James Bond 15: Colonel Sun. Robert Markham
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Die Sonne brannte unerbittlich vom Himmel. Insekten summten in dem kleinen Gürtel aus Brombeersträuchern, Vogelbeerbäumen und Weißbirkentrieben zu ihrer Linken. Bonds Blick wanderte von der schlanken, konzentrierten Gestalt des Stabschefs zum Grün, das sich etwa vierhundert Meter entfernt befand, dann weiter zu der berühmten alten Eiche am achtzehnten Grün des alten Platzes und schließlich zu der reglosen Reihe geparkter Autos. War das die richtige Art zu leben? – eine anspruchslose Partie Golf mit einem Freund, auf die zu gegebener Zeit eine gemütliche Fahrt zurück nach London folgte (bei der man die M4 mied), und dann ein leichtes Abendessen allein in der Wohnung, ein paar Runden Piquet mit einem anderen Freund – 016 von Station B hatte Urlaub und war für zehn Tage aus Westberlin nach Hause gekommen – und zu guter Letzt um halb zwölf ab ins Bett. Es war zweifellos eine sehr viel vernünftigere und erwachsenere Routine als die Runde Gin und die Beruhigungsmittel, die er noch vor ein paar Jahren gebraucht hatte, vor seiner albtraumhaften Odyssee durch Japan und die UdSSR. Er sollte sich dafür auf die Schulter klopfen, dass er es durch diese schwierige Zeit geschafft hatte. Und dennoch …
Mit dem Geräusch eines hinabsausenden Säbels zischte Bill Tanners Driver durch die stehende, warme Luft, und sein Ball, der für einen Augenblick aus der Realität zu verschwinden schien, tauchte wieder auf und beschrieb einen weiten Bogen. Es war ein wundervoller, hoher Schlag, der so ausgeführt war, dass er den Ball weit genug nach links brachte, um nicht zwischen der Gruppe aus Waldkiefern zu landen, die schon viele vielversprechende Spielstände in letzter Minute ruiniert hatte. So wie die Dinge standen, musste er nur einen Gleichstand erzielen, um zu gewinnen.
»Sieht so aus, als wäre das Ihr Fünfer, so ungern ich es zugebe, Bill.«
»Wurde auch Zeit, dass ich Ihnen mal einen abnehme.«
Als James Bond vortrat, um seinen Schlag zu machen, kam ihm der Gedanke, dass es eine noch schlimmere Sünde als die Todsünde der Langeweile geben mochte. Gleichgültigkeit. Zufriedenheit mit dem Zweitbesten. Weich zu werden, ohne es zu merken.
Der Mann mit der ungewöhnlich großen und dunklen Sonnenbrille, der an den offenen Fenstern der Clublounge vorbei in Richtung des Grüns schlenderte, hatte keine Schwierigkeiten, die große Gestalt zu identifizieren, die sich in diesem Augenblick bereit machte, am achtzehnten Loch abzuschlagen. Er hatte im Laufe der vergangenen Wochen jede Menge Übung darin bekommen, sie zu identifizieren, sogar auf noch größere Entfernungen als diese. Und in diesem Moment schärfte Dringlichkeit seinen Blick.
Falls irgendein Mitglied des Clubs den Fremden mit der Sonnenbrille bemerkt hätte und mit der Frage, ob man ihm helfen könne, auf ihn zugekommen wäre, hätte diese Person die höfliche Antwort erhalten, dass er keine Hilfe benötige. Diese Antwort wäre mit einem nicht ganz britisch klingenden Akzent gegeben worden – nicht unbedingt fremdsprachlich, vielleicht südafrikanisch. Der Fremde hätte erklärt, dass er sich hier mit Mr John Donald treffen wolle, der jeden Moment zu ihm stoßen werde, um mit ihm die Möglichkeiten einer Mitgliedschaft zu besprechen. (Tatsächlich befand sich Mr John Donald derzeit in Paris, wie ein paar sorgsam geführte Telefonate früher an diesem Tag ans Licht gebracht hatten.) Doch niemand sprach den Mann mit der Sonnenbrille an. Keiner der Anwesenden bemerkte ihn auch nur. Das war nicht überraschend, weil eine langwierige, kostspielige Ausbildung dafür gesorgt hatte, dass er sehr gut darin war, nicht bemerkt zu werden.
Der Mann schlenderte über das Grün und schien mit Interesse das beeindruckende Zierblumenbeet mit seinen dichten Reihen aus Fackellilien und früh blühenden Chrysanthemen zu betrachten. Seine Haltung war vollkommen entspannt und sein Gesicht ausdruckslos, während die Augen hinter der Sonnenbrille in Richtung der Blumen schauten. Sein Verstand jedoch lief auf Hochtouren. Die heutige Operation war bereits drei Mal vorbereitet und dann jedes Mal in letzter Sekunde abgebrochen worden. Der Terminplan war so straff, dass eine weitere Verschiebung das gesamte Vorhaben zum Scheitern verurteilen mochte. Das hätte ihn sehr verärgert. Er wollte, dass die Operation durchgeführt werden konnte – nicht aus irgendwelchen ausgefallenen idealistischen oder politischen Gründen. Es ging um seinen beruflichen Stolz. Dieses Unternehmen wäre – sofern alles glatt lief – die unfassbarste und tollkühnste Gesetzesübertretung, von der er je gehört hatte. Mit dem Erfolg eines solchen Projekts in Verbindung gebracht zu werden, würde ihm zweifellos einen Aufstieg bei seinen Arbeitgebern einbringen. Ein Scheitern des Projekts hingegen …
Der Mann mit der Sonnenbrille schlang für einen Augenblick die Arme um seinen Körper, als hätte die herannahende Abenddämmerung eine verirrte kühle Brise mitgebracht, die ihn frösteln ließ. Der Moment verging. Er hatte kein Problem damit, sich wieder zu entspannen. Er dachte leidenschaftslos über die nicht zu leugnende Tatsache nach, dass der Zeitplan, nach dem er arbeitete, sogar noch straffer war als der Terminplan und kaum noch einzuhalten. Sie waren bereits eine halbe Stunde im Verzug. Dieser Bond und sein Begleiter hatten sich viel Zeit gelassen, um sich bei ihrem Mittagessen in dem Restaurant für reiche Aristokraten den Bauch vollzuschlagen. Wenn sie sich nun auch noch bei den Drinks Zeit ließen, die solche Leute um diese Uhrzeit einzunehmen pflegten, würde es sehr unangenehm werden.
Ein beiläufiger Blick zeigte ihm, dass die beiden Engländer ihre Runde dieses kindischen Spiels beendet hatten und sich nun dem Clubhaus näherten. Der Mann mit der Sonnenbrille, dessen Augen hinter den dunklen Gläsern nicht zu erkennen waren, beobachtete sie von der Seite, bis sie unter albernem Gelächter aus seinem Sichtfeld verschwanden. Es hatte keine weitere Verzögerung gegeben. Obwohl er seit einer halben Stunde nicht mehr auf seine Uhr geschaut hatte und es auch jetzt nicht tat, wusste er auf die Minute genau, wie spät es war.
Eine Pause entstand. Abgesehen von ein paar entfernten Stimmen, einem Motor, der auf dem Parkplatz angelassen wurde, und einem Jet irgendwo weit oben am Himmel herrschte Stille. Irgendwo schlug eine Uhr. Der Mann inszenierte eine knappe Geste, wie eine Person, die mit Bedauern beschloss, dass sie wirklich nicht noch länger warten konnte. Dann ging er gemächlich Richtung Eingang. Als er sich der Straße näherte, nahm er seine Sonnenbrille ab und ließ sie vorsichtig in die obere Jacketttasche seines unauffälligen hellgrauen Anzugs gleiten. Seine Augen waren von einem verwaschenen Blau, das auf seltsame Weise zu seinem tiefschwarzen Haar passte. In ihnen lag das kontrollierte Interesse eines Scharfschützen, der nach seinem Gewehr greift.
»Finden Sie, dass ich weich werde, Bill?«, fragte Bond zwanzig Minuten später, als sie an der Bar standen.
Bill Tanner grinste. »Ärgern Sie sich immer noch darüber, dass Sie mit zwei Punkten Abstand gegen mich verloren haben?« (Bond hatte auf dem letzten Grün einen Putt aus nur gut einem Meter Abstand verpatzt.)
»Das meine ich nicht, es ist nur … Also, es fängt schon damit an, dass ich unterbeschäftigt bin. Was habe ich dieses Jahr denn schon gemacht? Eine Reise in die Staaten, um etwas zu erledigen, das sich als eine Art Unhöflichkeitsbesuch herausstellte, und dann dieses elende Fiasko im Juni drüben im Osten.«
Bond war nach Hongkong geschickt worden, um den Transport eines gewissen Chinesen und einer Anzahl ungewöhnlicher Waren auf das kommunistische Festland zu überwachen. Der Mann war kurz vor Bonds Ankunft verschwunden und zwei Tage später in einer Gasse in der Nähe des Hafens gefunden worden. Sein Kopf war fast vollständig vom Körper abgetrennt. Nach drei weiteren Tagen, die hauptsächlich deswegen unvergesslich waren, weil in dieser Zeit ein gewaltiger und anhaltender Taifun tobte, war die Mission abgebrochen und