James Bond 16: Kernschmelze. John Gardner

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James Bond 16: Kernschmelze - John  Gardner James Bond

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Kurve herauszubringen.

      Er folgte einer komplizierten Abfolge von Landstraßen, einer Abkürzung durch Hecken und Felder und vorbei an hohen Bäumen, die die Nebenstraßen von Surrey säumten. Es war eine Route, die quer durchs Land führte und ihn schließlich zur Zufahrt nach Guildford und dann geradewegs über gute Straßen nach London bringen würde. Bond fuhr viel zu schnell. Ein Blick auf die Digitalanzeigen, die sich in der Windschutzscheibe seines speziell aufgerüsteten Saabs spiegelten, verriet ihm, dass der Wagen mit fast hundertfünfzehn Stundenkilometern unterwegs war. Auf dieser Art von Nebenstraßen war das definitiv gefährlich. Der Motor heulte auf, als er erneut einen Gang runterschaltete und dann durch eine Reihe S-Kurven beschleunigte. Langsam kehrte der gesunde Menschenverstand zurück, und Bond bremste, um die Geschwindigkeit auf ein realistischeres Maß zu drosseln. Er war jedoch noch immer aufgebracht und wütend.

      Er hatte diese Strecke an diesem Abend schon einmal in die andere Richtung zurückgelegt, um zu seinem kürzlich erworbenen und neu eingerichteten Landhaus zu gelangen. Nun raste er an diesem schönen Freitagabend Anfang Juli mit halsbrecherischer Geschwindigkeit nach London zurück. Das Wochenende war seit einiger Zeit geplant gewesen, und da die Handwerker und Innenausstatter ihre Arbeiten gerade abgeschlossen hatten, hätte das sein erstes freies Wochenende im Landhaus werden sollen. Außerdem hatte er geplant, es mit einer langjährigen Freundin zu verbringen – einer lebhaften, herrlich attraktiven Blondine –, mit der er sich, wie Ms Stabschef Bill Tanner es ausgedrückt hatte, »seit Jahren immer mal wieder vergnügte«. Die Tatsache, dass sie nur knapp zehn Kilometer von seinem Landhaus entfernt wohnte, hatte großen Einfluss auf Bonds Kaufentscheidung gehabt. An diesem Freitag hatte er einen ganzen Berg Papierkram in Rekordzeit erledigt und das Büro nicht einmal in der Mittagspause verlassen, damit er rechtzeitig das Londoner Verkehrschaos hinter sich lassen konnte, bevor der übliche freitägliche Feierabendverkehr begann.

      Die Landschaft zeigte sich von ihrer besten Seite. Der vielseitige Duft eines perfekten Sommers strömte ins Innere des Autos und brachte ein Gefühl der Behaglichkeit und Zufriedenheit mit sich – etwas, das Bond in letzter Zeit nur selten erlebte.

      James Bond war kein abergläubischer Mann, doch als er sich an diesem Abend dem Landhaus näherte, fiel ihm auf, dass sich dort mehr Elstern als gewöhnlich aufzuhalten schienen. Sie flogen tief, segelten und flatterten quer über die Straßen und Wege wie schwarz-weiße Würfel bei einem Glücksspiel. Bond dachte an das alte Sprichwort: »Eine steht für Trauer, zwei für Freude.« An diesem Abend segelten jede Menge einzelne Elstern um sein Auto herum.

      Als er das Landhaus erreichte, stellte Bond eine Flasche 55er Dom Perignon kalt und wusste, dass er entweder köstlich oder der teuerste Weinessig sein würde, den er je probiert hatte.

      Dann ging er in das zusätzliche Zimmer im Erdgeschoss, zog den einigermaßen konservativen Anzug aus und duschte erst mit kochend heißem und dann mit eiskaltem Wasser, das wie Nadeln auf seiner Haut prickelte. Nachdem er sich mit einem rauen Handtuch abgetrocknet hatte, trug Bond eine kleine Menge Parfum von Guerlain auf, bevor er eine leichte marineblaue Kammgarnhose und ein weißes Baumwollhemd anzog. Er schlüpfte in bequeme weiche Ledersandalen und befestigte gerade die alte und geschätzte goldene Rolex Oyster Perpetual an seinem Handgelenk, als das Telefon klingelte.

      Es war eher ein Schnurren als ein Klingeln. Das rote Telefon. Sein Herz wurde schwer. Sowohl hier im Landhaus als auch in seiner Londoner Wohnung in der King’s Road musste James Bond zwei Telefone haben: eins für den normalen Gebrauch, auch wenn es nicht registriert war, und ein zweites, einen roten Apparat – ein flaches, eckiges Gerät ohne Wählscheibe oder Ziffernblock. In seiner Branche galt es als »abhörsicher«. Dieses sichere, saubere, nicht zu verwanzende Telefon war direkt mit dem Gebäude im Regent’s Park verbunden, das als Hauptgeschäftsstelle von Transworld Export Ltd. bekannt war.

      Bevor er auch nur eine Hand nach dem Telefon ausgestreckt hatte, verspürte Bond einen ersten Anflug leichter Verärgerung. Der einzige Grund für einen Anruf aus dem Hauptquartier an einem Freitagabend war irgendeine Art Notfall, oder ein Bereitschaftszustand, den M extra für Bond geschaffen hatte. Bonds Verärgerung wurde vermutlich noch von der Tatsache verstärkt, dass in letzter Zeit viele Notfälle bedeutet hatten, tagelang in einem Kontroll- oder Kommunikationsraum herumzusitzen oder eine komplexe Besprechung durchzustehen, die mit der Anweisung endete, die geplante Mission abzubrechen. Die Zeiten hatten sich geändert, und Bond hielt nicht viel von den politischen Einschränkungen, die man dem Secret Service auferlegt hatte, dem er nun schon länger treue Dienste leistete, als er sich eingestehen wollte.

      Er nahm den Hörer des roten Telefons ab.

      »James?« Wie Bond erwartet hatte, erklang Bill Tanners Stimme am anderen Ende der Leitung.

      Bond brummte eine säuerliche Bestätigung.

      »M braucht Sie hier«, sagte Tanner tonlos.

      »Jetzt?«

      »Seine genauen Worte möchte ich am Telefon nicht wiederholen, aber er hat angedeutet, dass Sie sich so schnell wie möglich herbemühen sollen.«

      »An einem Freitagabend?«, hakte Bond nach. Seine Verärgerung wuchs schnell an, während er vor seinem inneren Augen sah, wie sein idyllisches Wochenende verschwand wie der Inhalt einer ausgezeichneten Flasche Wein, die man in den Ausguss schüttete.

      »Jetzt sofort«, betonte der Stabschef und legte auf.

      Als er die Abfahrt nach Guildford erreichte, erinnerte sich Bond an die Enttäuschung in der Stimme seiner Freundin, als er sie angerufen hatte, um ihr gemeinsames Wochenende abzusagen. Er schätzte, dass ihm das ein gewisser Trost sein sollte – nicht dass es in letzter Zeit viel gegeben hätte, das Bond Trost spendete. Es hatte sogar Augenblicke gegeben, in denen er ernsthaft über eine Kündigung nachgedacht hatte – oder wie es im Fachjargon hieß: »eine Privatisierung«. Fachjargon änderte sich. Früher wäre dieser Ausdruck gleichbedeutend mit Abtrünnigkeit gewesen, doch das war nun nicht mehr der Fall.

      »Die Welt und die Zeiten ändern sich, James«, hatte M vor ein paar Jahren zu ihm gesagt, als er ihm die Neuigkeit eröffnet hatte, dass sein gesonderter Doppelnullstatus – der bedeutete, dass er die Lizenz besaß, in Ausübung seiner Pflicht zu töten – abgeschafft werden würde. »Narren und Politiker haben keine Ahnung von unseren Anforderungen. Die werden schon bald dafür sorgen, dass wir nach der Stechuhr arbeiten müssen.«

      Dieses Gespräch hatte während der sogenannten Neuordnungssäuberung stattgefunden, die man beim Secret Service oft nur als »Operation gelungen, Patient tot«-Aktion bezeichnete, ähnlich wie das berühmte »Halloween-Massaker« bei der CIA, bei dem man zahllose treue Mitarbeiter des amerikanischen Geheimdiensts buchstäblich über Nacht entlassen hatte. Ähnliche Aktionen waren in Großbritannien durchgeführt worden. Man hatte die finanziellen Mittel gestrichen und eine Vorgehensweise angeordnet, die eine großspurige Anordnung aus Whitehall als »eine realistischere Logik in Bezug auf den Geheim- und Sicherheitsdienst« bezeichnete.

      »Sie versuchen, uns die Zähne zu ziehen, James«, hatte M an diesem deprimierenden Tag weiter erklärt. Dann hatte M eines dieser seltenen Lächeln aufblitzen lassen, die seine tief liegenden grauen Augen stets zu erhellen schienen, und schnaubend bemerkt, dass sich Whitehall mit dem falschen Mann angelegt habe, solange er noch das Sagen habe. »Soweit es mich betrifft, 007, werden Sie 007 bleiben. Ich werde die volle Verantwortung für Sie übernehmen. Und Sie werden wie immer ausschließlich von mir Befehle und Aufträge entgegennehmen. Es gibt Momente, in denen dieses Land einen Friedensstifter braucht – eine Schlagwaffe –, und verdammt noch mal, den wird es auch haben. Die können uns mit ihrem Papierkram bombardieren und die Doppelnullabteilung abschaffen. Wir werden einfach den Namen ändern. Von nun an wird es die Spezialabteilung sein, und Sie sind ein Teil davon. Verstanden, 007?«

      »Natürlich,

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