stuhl neben seinem Tisch zeigt, setze ich mich.

      »Mir ist letzte Nacht etwas aufgefallen«, sagt er und nimmt auf dem anderen Stuhl Platz, den er sehr nah vor meinen zieht. Mein Blick ist fest auf seinen gerichtet. Auf die langen Wimpern, die zu dunkel scheinen für seine hellblaue Iris. Die Locke, die ihm in die Stirn fällt und die ich ihm am liebsten zurückstreichen würde.

      Ich schlucke. »Was denn?«

      Er beugt sich vor. »Rain ist zurück«, haucht er mir ins Ohr und mein ganzer Körper beginnt zu prickeln.

      Er lächelt und lehnt sich auf seinem Stuhl zurück, ein kleiner Schulhocker, der unter ihm lächerlich wirkt. »Sie ist wirklich wieder da. Ich war mir nicht sicher, wie viel von ihr in dir steckt. Aber was du letzte Nacht getan hast, das war sie, oder? Dich in der Nacht rauszuschleichen. Kyla hätte das nicht getan.«

      »Nein, das hätte sie nicht«, sage ich, und mir wird klar, dass er recht hat. Ich habe mich verändert, ziemlich sogar. Ich bin immer noch dabei, mich zu verändern.

      »Aber irgendetwas stimmt noch nicht so ganz.«

      »Was denn?«, frage ich. »Ich werde daran arbeiten.«

      »Wirst du das?« Er lächelt. »Diese ganze Tori-Geschichte. Die Rain, die ich kannte, hätte nicht riskiert, dass Free UK wegen eines einzelnen Mädchens auffliegt. Sie hätte einen Weg gefunden, damit umzugehen. Und dann gäbe es keine Tori und kein Problem mehr.«

      Die Sicherheit der Gruppe steht an allererster Stelle: Die Aufmerksamkeit der Lorder zu erregen, muss mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln vermieden werden. Aber könnte sie – ich – Tori wirklich einfach so den Hals umdrehen? Oder ihr den Schädel einschlagen? Ich stelle mir vor, wie Toris Gesicht gegen den Baum prallt, und zucke zusammen. Nein. Das hätte ich niemals tun können. Oder doch? Ich hätte es beinahe getan – ich habe mich nur gebremst, weil ich sie erkannt habe. Bei diesem Gedanken flackern Erinnerungen an Gewehre, Schreie und Blut auf, die besagen ja, Rain hätte alles tun können. Dabei mag ich Tori noch nicht mal, warum habe ich ihr also geholfen?

      »Sag mir, was du denkst«, fordert mich Nico in einem Ton auf, vor dem es kein Entrinnen gibt.

      Ich versuche es. »Meine Gedanken kämpfen miteinander. Als wären da zwei Stimmen in meinem Kopf, die einen unterschiedlichen Blick auf die Geschehnisse haben.«

      Er nickt nachdenklich.

      »Bitte erklär mir, was mit mir passiert ist«, bettle ich. »Ich verstehe es nicht.«

      Er zögert, dann lächelt er. »Erst muss ich dich noch ein paar Sachen fragen. Aber ich werde es dir erklären. Manchmal bist du mehr Kyla und manchmal mehr Rain. Das ist logisch, weil sich alles neu ordnet. Mit der Zeit wird Rain wieder übernehmen, sie ist die Stärkere.«

      Ungewollt steigt ein Bild vor meinen Augen hoch: Lucy mit blutigen Fingern. Und Nico … mit einem Ziegel in der Hand.

      Ich keuche und strecke verwundert meine linke Hand aus, dann drehe und wende ich sie. »Hast du das getan? Um

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