Schloss Frydenholm. Hans Scherfig

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Partei geworden.“

      Reichspolizeichef Rane fand das vortrefflich und fragte, womit er dem Professor dienen könne.

      Ja, die Sache war die: Professor Praahs hatte daran gedacht, daß vielleicht in irgendeinem Archiv noch ein Bericht über seinen Sohn aufbewahrt würde. Möglicherweise sei der Name seines Sohnes in irgendeiner Kartei enthalten. Und in dieser unsicheren Zeit könne man ja nicht wissen, wie sich die Verhältnisse in Dänemark noch entwickeln würden. Wenn eine Karteikarte, die den Namen Flemming Praahs trug, zufällig in die Hände der Deutschen käme, könne das vielleicht sehr unangenehm für ihn werden. Was sei nicht schon alles in Österreich und in Norwegen und nun in Holland passiert.

      Der Reichspolizeichef erhob sich lächelnd und machte eine Aufmerksamkeit heischende Handbewegung. Professor Praahs hatte plötzlich das Gefühl, er solle fotografiert werden. Genauso hatte der Fotograf in der kleinen Provinzstadt ausgesehen, wo Professor Praahs als Vierjähriger zum erstenmal fotografiert worden war, mit Kleidchen und Knöpfstiefeln und an einen Birkenstamm gelehnt. Dieser Fotograf aus der Kindheit hatte die gleichen pomadisierten Locken gehabt und den gleichen Flatterschlips getragen wie Rane. Praahs wartete förmlich darauf, daß sich der Reichspolizeichef im nächsten Augenblick ein schwarzes Tuch über den Kopf ziehen und sagen würde: „Paß auf, mein Kleiner! Gleich kommt ein lustiger Piepmatz aus dem Kasten!“

      Rane trat dicht vor den Professor hin und tippte ihm mit seinen geschmeidigen Fingern auf die Brust. „Professor“, sagte er, „ich will Ihnen etwas anvertrauen, was unter uns bleiben muß. Wenn es herauskäme, würde es mich vielleicht den Kopf kosten.“

      Professor Praahs sah erschrocken auf das gelockte Haupt des Reichspolizeichefs. „Wie soll ich das verstehen?“

      „Wenn Sie, Herr Professor, einmal die Geschichte dieser Jahre schreiben, dürfen Sie es gern erwähnen. Vorläufig muß es ein Geheimnis zwischen uns zwei dänischen Männern bleiben.“

      Er näherte sein Gesicht dem des Professors, und der Professor wich ein wenig vor dem starken Pomadenduft, der den Locken des Reichspolizeichefs entströmte, zurück. Mit gedämpfter Stimme erklärte Rane: „Herr Professor Praahs! Für Sie als Historiker ist es wichtig, zu erfahren, daß ich bereits am Morgen des neunten April der Sicherheitspolizei den Befehl gegeben habe, alle Dokumente aus dem Archiv der Reichspolizei zu verbrennen, die dänische Staatsangehörige oder Angehörige anderer mit Deutschland Krieg führender Nationen in Gefahr Bringen könnten. Ich habe nicht nur sofort den Befehl zur Verbrennung dieser Dokumente gegeben, ich habe mich auch persönlich davon überzeugt, daß der Befehl ausgeführt wurde.“

      Bewegt ergriff der Professor die Hand des Reichspolizeichefs. Er konnte in diesem Augenblick keine Worte finden. Aber sein fester Händedruck sagte mehr als viele Worte.

      Nachdem Professor Praahs den Tempelsaal der Reichspolizei verlassen hatte und in den Katakomben des Polizeipräsidiums verschwunden war, hob Rane den Hörer eines der Telefone auf seinem Schreibtisch ab und rief die Abteilung Dan.

      „Hansen? Ach, Sie sind es, Thygesen. Hören Sie mal zu! Würden Sie bitte in der Sonderkartei nach einem Mann namens Praahs suchen? Praahs, Flemming, cand. polit. ist er damals gewesen. Ist er dabei?“ Der Reichspolizeichef wartete einige Minuten. „Ja, hallo! Sie haben ihn, Thygesen? Ausgezeichnet. Würden Sie bitte seine Karte aus der Kartei nehmen und sie mir mit der dazugehörenden Akte herüberschicken? Danke!“

      Auf diese Weise verschwand Flemming Praahs aus dem politischen Leben mit seinen Gefahren und Unannehmlichkeiten.

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